Der trockene Sommer hat den Pilzen in Wald und Flur nicht geschadet. Wo es die vergangenen Wochen geregnet hat, sprießen wenig später Pilze – und Pilzsammler werden fündig. Kiloweise würden mancherorts Steinpilze aus dem Wald geholt, berichtete Oliver Duty, der Landespilzsachverständige von Mecklenburg-Vorpommern der dpa. Trotz des sehr trockenen Sommers verspricht der Pilzherbst 2022 ein reicher zu werden – zumindest dort, wo es nun ordentlich regnet. "Es ist lokal sehr unterschiedlich", so lautet das Fazit von Oliver Duty.
Pilzsaison 2022: wo es regnet, wachsen Pilze
Lutz Helbig, der Pilzsachverständige von Brandenburg, berichtet aber über eine Veränderung im Wald: Die Pilze wachsen im Süden Brandenburgs eher sporadisch und die alte Faustregel, ab etwa August die Körbe füllen zu können, gilt so nicht mehr. "Heute schauen selbst Mykologen auf die Niederschlagskarten, um Pilze finden zu können."
Ein Grund ist ihm zufolge, dass das Aufkommen von Pilzarten nicht nur eng verbunden ist mit ihrer Ernährung, sondern stark vom Niederschlag beeinflusst wird. Sogenannte Mykorrhiza-Pilze wie Marone und Steinpilz gehen eine Symbiose mit Baumarten wie der Kiefer oder der Eiche ein. Doch die Bäume stehen nach den vergangenen Jahren im Trockenstress. "Geht es diesen Bäumen beziehungsweise dem Wald nicht gut, geht's auch den Mykorrhizapilzen nicht gut."
Bei den Speisepilzen, die gerne im Spätherbst wachsen, könnten sich jetzt noch alle entwickeln, erklärt die Pilzsachverständige Sabine Mengel aus dem schwäbischen Obergriesbach (Landkreis Aichach-Friedberg). Pilzfans könnten im Moment und in den nächsten Wochen in Bayern beispielsweise Maronen-Röhrling, Steinpilz oder Krause Glucke finden. "Alles, was gerne ab September kommt, das kann jetzt noch kommen." Für Morcheln hingegen sei es zu spät.
Wichtige Tipps für Pilze sammeln
Nach den ersten ergiebigen Regenfällen sollten Pilzsammler ein bis zwei Wochen warten, ehe sie losziehen, rät Oliver Duty. Wenn der Boden so trocken sei wie nach diesem Sommer, brauche es eine gewisse Zeit, bis das Wasser ankomme. Da reiche ein Schauer nicht. "Wo aber richtig was runtergekommen ist, da steht der Wald voll."

- Pilze nicht in der Dämmerung oder nachts sammeln: Darauf weist der Deutsche Jagdverband hin. Pilzsammler stören ansonsten Reh und Co.
- Sammler sollten aufpassen, wie weit sie sich in Dickichte und Gebüsche schlagen. Diese sind sozusagen Wild-Wohnzimmer.
- Wer einen essbaren Pilz gefunden hat, sollte ihn vorsichtig herausdrehen oder abschneiden, ihm aber keinesfalls mit der Schaufel zu Leibe rücken. Damit könnte das unterirdische Pilzgeflecht zerstört werden. Beim Herausdrehen bleibt der Stiel dran, das hilft später bei der Bestimmung des Pilzes.
- Zum Transport der schon im Wald grob gereinigten Pilzernte eignet sich ein luftiger Korb oder ein Stoffbeutel. In Plastiktüten verderben Pilze dagegen schnell.
Gut zu wissen: Da die Leckerbissen unter Artenschutz stehen, ist es übrigens nur erlaubt, kleine Mengen für den Eigenbedarf zu sammeln.
Neue Pilzsorten verbreiten sich
Oliver Duty berichtet auch von Neulingen unter den Pilzen im Wald. Dazu zähle die Falsche Rotkappe, die aus den USA möglicherweise mit Nadelbaum-Importen nach Europa gelangt sei und nun von den baltischen Staaten her einwandere. Erstmals sei die Falsche Rotkappe, die essbar sei, in Mecklenburg-Vorpommern vor ein paar Jahren auf Rügen gefunden worden. Im vergangenen Jahr habe es Funde bei Rostock und nahe Grabow im Landkreis Ludwigslust-Parchim gegeben. "In Brandenburg kommt dieser Pilz schon massenhaft vor."
Die Falsche Rotkappe kann mit Marone oder Steinpilz verwechselt werden. Im Unterschied zur herkömmlichen Rotkappe ist der Stiel der Falschen Rotkappe stark gefurcht. Die Verbreitung erfolgt über Sporen, die der Wind weitertransportiert.
Mit dem Klimawandel rechnet Duty auch mit dem Auftauchen neuer, wärmeliebender Pilzarten in Mecklenburg-Vorpommern, sagte Duty. Darunter könnten auch giftige sein, warnte er.
Gefahr im Blick: Vorsicht bei giftigen Doppelgängern
Wer im Wald Pilze sammelt, sollte sich gut auskennen. Denn manche Expemplare sind giftig. Das Problem ist, häufig sehen sie den genießbaren Pilzen zum Verwechseln ähnlich.
In Deutschland gibt es sehr giftige Expemplare, beispielsweise den Grünen Knollenblätterpilz. Sammler können ihn schnell mit dem essbaren Wiesen-Champignon verwechseln.
Sammler sollten Pilze nur mitnehmen, wenn sie diese hundertprozentig kennen und bestimmen können, rät der Nabu. Bestimmungsbücher, Pilz-Apps, Kurse oder Pilzberatungsstellen können hilfreich sein.
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