Grillen ist weder klimaneutral noch besonders ressourcenschonend. Und, wie sich erahnen lässt, wenn die Augen in Grillnähe zu tränen beginnen: Es belastet die Atemluft. "Das Grillen mit Holzkohle führt zu wirklich hohen Emissionen", erklärt Christian Liesegang vom Umweltbundesamt (UBA). Im Qualm stecken Feinstaub und andere krebserzeugende Substanzen, so der Experte.
Jeden Tag mit Kohle grillen sei deswegen enorm ungesund. Global gesehen ist der beim Brutzeln anfallende Rauch aber nicht das Hauptproblem. Der TÜV Rheinland hat schon 2011 eine Öko-Bilanz für einen typischen Grillabend von zwei Familien mit acht Personen erstellt. Mit allen drei Grillarten – also Elektro, Kohle und Gas – entstanden Emissionen zwischen 17,5 und 18 Kilogramm klimaschädliche Treibhausgase, berechnet als CO2-Äquivalente. Das entspricht einer Autofahrt von rund 120 Kilometern in einem Mittelklassewagen.
Rindfleisch auf Grill ist größter Klimasünder
Welche Art von Grill man verwendet, spiele dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle, so die Prüfer. Etwa 95 Prozent der durch das Grillen anfallenden klimarelevanten Emissionen werden nämlich durch die Erzeugung und den Transport bis hin zum Verkauf des Grillguts verursacht. Was verursacht die meisten Treibhausgase?
- Der größte Klimasünder sei dabei Rindfleisch. Die Wiederkäuer stoßen große Mengen des starken Treibhausgases Methan aus.
- Danach kommt in der TÜV-Bilanz der Grillkäse, weil darin so viel Milch verarbeitet ist.
- Die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch belaste das Klima weniger als Rindfleisch und Käse, aber immer noch um ein Vielfaches mehr als Gemüse.

Das schlechte Gewissen grillt also mit. Auch, weil wir natürlich wissen, dass das Fleisch auf dem Grill nicht als knuspriges Rippchen oder mariniertes Steak auf die Welt kam. Und wir wissen auch, wie viele Tiere, vor allem in der konventionellen Massentierhaltung, in ihrem kurzen Leben bis zur Schlachtbank leiden. In unseren Tests bestätigt sich das schlechte Image der Hühner-, Rindtier- und Schweinehaltung leider mehrheitlich.
Wie viel Kilogramm Treibhausgase verursacht Rindfleisch?
Wir haben Zahlen zum Grillen gesammelt:
- Bis zu 28 kg Treibhausgase verursacht 1 kg Rindfleisch.
- Weniger als 1 kg Treibhausgase verursacht 1 kg Gemüse.
- 87,7 % der Deutschen können sich nicht vorstellen, beim Grillen auf Fleisch zu verzichten.
- 38,9 % der Deutschen können sich nicht vorstellen, beim Grillen auf Gemüse zu verzichten.
- 67,3 % der Deutschen grillen mit Holzkohle.
- 143.282 Tonnen Grillfleisch wurden in Deutschland 2018 verkauft, außerdem 89.227 Tonnen Würstchen und 41.180 Tonnen Grillgeflügel. Das beliebteste Grillfleisch sind Schweinesteaks.
Nachhaltiger Grillen für Umwelt und Tiere
Tests von Grillwürsten und Grillfleisch zeigten etwa: Die Schweine leben eingepfercht in engen Ställen. Viele werden ohne Betäubung kastriert, die Schwänze werden ihnen abgeschnitten. Die Haltungsbedingungen machen die Tiere krank – und statt die Haltungsbedingungen zu verbessern, bekommen die Tiere Antibiotika. Rückstände davon hat ÖKO-TEST in wenigen Fällen sogar in Grillfleisch und -würsten nachgewiesen. In Grillfleisch fanden die von uns beauftragten Labore in einigen Fällen auch multiresistente Keime.
Und jetzt? Wir meinen: Nichtgrillen ist auch keine gute Alternative. Denn: Jeder hat es selbst in der Hand, sein Grillfest weniger belastend für Umwelt und Tiere zu gestalten. Unsere Tipps helfen hoffentlich dabei.
Nachhaltiger Grillen: Mit diesen Tipps klappt's
1. Rauchentwicklung eindämmen
Das Umweltbundesamt empfiehlt, besser einen Gas- oder Elektrogrill zu verwenden, um die Luft weniger zu belasten. Wenn es doch Kohle sein soll, lässt sich mit einem Anzündkamin und guter Luftzufuhr die Rauchentwicklung geringer halten. Davon profitieren auch die Atemwege der Grillfestteilnehmer und Nachbarn.
"In Innenhöfen und auf Balkonen sollte man es ganz vermeiden, mit Holzkohle zu grillen", sagt Christian Liesegang vom UBA. Neben dem Qualm sei der Funkenflug nicht zu unterschätzen. Deshalb: Nicht unter Bäumen oder auf trockenen Wiesen grillen.

2. Bessere Kohle kaufen
Eigentlich ein Skandal: Grillkohle aus Raubbau in Urwäldern ist bis heute nicht verboten. Steht auf der Verpackung gar keine Angabe zur Herkunft oder Baumart, sollte man skeptisch sein. In unserem Test Grillkohle haben wir überprüft, welche tropischen oder nichttropischen Baumarten in den Tüten stecken.
Umweltschutzorganisationen wie der WWF und Pro Regenwald empfehlen Kohle mit dem Siegel des Öko-Verbands Naturland. Naturland macht nicht nur noch strengere Vorgaben für eine nachhaltige Waldwirtschaft als das Label des Forest Stewardship Council (FSC), sondern regelt auch die Verarbeitung – zum Beispiel dass die Kohle in einem geschlossenen Verfahren verarbeitet und auch die dabei entstehende Abwärme sinnvoll genutzt wird.
Auch Produkte mit FSC-Zertifzierung sind im Zweifel aber vertrauenswürdiger als solche mit vager Werbung wie "ohne Tropenholz", "Naturprodukt" oder "aus bewirtschafteten Forstbeständen".
3. Weniger Fleisch essen
Je mehr Gemüse und je weniger tierische Produkte auf den Grill kommen, desto besser ist die Umweltbilanz. Wenn es Fleisch sein soll: Schweinefleisch und Geflügel sind weniger klimaschädlich als Rindfleisch und Grillkäse.
Bemerkungen über Sojasteaks nach dem Motto "Für den Sojaanbau wird doch auch Regenwald abgeholzt" entbehren übrigens jeder Grundlage. Gerade einmal zwei Prozent des weltweiten Sojaanbaus werden direkt zu Lebensmitteln für den Menschen verarbeitet. Das meiste landet im Trog der Tiere.
Darauf können Sie bei Fleisch und Fisch achten
4. Bio-Fleisch bevorzugen
Bio-Tiere haben’s besser. Klar: Besser heißt nicht gut. Auch im Bio-Bereich gibt es teils kritikwürdige Haltungsbedingungen. Aber für gewöhnlich haben die Tiere mehr Platz und Auslauf. Dabei ist das EU-Bio-Label unterer Standard – die Anbauverbände Bioland, Demeter und Naturland sind strenger.
Auch das Fleisch mit dem Label des Vereins Neuland steht für höhere Anforderungen ans Tierwohl. Würstchen in Bio-Qualität haben noch den gesundheitlichen Vorteil, dass sie frei von Phosphat sind.
5. Fisch gut auswählen
Grillen Sie möglichst ungefährdete Fischarten. Dazu zählen zum Beispiel Karpfen oder Bio-Forelle aus heimischer Zucht oder Wildlachs aus Alaska mit dem Label des Marine Stewardship Council (MSC). Der WWF bietet einen regelmäßig aktualisierten Fischratgeber an, diesen gibt es auch als App. Detaillierte Informationen des Thünen-Instituts zur Situation einzelner Fischarten finden Sie unter fischbestaende-online.de.
6. Wiederverwendbare Grillschalen nehmen
Besser wiederverwendbare Grillschalen aus Edelstahl oder Keramik verwenden als Aluschalen. Diese sind für säurehaltige oder salzige Speisen ohnehin nicht geeignet, weil Aluminium auf die Lebensmittel übergehen kann. Und: kein Einweggeschirr. Auch "plastikfreies" Einweggeschirr ist oft nicht besonders ökologisch, und Bambusgeschirr enthält in der Regel eine Mischung aus Bambus und Kunststoff.
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