Hanf-Rückruf bei Lidl: Ermittlungen gegen Discounter eingestellt

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 24.11.2022

Spektakulärer Hanf-Rückruf bei Lidl: Discounter darf straflos abrauschen
Foto: Lidl; Mogota d.o.o.; Euphoria Trade s.r.o.; P. Brändle GmbH; Hermann PF Getränke GmbH

Vor rund 15 Monaten rief Discounter Lidl zahlreiche Hanfprodukte zurück. Die Behauptung: Die Tees, Kekse und Öle enthielten zu viel THC und könnten zu Stimmungsschwankungen und Müdigkeit führen. Nun hat die Staatsanwaltschaft abgewinkt: Die Gutachter konnten keine erhöhten THC-Konzentrationen in den Produkten finden.

Das sorgte für mächtig Spott: Die Discounterkette Lidl rief im Sommer 2021 aus eigenem Antrieb mehrere Hanfprodukte zurück (siehe Bild), die sich in vielen Läden im Angebot befunden hatten. Der Discounter hatte als Grund angegeben, dass die Produkte zu hohe Konzentrationen an Tetrahydrocannabinol (THC) enthielten: Der Cannabis-Wirkstoff ist bekanntlich rauscherzeugend. Auch ÖKO-TEST berichtete damals.

Daraufhin wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verkaufs von hanfhaltigen Lebensmitteln gegen den Discounter eingeleitet. Allerdings umsonst: Wie heute bekannt wurde, wurde das Verfahren bereits im August 2022 eingestellt. Lidl hatte Tees, Öle und Riegel also wohl ohne Not aus den Regalen geräumt.

Vermeintlicher Cannabis-Rückruf bei Lidl

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn teilte dazu mit, dass in den untersuchten Produkten ein THC-Gehalt nicht nachweisbar oder bestimmbar gewesen sei oder unter dem erlaubten Grenzwert von 0,2 Prozent gelegen habe. Nach Einschätzung des Sachverständigen war ein "Missbrauch zu Rauschzwecken" durch die Produkte so gut wie ausgeschlossen. Die vermeintlichen Haschkekse, die der Discounter verkauft hatte, waren gar keine.

Das Gericht beanstandete lediglich, dass sich in der Verpackung eines Produkts der Ausschnitt eines Stadtplans von Amsterdam befunden habe, auf dem der Standort einiger Coffeeshops angegeben war. Dadurch, so die Staatsanwaltschaft in schönstem Juristendeutsch, bestand der Verdacht, "dass einem öffentlich nicht eingrenzbaren Personenkreis eine Gelegenheit zum unbefugten Erwerb von Betäubungsmitteln mitgeteilt wurde". Sprich: Die Teepackung könnte den Weg zum Dealer weisen. Das entsprechende Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.

Warum ruft Lidl Hasch zurück, das es nicht gibt?

Offen bleibt die Frage, warum Lidl die betroffenen Produkte im Sommer 2021 überhaupt zurückgerufen hat. Hat der Discounter einen abenteuerlichen PR-Stunt in eigener Sache inszeniert? Oder gingen die Verantwortlichen im letzten Jahr wirklich davon aus, versehentlich verbotene Produkte in die Regale geräumt zu haben? Geblieben ist es bei: viel Rauch, aber wenig Feuer.

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