Goldener Windbeutel 2023: Überzuckerte Pom-Bären als "dreisteste Werbelüge" ausgezeichnet

Autor: Redaktion (lw) | Kategorie: Essen und Trinken | 27.06.2023

Goldener Windbeutel 2023: Pom-Bär Ofen-Minis als "dreisteste Werbelüge" ausgezeichnet
Foto: Foodwatch Deutschland

Chipshersteller Intersnack erhält den diesjährigen "Goldenen Windbeutel" der Verbraucherorganisation Foodwatch. Der Negativpreis wird für irreführende Werbung vergeben. Die prämierten Pom-Bär Ofen-Minis würden als gesünder beworben als vergleichbare Produkte, obwohl sie übermäßig viel Zucker und Salz enthielten, so die Kritik.

Der Hersteller Intersnack Deutschland erhält 2023 den Negativpreis "Goldener Windbeutel", den die Verbraucherorganisation Foodwatch jährlich vergibt. Bei einer Online-Abstimmung wählten rund 28 Prozent der über 50.000 Teilnehmenden die Pom-Bär Ofen-Minis zur "dreistesten Werbelüge" des Jahres, so Foodwatch.

Hauptkritikpunkt: Produzent Intersnack bewirbt seine Chips mit der Aussagen "50 % weniger Fett als herkömmliche Kartoffelsnacks" und erweckt so den Eindruck, der Snack sei gesünder als vergleichbare Produkte. Laut Foodwatch enthalten die Pom-Bär Ofen-Minis jedoch rund sechs Mal so viel Zucker (ca. 12 g Zucker pro 100 g Chips) wie die Original Pom-Bären (2,2 g/100 g). Außerdem seien sie stark gesalzen und damit alles andere als eine empfehlenswerte Zwischenmahlzeit. "Intersnack will mit seinen fettreduzierten Chips offenbar gesundheitsbewusste Eltern ansprechen – und verschweigt den hohen Zuckergehalt der Ofen-Pom-Bären", kritisiert eine Foodwatch-Sprecherin.

Vier Stück Würfelzucker auf 100 Gramm Chips

Gegenüber Spiegel Online hatte Intersnack den höheren Zuckergehalt seines Produkts bereits mit einem neuen Herstellungsprozess begründet. Der Lebensmittelkonzern aus Nordrhein-Westfalen wies den Vorwurf zurück, mit dem Produkt vor allem Kinder ansprechen zu wollen. Foodwatch konterte, mit Comicfiguren auf der Verpackung sowie der Bärenform der Chips seien eindeutig die Kriterien für Kinderlebensmittel erfüllt. Der diesjährige Windbeutel-Preisträger Intersnack stehe stellvertretend für einen "im Supermarkt weitverbreiteten Gesundheitsschwindel" sowie "an Kinder gerichtete Junkfood-Werbung", so die Organisation.

Auch wir von ÖKO-TEST kritisieren (nicht nur) in unseren Tests regelmäßig überhöhte Zuckergehalte in Lebensmitteln für Kinder. Lesen Sie dazu: Versteckter Zucker in Lebensmitteln: Diese 6 Tricks nutzen Hersteller besonders oft sowie Lebensmitteln für Kinder im Zucker-Check.

Diese Produkte waren 2023 für den "Goldenen Windbeutel" nominiert.
Diese Produkte waren 2023 für den "Goldenen Windbeutel" nominiert. (Foto: Foodwatch Deutschland)

Neben den Pom-Bären waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel nominiert, so Foodwatch. Die Ergebnisse der Online-Abstimmung im Detail:

  1. Platz: Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack Deutschland (28 Prozent der Stimmen)
  2. Platz: Trinkmahlzeit von Yfood (22,4 Prozent)
  3. Platz: Porridge von 3 Bears (20,2 Prozent)
  4. Platz: Philadelphia mit Ziegenkäse und Rosmarin von Mondelez (20 Prozent)
  5. Platz: Tuc Bake Rolls von Mondelez (9,4 Prozent)

Kritik an den weiteren nominierten Produkten: Die Yfood-Drinks seien, so Foodwatch, überteuerte Milch mit Wasser und zugesetzten Vitaminen, Mineralien sowie Süßstoff; die angeblich "geheime Mischung" des nominierten Porridges bestehe schlicht aus 100 Prozent Haferflocken (zu einem überhöhten Preis); der Philadelphia-Käse enthalte nur 3 Prozent Ziegenkäse; die Bake Rolls seien rund 140 Prozent teurer geworden, ohne ihre Rezeptur entscheidend zu verändern.

Foodwatch vergibt den "Goldenen Windbeutel" seit 2009 jährlich (bis auf 2016 und 2022, als keine Vergabe stattfand). Zuletzt wurde 2021 Rewe prämiert, weil der Supermarkt sein Hähnchenfleisch – laut Foodwatch fälschlicherweise – als klimaneutral beworben hatte.

Die Verbraucherzentrale Hamburg vergibt einen vergleichbaren Negativpreis – mehr dazu in: Heimliche Preiserhöhungen bei Rama & Co.: Das sind die "Mogelpackungen des Jahres"

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