Urban Gardening: Gemüse und Obst aus der Stadt

Autor: Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Bauen und Wohnen | 21.01.2021

Urban Gardening bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen.
Foto: MikeDotta/Shutterstock

Urban Gardening verwandelt innerstädtische Brachflächen und private Balkone und Dachterrassen in blühende Gemüsegärten. Doch was verbirgt sich hinter dem Konzept? Und welche Fehler sollte man vermeiden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

  • Urban Gardening ist eine Antwort auf die ökologischen Fragen unser Zeit.
  • Wer sich für Urban Gardening interessiert, kann seinen Grünen Daumen entweder auf dem eigenen Balkon oder in einem Gemeinschaftgarten ausleben.
  • Für eine erfolgreiche Ernte müssen jedoch ein paar Regeln beachtet werden.

Erdbeeren vom eigenen Balkon oder Kartoffeln aus dem Gemeinschaftsgarten – beim Urban Gardening werden Balkone, Dachterrassen und/oder brachliegende Flächen in der Stadt zu nicht-kommerziellen Gemüsegärten umgewandelt. Die Ideen dahinter sind vielfältig: 

  • Lebensmittel für die urbane Bevölkerung in der Stadt möglichst vor Ort, also lokal, anbauen.
  • Biodiversität stärken, indem "vergessene" Gemüse- und Obstsorten angebaut werden.
  • Die Stadt begrünen und so die Klimabilanz und Lebensqualität verbessern.
  • Antworten auf die zukünftige Versorgung einer immer weiter wachsenen, urbanen Bevölkerung finden.

Urban Gardening: Für Anbau und Wissenserhalt

Urban Gardening heißt übersetzt "städtischer Gartenbau". Vereinfacht gesagt geht es beim Urban Gardening um den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern im städtischen Raum. Das kann privat auf dem eigenen Balkon oder der eigenen Dachterasse erfolgen. Immer häufiger werden aber gemeinschaftliche Projekte organisiert, wie beispielsweise die Prinzessinengärten in Berlin. Neben dem Anbau von Lebensmitteln vermitteln solche Gemeinschaftsprojekte auch Wissen, zum Beispiel über längst vergessene Gemüsesorten und die eigene Herstellung von Saatgut.

Historische Vorbilder vom Urban Gardedning sind unter anderem die Victory Gardens, die in kanadischen und US-amerkanischen Städten während des Ersten Weltkriegs zur Versorgung der Bevölkerung errichtet wurden, die in den 90igern gegründeten und staatlich geförderten Organoponicos, städtische Landwirtschaftsbetriebe auf Kuba, sowie die Community-Garden-Bewegung im New York der 1970er Jahre.

    Gemüsegarten mitten in der Stadt: gut für den Menschen und das Klima.
    Gemüsegarten mitten in der Stadt: gut für den Menschen und das Klima. (Foto: Alison Hancock/Shutterstock)

    Im Gegensatz zum Klein- oder Schrebergartenverein steht beim Urban Gardening in Gemeinschaftsgärten das gemeinsame Bewirtschaften der Flächen im Vordergrund. Eine eigene Parzelle wird in der Regel nicht erworben.

    Illegale Stadtbepflanzung beim Guerilla Gardening

    Als Variante des Urban Gardenings gilt das sogenannte "Guerilla Gardening". Dabei werden Pflanzensamen ohne vorherige Absprache oder städtische Genehmigung auf Verkehrsinseln, Grünstreifen am Straßenrand oder Brachflächen ausgesäht. Rechtlich handelt es sich hierbei um Sachbeschädigung. Zudem haben die Guerilla-Gärtner laut den Paragraphen 94 und 946 des Bürgerlichen Gesetzbuches keinen Anspruch darauf, die Früchte ihrer Aussat zu ernten. Trotzdem wächst die Bewegung seit Jahren kontinuierlich an.

    Gemüse wächst auch in Blumenkästen am Balkongeländer.
    Gemüse wächst auch in Blumenkästen am Balkongeländer. (Foto: ChiccoDodiFC/Shutterstock)

    Geeignete Plätze für den urbanen Garten

    Wer das Glück hat einen eigenen Balkon, oder eine eigene Dachterrasse zu besitzen, kann hier in Blumentöpfen, -kästen und Hochbeeten, seine eigenen Lebensmittel ziehen. Auf kleinsten Flächen bieten sich Europaletten oder auch Hängeampeln an, in denen auf mehreren Etagen Kräuter und Gemüsesorten gezogen werden können.

    Für den Anbau auf öffentlichen Flächen braucht es dagegen in der Regel die Zustimmung der zuständigen Stadtplanungsamtes. So pachten viele Gemeinschaftsgarten-Projekte ihre Nutzflächen für mehrere Jahre von der Stadt oder Kommune. Das können unter anderem Flächen auf Bahnarealen, Industriebrachen oder Dächern von Tiefgaragen sein. Manche Stiftungen oder Unternehmen stellen zudem Fördermittel für den Start eines Gemeinschaftsgartens zur Verfügung.

    Urban Gardening: Auf die Lage kommt es an

    Welche Pflanzen Sie erfolgreich anpflanzen können, hängt nicht zuletzt von der Lage des Balkons und/oder der Dachterrasse ab. Auf einer Fläche mit viel Sonneneinstrahlung gedeihen zum Beispiel Auberginen, Bohnen, Chilis, Gurken, Paprika, Tomaten und Zucchini besonders gut. Salatsorten, Mangold und Bärlauch fühlen sich dagegen an einem schattigen Ort wohler und eignen sich deswegen für Nordlagen.

    Viele Küchenkräuter mögen ein sonniges Plätzchen, ob auf Balkon oder im Gemeinschaftsgarten.
    Viele Küchenkräuter mögen ein sonniges Plätzchen, ob auf Balkon oder im Gemeinschaftsgarten. (Foto: Franz Peter Rudolf/Shutterstock)

    Ähnliches gilt auch für Küchenkräuter. Viele mediterrane Sorten, darunter Thymian, Rosmarin, Oregano, Majoran oder Salbei benötigen viel Sonne und Wärme, Waldmeister und Minze mögen es dagegen schattiger. Speziell für Balkongärtner bieten viele Gärtnereien darüber hinaus inzwischen Gemüse- und Obstsorten im Miniformat an, darunter Gurken, Tomaten und Erdbeeren. 

    Übrigens: Starttermin für die Urban-Garden-Saison ist im April. Einige Pflanzen, darunter Salate, vertragen keinen Frost und sollten darum sogar erst im Mai gepflanzt werden.

    Von Blümchen und Bienchen

    In Gemeinschaftsgärten kann in der Regel eine Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten angebaut werden, von Kartoffeln und Kohl bis zu Erdbeeren und Rhabarber. Obstbäume gibt es dagegen aufgrund der häufig zeitlich begrenzten Pachtverträge eher selten. Oftmals kultivieren die urbanen Gärtner ihre Pflanzen auch in mobilen Behältnissen, wie etwa Hochbeeten, Säcken, Holzkisten oder alten Badewannen, die am Ende eines Pachtverhältnisses relativ einfach umgesiedelt werden können. 

    In machen Projekten sähen die Mitglieder zusätzlich Blumenwiesen aus und stellen Bienenkästen auf. Damit engangieren sie sich gegen das weltweite Bienensterben und können gleichzeitig ihren eigenen Honig ernten. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

    Worin kann ich meine Pflanzen aufziehen?

    Beim Urban Gardening werden häufig Behältnisse zweitverwendet, die in ihrer ursprünglichen Funktion ausgedient haben. Dazu zählen zum Beispiel Badewannen und Europaletten, aber auch Milchkartons und alte Konservendosen. Um am Ende der Saison erfolgreich Gemüse und Obst zu ernten, gibt es jedoch auch hier ein paar Regeln zu beachten:

    1. Pflanzen benötigen genügend Wurzelraum, um gut wachsen und gedeihen zu können. Also besser größere Gefäße wählen und Pflanzen lieber einmal öfter umtopfen.
    2. Überschüssiges Wasser muss abfließen können, denn Staunässe mögen Pflanzen gar nicht. Eine Drainageschicht aus Sand oder Kies in Töpfen oder Hochbeeten saugt überschüssiges Wasser auf. Noch einfacher ist es, wenn das Wasser durch Öffnungen im Boden des Pflanzgefäßes abfließen kann.
    3. Manche Gemüse- und Kräutersorten wachsen nicht gut in direkter Gesellschaft. Schnittlauch und Petersilie sollten Sie zum Beispiel nicht zusammen anpflanzen, genauso wie Möhren und Rote Bete. Salat dagegen verträgt sich mit fast allen anderen Pflanzen.

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