Kerzenlicht gehört zur dunklen Jahreszeit einfach dazu – es sorgt für gemütliche Stimmung. Doch gerade bei Teelichtern stellt sich die Frage: Sind echte Kerzen oder LED-Teelichter die bessere Wahl? Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.
Die Umweltproblematik echter Teelichter
Die meisten Teelichter bestehen aus Paraffin oder Stearin. Paraffin ist ein Nebenprodukt aus der Erdölraffination und daher klimaschädlich und nicht nachhaltig. "Produktion und Verbrennung tragen direkt zum Klimawandel bei, und mit dem schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien wird Paraffin perspektivisch knapper. Aus Umweltsicht ist fossiles Paraffin daher die schlechteste Lösung", erklärt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrem Kerzen-Check 2025. "Für Verbraucher:innen ist wichtig zu wissen: Jeder Rohstoff, der verbrannt wird, geht unwiederbringlich verloren."
Doch auch Stearinkerzen stehen in der Kritik: Stearin wird häufig aus Palmöl hergestellt. Und: Der Anbau ist "besonders in Südostasien eng mit Entwaldung, Torfmoorzerstörung, Verlust von Biodiversität und sozialen Konflikten verbunden", so die DUH.
Ein besonderes Umweltproblem sind die Aluminiumhüllen vieler Teelichter. Das Ausgangsmaterial für Aluminium ist Bauxit, ein Erz, das vor allem in Ländern wie Brasilien, Australien, Indien und Jamaika gefördert wird. Oft wird für den Anbau tropischer Regenwald gerodet. Für die Trennung der Aluminiumanteile aus dem Gestein Bauxit wird Natronlauge verwendet. Der Rotschlamm, der dabei entsteht, besteht aus vielen giftigen Chemikalien, die die Umwelt zerstören. Zudem ist die Herstellung von Aluminium sehr energieintensiv.
Zusätzlich produzieren echte Kerzen beim Abbrennen Feinstaub und organische Schadstoffe, die die Luftqualität verschlechtern können.
Teelichter bei ÖKO-TEST
Wir haben Teelichter getestet. Knapp die Hälfte der Produkte schneidet mit "gut" ab. Aber: Viele Teelichter sind mit Blei und/oder Nickel belastet. Außerdem überzeugen nicht alle Kerzen in der Praxisprüfung, beispielsweise was Brennverhalten und -dauer betrifft. Mehr dazu lesen Sie hier:
Warum LED-Teelichter keine nachhaltige Alternative sind
LED-Teelichter wirken auf den ersten Blick umweltfreundlich: Sie brennen ohne Schadstoffe und ohne offenes Feuer. Doch der Schein trügt. LED-Teelichter enthalten Elektronik, Kunststoffe und vor allem Batterien oder Knopfzellen. Diese bestehen aus wertvollen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und seltenen Erden, deren Gewinnung mit erheblichen Umwelt- und Sozialproblemen verbunden ist.
Die Produktion von Elektronik ist energieintensiv und erzeugt Emissionen. Außerdem führt die Entsorgung von Batterien und Elektronikmüll oft zu Umweltbelastungen, wenn sie nicht fachgerecht recycelt werden. Wiederaufladbare Akkus verbessern die Ökobilanz zwar, sind aber bei LED-Teelichtern selten im Einsatz.
Zudem ist die Lebensdauer vieler preiswerter LED-Teelichter begrenzt, was zu häufigem Neukauf und zusätzlichem Müll führt.
Fazit: LED-Teelichter sind keine pauschal nachhaltige Alternative zu echten Kerzen.
Teelichter ohne Erd- und Palmöl
Teelichter aus Paraffin und Stearin sind aus Umweltsicht keine gute Idee. Ausnahme sind Kerzen aus nachhaltig produziertem Palmöl, die sind allerdings nicht leicht zu finden und zu erkennen, wie der aktuelle Kerzen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt. "Drei Viertel der untersuchten Kerzen werden ohne Angaben zu verwendeten Inhaltsstoffen verkauft, nur ein Bruchteil trägt belastbare Siegel", so die DUH.
Inzwischen gibt es im Bio-Handel auch Öko-Teelichter, die aus Biomasse hergestellt werden. Hier werden Abfallfette aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet, es kommen keine fossilen Brennstoffe zum Einsatz.
Ebenfalls eine gute Alternative sind Bio-Kerzen aus Bienenwachs. Allerdings ist Bienenwachs hierzulande knapp und kann nur in begrenzten Mengen bereitgestellt werden.
Genießen Sie Kerzen deshalb bewusst! Kerzen sind ein Luxusprodukt und sollten nur für kurze Zeit angezündet werden. In vielen Fällen ist gemütliches, elektrisches Licht eine stimmungsvolle und nachhaltige Alternative.
Tipps zum Kerzen-Kauf
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Teelichter ohne Aluminiumhülle kaufen: Es gibt umweltfreundliche Varianten, die in wiederverwendbaren Haltern aus Glas, Edelstahl oder kompostierbaren Materialien angeboten werden. Für diese Teelichthalter können Sie Nachfüll-Teelichter (ohne Hülle) kaufen.
- Auf nachhaltige Rohstoffe achten: Zertifizierte Stearinkerzen ohne Palmöl oder Bienenwachs sind besser für die Umwelt.
- Achten Sie beim Kerzenkauf auf das RAL-Gütezeichen für Kerzen. RAL-Kerzen sind ruß- und raucharm und aus gütegesicherten Rohstoffen hergestellt. Kerzen mit dem RAL-Zeichen sind frei von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Schwermetallen und Schwefel.
Alte Teelichter aufbrauchen und richtig recyceln
Wenn Sie noch Teelichter mit Aluhülle zu Hause haben, sollten Sie diese natürlich nicht ungenutzt wegwerfen. Nach dem Abbrennen gehört die Aluhülle eigentlich in den Restmüll – denn die Schälchen gelten offiziell nicht als Verpackung, sondern als Teil des Produkts. Deshalb sollte sie nicht über den Gelben Sack entsorgt werden – obwohl Aluminium ein wertvoller und gut recycelbarer Rohstoff ist.
Aber: Das System des Gelben Sacks toleriert sogenannte "intelligente Fehlwürfe", also stoffgleiche Nichtverpackungen, solange das Recycling dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Statt die Hülle zu entsorgen, können Sie sie auch als Gießform für Ihre eigenen kleinen Teelichter aus Kerzenresten (siehe unten) verwenden.
Kerzen selbst gießen
Zu guter Letzt noch ein DIY-Tipp: Aus alten Kerzenresten können Sie ganz einfach neue Kerzen gießen. Außer den Wachsresten benötigen Sie eine Dochtschnur und kleine Gießformen.
So geht es: Lassen Sie die Kerzenreste im Wasserbad schmelzen. Gießen Sie dann das flüssige Wachs durch ein Sieb in die Gießformen (zum Beispiel in Einmachgläsern oder Aluhüllen von Teelichtern), tauchen Sie die Dochtschnur ein, und lassen Sie die selbstgemachten Kerzen trocknen. Wenn Sie den Docht mit einer Wäscheklammer an einem quer über der Kerzenform positionierten dünnen Ast befestigen, kippt er im flüssigen Wachs nicht zur Seite.
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