In Bädern ist es feucht und häufig warm. Beste Verhältnisse also für ordentlichen Schimmelwuchs. Besonders in den Fugen, wo Reste von Shampoo und Seife kleben, finden die Sporen einen guten Nährboden. Zur Schimmelabwehr sind für Bad und WC gedachte Sanitär-Silikone mit fungiziden, also pilzhemmenden, Wirkstoffen ausgerüstet. Wir haben 19 weiße Sanitär-Silikonfugenmassen für Sie getestet. Im Fokus: Die Inhaltsstoffe.
Sanitär-Silikon im Test: Vier Produkte sind "gut"
Das Ergebnis: Ein vollends zufriedenstellendes Sanitär-Silikon gibt es nicht. Wir können Ihnen aber vier Silikonfugenmassen mit "gut" empfehlen. Ansonsten herrscht viel Mittelmaß. Zwei Fugenmassen fallen mit "mangelhaft" und fünf mit "ungenügend" durch, darunter das teuerste Produkt.
Die Hauptgründe in Kürze: teils allergieauslösende Fungizide, stark erhöhte Gehalte an problematischen zinnorganischen Verbindungen und Mängel in der Deklaration.
In unserem Test enthalten fast alle Sanitär-Silikone als Fungizid eine Verbindung aus der Stoffgruppe der Isothiazolinone. Diese werden in vielen Baustoffen, auch in Farben, als Konservierungsmittel oder als biozide Wirkstoffe eingesetzt. Isothiazolinone sind nicht nur ein Problem für Schimmelpilze, sondern auch für den Menschen: Sie können Augen und Haut reizen und Allergien auslösen. Ein besonders hohes sensibilisierendes Allergiepotenzial besitzt die chlorierte Verbindung Dichloroctylisothiazolinon. Sie steckt in sieben der getesteten Fugenmassen.
Ein Anbieter setzt als einziger Silber zur Schimmelabwehr ein. Das ist allerdings keine gute Alternative. Denn es besteht die Gefahr, dass Bakterien resistent werden gegen diesen wichtigen Wirkstoff in der Medizin, die ihn wegen seiner keimtötenden Eigenschaften nutzt. Außerdem reichert sich Silber in der Umwelt an.
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In vielen Fugenmassen im Test steckt Zinn
Nicht nur Fungizide sorgen dafür, dass das Testergebnis insgesamt mäßig ausfällt. Es gibt noch weitere Problemstoffe: In mehr als der Hälfte der Fugenmassen stecken erhöhte bis stark erhöhte Gehalte an zinnorganischen Verbindungen. Manche von ihnen stehen im Verdacht, das Immun- und Hormonsystem zu beeinträchtigen, fortpflanzungsgefährdend oder fruchtschädigend zu sein.
- Dioctylzinn ist in Textilien mit Hautkontakt oder Schuhen und Handschuhen verboten, wenn es eine bestimmte Konzentration überschreitet.
- Dibutylzinn in Produkten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Außerdem bauen sich die Substanzen in der Umwelt meist nur schwer ab und sind wassergefährdend.
Zinnorganische Verbindungen kommen im Herstellungsprozess als Katalysatoren zum Einsatz. Also als Stoffe, die die chemischen Reaktionen beschleunigen.

Erfreulich: Das von uns beauftragte Labor wies in keinem der Sanitär-Silikone die ebenfalls bedenklichen Fungizide Carbendazim, Tebuconazol und Zinkpyrithion nach. In unseren vorangegangenen Tests steckten die Stoffe noch in einigen wenigen Produkten, teilweise sogar zusätzlich zu den Isothiazolinonen. Auch das als Vernetzungsmittel eingesetzte Butanonoxim, das als krebserregend gilt, konnten die Chemiker in keinem Produkt analysieren.
Kritik an Deklarationen der Sanitär-Silikone
Kritik üben wir außerdem an schluderigen Deklarationen. So lobt ein Anbieter sein Sanitär-Silikon beispielsweise als "zinnfrei" aus. Das von uns beauftragte Labor wies darin jedoch einen stark erhöhten Gehalt an Dioctylzinn nach. Ein anderer Anbieter lässt die Worte "keine Umweltgefahr" auf die Kartuschen drucken. Davon kann jedoch bei einem mit einem Biozid ausgerüsteten Silikon keine Rede sein. Auf der Kartusche desselben Produkts ist unter dem Stichwort "Entsorgung" gleichzeitig vermerkt, dass es "biologisch nicht abbaubar" ist.
Bei Sanitär-Silikonen von zwei Anbietern fehlt der für Isothiazolinone erforderliche Hinweis "Kann allergische Reaktionen hervorrufen." Damit der Gebrauch von Silikonfugenmassen keine gesundheitlichen Schäden nach sich zieht, fordert ÖKO-TEST einige Sicherheitshinweise. Auslobungen wie "Berühren mit der Haut vermeiden" begrüßen wir. Als Mindestanforderungen verlangen wir "Von Kindern fernhalten" und "Für gute Belüftung sorgen". Ein Anbieter verzichtet gleich auf beide Hinweise.
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So schützen Sie Ihr Bad vor Schimmel
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Der beste Schutz vor Schimmel: Nach dem Duschen oder Baden die Seifen- oder Shampoo-Rückstände mit klarem Wasser abspülen und die Fugen abtrocknen. Vor allem: gut durchlüften.
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Rissige oder brüchige Silikonfugen bieten Schimmelsporen beste Voraussetzungen und sollten erneuert werden. Dies ist, je nach Beanspruchung, etwa alle fünf Jahre nötig. Den Zustand der Fugen regelmäßig überprüfen.
Fliesenfugen erneuern: So geht's
Alte Fugenmasse entfernen: Das alte Silikon mit einem Fugenmesser vorsichtig herausschneiden, ohne die Fliesen zu beschädigen. Wichtig: Die alte Fugenmasse auf voller Länge entfernen und alle Reste entfernen, sonst hält die neue Fuge nicht. Dafür gibt es spezielle Silikonentferner, die eine Stunde einweichen müssen. Danach sorgfältig reinigen, mit reinem Alkohol nachreiben und trocknen lassen.
Neue Fugenmasse einbringen: Zuerst ein Füllprofil (Rundschnur) einbringen, damit die Fugenmasse nur an den Rändern haftet und später Bewegungen mitmachen kann und nicht reißt. Die Fugenmasse zügig und nahtlos einarbeiten, dazu die Kartuschenspitze schräg anschneiden in Größe der Fuge. Mit sauberem Fugenglättwerkzeug glätten. Dazu kein Trenn- oder Spülmittel verwenden.
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