Lüften bleibt das A und O, um die Raumluft zu verbessern – doch gerade im Sommer gelangen bei geöffneten Fenstern ungewollt Feinstaub und Pollen leichter in die Wohnung. Spätestens seit der Corona-Pandemie erfreuen sich Luftreiniger, also mobile Geräte zur Luftreinigung, zunehmender Beliebtheit. Doch halten sie, was sie versprechen?
Luftreiniger: Diese Varianten gibt es
Der Markt für Luftreiniger ist groß. Viele Hersteller versprechen mit ihren Geräten ein optimales Raumklima und die Entfernung von ungeliebten Schadstoffen. Hier kommt eine Übersicht der gängigsten Modelle:
- Luftreiniger mit Hepa-Filter: Bei diesem Modell werden feinste Partikel wie Viren, Bakterien, Pollen und Feinstaub mechanisch aus der Luft gefiltert.
- Luftreiniger mit Aktivkohlefilter: Entfernt Gerüche, Gase, Rauch und flüchtige organischen Verbindungen (VOC), indem die Schadstoffe an der Aktivkohle im Filter haften bleiben.
- Luftreiniger mit UV-C-Licht: Das UV-C-Licht zerstört das Erbgut von Keimen wie Viren, Bakterien und Schimmelsporen. So sollen diese unschädlich gemacht werden.
- Luftreiniger mit Ionisator: Das Gerät sorgt dafür, dass negativ geladene Ionen in die Luft kommen. Die ziehen beispielsweise Staub an, die Teilchen werden schwerer und fallen auf den Boden.
- Luftwäscher: Der Luftwäscher leitet die Luft durch Wasser und reinigt sie so von Staub und Pollen.
- Kombi-Luftreiniger: Die Geräte kombinieren mehrere Luftreinigungsfunktionen, etwa Hepa-Filter mit Aktivkohlefilter.
Welcher Luftreiniger reinigt am besten?
"Vom Prinzip her funktionieren all diese Varianten", sagt Prof. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts für Heizungs- und Klimatechnik an der TU Berlin.
Er empfiehlt Luftreiniger mit HEPA-Filter der Klasse H13 oder H14: "Diese Filter haben sich bewährt, sie kommen auch in der Medikamentenherstellung zum Einsatz. Ihre Vorteile überwiegen im Vergleich zu anderen Modellen."
Aber auch HEPA-Geräte sind kein Allheilmittel: "Es kommt darauf an, wie groß die Luftbelastung im Raum ist – und wie viel Luft tatsächlich durch das Gerät gefiltert wird. Je größer und leistungsstärker das Gerät, desto besser", so Kriegel.
Diese Reiniger sind gut geeignet für Allergikerinnen und Allergiker
Gute Nachrichten für Allergikerinnen und Allergiker: Luftreiniger mit Hepa-Filter sowie Luftwäscher eignen sich laut Verbraucherzentrale Hamburg gut zur Staubeintragsverringerung. Die Filter-Modelle binden den Staub, wie bei einem Staubsauger, die Luftwäscher leiten die Luft durch Wasser und können deshalb die Partikel aus der Luft darin zurückhalten.
Allerdings muss laut Umweltbundesamt der Filter regelmäßig gewechselt werden, auch das Wasser im Vorratstank ist regelmäßig zu tauschen. Andernfalls kommt es zur Bakterienvermehrung im Wasser, die dann mit in die Luft abgegeben werden.
Mit diesen Geräten sollten Sie die Luft nicht reinigen
Die Kommission Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamts (IRK) rät klar von Geräten ab, die die Luft mit Ozon behandeln. Zwar könne Ozon Keime neutralisieren, das sei aber gesundheitlich riskant: Ozon reize Atemwege und Augen, könne Kopfschmerzen verursachen und reagiere in der Luft mit anderen Stoffen – dabei könnten neue Schadstoffe wie Formaldehyd entstehen.
Auch Ionisatoren seien laut Verbraucherzentrale Hamburg kritisch zu sehen. Zwar seien sie leise, weil sie ohne mechanische Filter auskämen – sie wirkten jedoch nicht ausreichend gegen Viren. Zudem werde Ozon freigesetzt, das von vielen Geräten nicht ausreichend neutralisiert werde.
Kriegel ergänzt: "Wir haben diese Geräte wissenschaftlich getestet – das Ergebnis war enttäuschend. Für eine wirksame Luftreinigung wäre eine enorm starke Ionisationsquelle nötig, und die bieten handelsübliche Geräte nicht. Die Risiken überwiegen oft den Nutzen."
Ebenfalls schwierig: Luftreiniger mit UV-C-Licht
Auch UV-C-Geräte stehen in der Kritik. Professor Kriegel erklärt: "Bei vielen dieser Geräte entsteht ebenfalls Ozon. Zwar behaupten Hersteller häufig das Gegenteil – verlässliche Belege gibt es aber nicht immer."
Zudem warnt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vor möglichen Risiken: UV-C-Strahlung kann Viren abtöten, stellt aber auch ein Risiko für Haut und Augen dar. Die Strahlung darf nicht in den Raum austreten. Falls doch, dürfen sich keine Menschen im Raum aufhalten.
Auch die Wirksamkeit ist fraglich – sie hängt stark von Lichtstärke und Einwirkzeit ab. "Die Luft muss lange genug an der Lichtquelle bleiben, damit die Methode funktionieren kann", so Kriegel. "Das ist bei vielen Geräten jedoch nicht gegeben, weil es kein einheitliches Prüfverfahren für diese Technik gibt."
Worauf sollte ich beim Kauf achten?
Wer sich für ein Gerät entscheidet, sollte unbedingt auf den Stromverbrauch achten – der variiert je nach Technik deutlich. "UV-C- und Ionisatorgeräte verbrauchen deutlich mehr Energie als HEPA-Filtergeräte", sagt Kriegel.
Zudem sei für eine wirksame Reinigung ein großer Luftstrom notwendig, der viel Energie braucht. Viele Hersteller geben den Stromverbrauch im niedrigsten Betriebsmodus an – doch nur auf hoher Stufe wird die notwendige Luftumwälzung erreicht. Und auch im Standby-Modus verbrauchen viele Geräte weiterhin Strom. Tipp: lieber ganz ausschalten.
Ein weiterer Punkt: Lautstärke. Einige Geräte sind im Betrieb recht laut. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, sich die Geräte im Handel vorführen zu lassen – besonders, wenn sie im Dauerbetrieb laufen sollen.
Auch die Wartung sollte nicht außer Acht gelassen werden. Die Filter müssen regelmäßig getauscht werden – das verursacht je nach Typ des Luftreinigers Folgekosten. Die Verbraucherzentrale rät davon ab, den Wechsel selbst vorzunehmen, um Fehler zu vermeiden.
Fazit: Wie sinnvoll sind Luftreiniger wirklich?
Alles in allem zeigt sich: Luftreiniger können unter den richtigen Bedingungen die Luftqualität verbessern und die Viruslast minimieren. Man sollte sich von dem Effekt allerdings nicht zu viel versprechen. Professor Kriegel erklärt das mit einem Vergleich: "Eine Kerze ist zwar auch heiß, kann aber keinen ganzen Raum heizen. Im Winter ist sie jedoch besser als nichts."
Und: Damit ein handelsübliches Gerät den gewünschten Effekt erzielt, sind viele Dinge zu beachten. Insbesondere die Leistung, also wie viel Luft durchgeführt wird, ist entscheidend.
Dennoch: "Als Allergiker würde ich es durchaus mal mit einem Luftreinigungsgerät versuchen, wenn mein Leidensdruck groß ist", so Kriegel.
Fest steht aber auch, dass Luftreiniger laut Verbraucherzentrale Hamburg mit höheren Stromkosten, Lärm und Wartungsarbeiten einhergehen. Die Verbraucherzentrale betont, dass Luftreiniger zwar die Luftqualität verbessern können, jedoch kein Ersatz für regelmäßiges Lüften sind. Das gilt auch für Allergikerinnen und Allergiker, hier kann ein Luftreiniger jedoch helfen, die hereingeflogenen Pollen zu beseitigen.
Auch das Umweltbundesamt ist grundsätzlich skeptisch gegenüber dem Einsatz solcher Luftreiniger und empfiehlt stattdessen, mehrmals am Tag zu lüften.
So lüftet man richtig
Am besten lüftet man laut Verbraucherzentrale Hamburg mit der sogenannten Querlüftung: Dafür werden mindestens zwei gegenüberliegende Fenster so weit wie möglich geöffnet. Schon fünf Minuten sorgen für ausreichend Durchzug und den nötigen Luftaustausch.
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