Intimpflege: Die 10 wichtigsten Fragen zu Reinigung und Pflege

Autor: Heike Baier | Kategorie: Kosmetik und Mode | 14.09.2021

Intimpflege: das sollte man bei Reinigung und Pflege beachten.
Foto: Alena A / Shutterstock

Für die weibliche Intimpflege gilt: Überpflegen ist eine schlechte Idee – manchmal ist weniger eben mehr. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Reinigung, Rasierpickeln und Extrapflege.

1. Wie sollte man den Intimbereich reinigen?

Intimpflege ist eigentlich gar nicht so kompliziert: Die Reinigung mit klarem Wasser ist völlig ausreichend im Intimbereich – und das möglichst nicht öfter als ein Mal pro Tag. "Das häufigste Problem in meiner Praxis ist, dass Frauen zu viel machen und die falschen Produkte verwenden", sagt die Berliner Gynäkologin Dr. Görlitz-Novakovic.

"Ständiges Duschen und zu scharfe Seifen trocknen die sensiblen Schleimhäute der Intimregion aus und stören die natürliche Keimflora in diesem Bereich. In der Folge sehen wir viele Schwierigkeiten wie beispielsweise Infektionen."

Besser ist: Die Vulva oder zumindest die inneren Schamlippen nur mit lauwarmem Wasser waschen. Wer mit reinem Wasser nicht klarkommt, verwendet am besten eine milde Waschlotion, die zum sauren Scheidenmilieu passt.

2. Was sollten Produkte für die Intimpflege enthalten?

Wichtiger noch als der pH-Wert ist laut Görlitz-Novakovic die Zusammensetzung der Produkte für die Intimpflege: Sie sollten kein Parfum und keine aggressiven Konservierungsmittel enthalten.

Auch milde Tenside sind wichtig. Zu aggressive Tenside waschen die schützenden Fettsäuren von den Schamlippen, wo die Hautbarriere nach innen ohnehin nur hauchdünn ist.

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3. Wie sollte man Intimwaschlotion anwenden?

Waschlotion am besten mit der sauberen Hand aufschäumen und zwischen den Hautfalten vorsichtig reinigen. Wer einen Waschlappen vorzieht, sollte ihn täglich wechseln und dazwischen in die Kochwäsche geben. Wichtig: Von vorne nach hinten wischen und vorsichtig mit dem harten Wasserstrahl sein, damit keine Keime in die Vagina gelangen.

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4. Braucht man für die Intimpflege eine Vaginal-Spülungen oder Sprays?

Für die Vagina gilt noch mehr als für die Haut der Schamlippen: Sie ist ein selbstreinigendes System, das von Zervixschleim und anderen natürlichen Sekreten sauber gehalten wird. Gynäkologen raten deshalb ganz klar von Vaginalspülungen ab. "Letztendlich ist es ja der Sinn der intakten Vaginalflora, die Gebärmutter vor aufsteigenden Infektionen zu schützen", sagt Görlitz-Novakovic.

Studien haben immer wieder gezeigt, dass Vaginalduschen massiven Schaden anrichten können:

  • Sie vervielfachen beispielsweise die Anfälligkeit für eine Infektion mit Chlamydien, die dann eine für die Fruchtbarkeit gefährliche Beckenentzündung auslösen können.
  • Sogar das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhte sich laut einer US-amerikanischen Studie um das Vierfache, wenn Frauen ein Mal pro Woche eine Vaginaldusche ­verwendeten.

Auch Intimsprays sind ­überflüssig und können schaden: Die in ­ihnen enthaltenen Duftstoffe können die Schleimhäute unnötig reizen oder Allergien auslösen. Eine gesunde Vulva mit saurem pH-Wert bekämpft unangeneheme Gerüche außerdem selbst.

5. Die inneren Schamlippen fühlen sich trocken an. Was tun?

Die Gynäkologin empfiehlt dann das Cremen mit Bio-Kokosöl, Shea-Butter oder auch Mandelöl. "Gerade für Kokosöl habe ich in meiner Praxis eine große Fangemeinde. Das funktioniert auch gut als Gleitmittel oder beim Oralverkehr."

Kokosöl wirkt zusätzlich befeuchtend. Aber Vorsicht in Verbindung mit Kondomen oder Diaphragmen aus Latex: Öl greift das Material an und kann es undicht machen.

Zur Intimpflege gehört für zwei Drittel der deutschen Frauen die Intimrasur dazu.
Zur Intimpflege gehört für zwei Drittel der deutschen Frauen die Intimrasur dazu. (Foto: Alena A / Shutterstock)

6. Intimrasur: Wie geht es richtig und was tun bei Pickeln?

Zwei Drittel aller deutschen Frauen enthaaren ihren Intimbereich – so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW). 90 Prozent davon bevorzugen dabei laut IKW die Intimrasur.

Das geht nicht immer glatt. Begleiterscheinung können gereizte Haut, Rasierpickel und kleine Verletzungen sein, die sich entzünden können. Um diese zu vermeiden, am besten unter der Dusche mit einer frischen Klinge behutsam in Wuchsrichtung der Haare rasieren. Vorher einen parfumfreien Rasierschaum auftragen.

Ein nach der Rasur angewendetes Kokosöl beruhigt, kühlt und lindert Rasurbrand. Auch ein Aloe-vera-Gel wirkt entzündungshemmend bei kleinen Hautirritationen. Wir haben Aloe-vera-Gel getestet und auf problematische Inhaltstoffe untersucht. 

Und wenn sich doch Rasierpickel bilden? In Ruhe lassen, nicht selbst drücken und nötigenfalls mit einer Zinksalbe austrocknen. 

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7. Bei welchen Intimbeschwerden sollte man zum Arzt?

Viele Frauen mit gesunder Scheidenflora haben einen "vaginalen Fluor", also Ausfluss. Ausfluss ist nicht per se ein Alarmzeichen, kann aber in einigen Fällen auf Infektionen hindeuten. "Ein einfacher Selbsttest ist der pH-Streifentest, denn der krankhafte Fluor ist meist alkalisch", so der Rat der Gynäkologin.

Wenn es anhaltend juckt, brennt oder der Ausfluss unangenehm riecht, eine mögliche Infektion ärztlich abklären lassen.


Baumwolle vs. Polyester: Die richtige Unterwäsche kann eine gute Intimpflege unterstützen.
Baumwolle vs. Polyester: Die richtige Unterwäsche kann eine gute Intimpflege unterstützen. (Foto: Alena A / Shutterstock)

8. Schaden String-Tangas dem Intimbereich?

Ein Blick in die Unterwäsche-Abteilung genügt, um zu sehen: Die weiße Baumwoll-Unterhose lässt sich heute wohl kaum noch eine Frau unterjubeln, Spitzenwäsche aus Polyester ist Standard.

"Bei jungen gesunden Frauen kein Problem", sagt Gynäkologin Görlitz-Novakovic. Doch wer ohnehin schon zu Pilzinfektionen neigt, ist mit atmungsaktiver Unterwäsche aus Baumwolle oder Seide besser bedient.

Denn synthetische Fasern fördern das Schwitzen und nehmen Feuchtigkeit schlechter auf – so entsteht ein idealer Nährboden für Pilze und Erreger.

Hinzu kommt: Synthetikwäsche lässt sich meist nur auf 40 Grad waschen – nicht heiß genug, um alle Erreger zu entfernen. Auch Slipeinlagen mit Kunststofffolien sind nicht atmungsaktiv. Ein Kompromiss ist: Ab und zu zwischen Slips aus Natur- und Kunstfaser wechseln. Und: täglich die Wäsche zu wechseln ist tatsächlich eine sinnvolle Hygiene.

(Foto: ÖKO-TEST)

9. Was hilft gegen eine trockene Scheide nach den Wechseljahren?

"Ungefähr 40 Prozent der Frauen haben etwa zwei Jahre nach Einsetzen der Menopause ein echtes Problem mit trockenen Schleimhäuten", berichtet Görlitz-Novakovic. "Deren Haut ist dann ganz dünn und brüchig, kann jucken, brennen oder beim kleinsten Anlass reißen."

In diesen Fällen empfiehlt die Gynäkologin, zwei bis drei Mal am Tag mit Kokosöl oder Mandelöl zu fetten. Wenn das nichts helfe, verschreibe sie lokal anzuwendende Präparate aus der Apotheke, eventuell mit Hormonen angereichert. Auch eine Laser-Behandlung könne eine Möglichkeit zur Regeneration der Schleimhäute sein.

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10. Sollte der Intimbereich nach den Wechseljahren öfter gewaschen werden?

Gerade bei der Haut in den Wechseljahren, sollte übertriebene Hygiene vermieden werden. "Bitte kein feuchtes Toilettenpapier, kein Spray, kein ständiges Bidet, keine Waschlotion. Denn das reizt die Haut mit den vielen kleinen Rissen noch mehr", rät Görlitz-Novakovic.

Kommen in den Wechseljahren Reinigungsmittel auf die dünne Haut der Schamlippen, werden schützende Fettsäuren ausgewaschen, die sie vor dem Austrocknen bewahren: Juckreiz und Trockenheitsgefühl verstärken sich. 

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