Alarmierende Analyse: Mikroplastik in 119 Waschmitteln zugesetzt

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Kosmetik und Mode | 08.07.2019

Waschmittel: Nicht nur Plastik außen herum, sondern oft auch drin.
Foto: Pixabay

Eine österreichische Umweltschutzorganisation hat den Waschmittel-Markt in unserem Nachbarland untersucht – und aufgedeckt, was viele Verbraucher nicht wissen: In Ariel, Lenor & Co. steckt Kunststoff in flüssiger oder fester Form.

Die Waschmittel, die Hersteller in Deutschland und Österreich verkaufen, sind zum Großteil identisch. Sowohl, was die Marken betrifft, als auch die Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte.

Deshalb ist es auch für deutsche Verbraucher ein unerfreuliches Signal, dass die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 in zwei von fünf Waschmitteln Plastik gefunden hat. Und zwar in fester, flüssiger, gelartiger und gelöster Form.

Doch was hat Mikroplastik überhaupt in unserem Waschmittel verloren? Hersteller setzen Kunststoffe in Reinigungsmitteln ein, um eine bestimmte Beschaffenheit des Produkts zu erzielen oder Grauschleier und Verfärbungen der Wäsche zu vermeiden. Ob sie dort hineingehören, ist umstritten. Umweltschützer wie Global 2000 und auch wir von ÖKO-TEST sind dahingehend skeptisch:

In unserem aktuellen Waschmittel-Test haben wir 26 Vollwaschmittel-Pulver geprüft. Nur fünf Hersteller verzichten auf lösliche Kunststoffverbindungen. Lediglich knapp 20 Prozent der getesteten Pulver können wir empfehlen.

Warum ist Mikroplastik problematisch?

Warum steht Mikroplastik eigentlich in der Kritik? Weil zugesetzte Kunststoffe beim Waschen ins Abwasser gelangen und sich in der Umwelt anreichern. Dort ist Mikroplastik kaum abbaubar, sondern zerfällt nur in immer kleinere Teile, die sogar Pflanzen aufnehmen können. Über Wasser, Erde und Luft finden die winzigen Plastikteilchen ihren Weg auch in Tiere, Lebensmittel und schließlich in unseren Körper.

Die damit verbundenen langristigen Gefahren für Natur und Gesundheit sind noch weitgehend ungeklärt. Wer vorsorglich handeln will, sollte Kunststoffe in Kosmetik und Reinigungsmitteln deshalb vermeiden und entsprechende Produkte nicht kaufen oder anwenden.

Plastik in 40 Prozent der untersuchten Waschmittel

Gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich untersuchte Global 2000 mehr als 300 Waschmittel auf festes Mikroplastik oder flüssige Kunststoffverbindungen. Die Verbraucherschützer studierten dazu nicht nur die Herstellerangaben auf Verpackungen und im Internet, sondern schickten zusätzlich 36 Waschmittel ins Labor des österreichischen Umweltbundesamtes. Darunter waren sowohl flüssige Waschmittel als auch solche in Pulver- oder Tabform.

Das Ergebnis des Tests: In 119 von mehr als 300 Waschmitteln fand sich zugesetztes Plastik in verschiedenen Formen. Das entspricht rund 40 Prozent der überprüften Produkte.

  • Lösliche Kunststoffe stellten die Umweltschützer etwa in vielen Produkten von Ariel, Lenor, Omo, Persil, Weißer Riese und anderen bekannten Marken fest.
  • Festes Mikroplastik war in Waschmitteln von Ariel, Coral, Lenor, Sunil, Tandil und anderen Herstellern enthalten.

Zumindest mit Letzterem könnte 2020 Schluss sein: Ein aktueller Gesetzesvorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) sieht vor, dass wasserunlösliches Plastik unter anderem in Waschmitteln ab nächstem Jahr europaweit verboten wird.

Supermärkte wollen Mikroplastik verbannen

Die gute Nachricht: 180 untersuchte Waschmittel waren frei von flüssigem oder festem Plastik. Leider nennt sie Global 2000 nicht einzeln. Die Verbraucherschützer nennen in ihrem Bericht lediglich eine Auswahl und heben 17 plastikfreie Waschmittel hervor, die zusätzlich ein unabhängiges Ökosiegel tragen. Fast alle Produkte sind auch in Deutschland zu erwerben.

Positiv bewertet Global 2000 so beispielsweise Waschmittel von Ecover, Sodasan oder Sonett. Eine Liste aller untersuchten Waschmittel, die Plastik enthalten, sowie der 17 besonders empfohlenen Produkte ohne Plastik können Sie hier auf der Webseite von Global 2000 herunterladen.

In Österreich hat Global 2000 nach eigenen Aussagen mit seiner Waschmittel-Untersuchung bereits einen Erfolg erzielt: So kündigten Hofer (Aldi), Lidl, Rewe und Spar bereits vor der Veröffentlichung des Berichts an, zumindest festes Mikroplastik aus den Waschmitteln ihrer Eigenmarken zu verbannen.

Bessere Kennzeichnung gefordert

Die österreichischen Warentester bemängeln außerdem, dass auf vielen Waschmitteln nicht alle enthaltenen Inhaltsstoffe angegeben seien. Dies ist gesetzlich auch nicht gefordert. Die vollständigen Informationen müssen lediglich im Internet abrufbar sein. Menschen ohne Onlinezugang ist es somit unmöglich, herauszufinden, ob ein Waschmittel beispielsweise Mikroplastik enthält. Auch in Deutschland ist das nicht anders.

Global 2000 verlangt deshalb nicht nur ein Verbot von Kunststoffen in jeglicher Form in Kosmetika und Reinigungsmitteln, sondern auch eine bessere Kennzeichnungspflicht von Waschmitteln.

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