Babypflege: Welche Pflegeprodukte Sie wirklich brauchen – und welche Sie ignorieren können

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Kinder und Familie | 14.09.2023

Babypflege-Tipps und Empfehlungen zu Babpflegeprodukten
Foto: Shutterstock/Ground Picture

Babyhaut braucht gar nicht so viel Pflege – viele Produkte können Eltern getrost im Verkaufsregal liegen lassen. Bei der Babypflege kommt es vor allem darauf an, die Windelregion richtig zu pflegen und die Kleinen vor der Sonne zu schützen. Das sind die wichtigsten Tipps zu Po & Co.

Weniger ist mehr: Nicht alles, was Kosmetikfirmen für die Babypflege anbieten, ist wirklich nötig oder hilfreich. Babyhaut ist zwar empfindlicher als die von Erwachsenen, wie bei den Großen gilt aber: Gesunde Haut benötigt kaum Pflegeprodukte – und auch diese nur sparsam.

Ausnahmen gelten, wenn es draußen besonders kalt und windig ist oder die Babyhaut sich doch einmal richtig trocken anfühlt. Regelmäßige angemessene Pflege trägt auch dazu bei, Hautkrankheiten bei Säuglingen zu vermindern oder zu vermeiden.

Doch was brauchen Eltern wirklich? Was sollten sie beachten? Wir geben Tipps, wie Gesicht, Körper und Po von Säuglingen natürlich gepflegt und gesund bleiben.

1. Babypflege: Wie Sie Babys richtig baden

Das erste Bad zu Hause steht an, wenn der Nabelschnurrest abgefallen und die Stelle abgeheilt ist. Idealerweise ist die Nachsorgehebamme beim ersten Bad dabei, zeigt die Handgriffe und überträgt ihre professionelle Ruhe und Entspanntheit gleich mit auf das Baby.

Klares, 36 Grad warmes Wasser ist ideal, außerdem eine Badezimmertemperatur von etwa 22 Grad. Lediglich bei sehr trockener Haut eignet sich ein Schuss reines Pflanzen- oder Babyöl als Badezusatz für Kinder. Für – schon im kleinen Babyalter vorkommende – größere "Windelunfälle" den ganzen Rücken hoch, kann es außerdem angenehm sein, ein mildes Waschgel für Babys dazuhaben.

Shutterstock/Odua Images
Shutterstock/Odua Images (Foto: Babypflege ist auch beim Baden wichtig, es braucht aber nicht viele Pflegeprodukte.)

Ein Bad pro Woche reicht – häufigeres Baden strapaziert die Babyhaut und entfettet sie, sodass sie sich entzünden kann. Da Neugeborene schnell auskühlen, sollte man sie außerdem nur kurz baden. Unsichere Eltern sollten den Säugling anfangs gemeinsam in die Wanne setzen. Hinterher ist ein vorsichtiges Abtrocknen besser als das kräftige Rubbeln, das mancher noch aus eigenen Kindheitserinnerungen kennt. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel: Babys baden: Das gibt es zu beachten.

2. Babyhaare waschen: Shampoo ist nicht nötig

Spezielles Babyshampoo für die Haare ist unnötig, solange sich das Kind nicht sehr schmutzig macht, also mindestens für das erste Lebensjahr. In dieser Zeit sind die Haare meistens ohnehin noch nicht so üppig beziehungsweise noch recht kurz. Eine Haarwäsche mit klarem Wasser pro Woche reicht deshalb völlig aus. Dabei ist es wichtig, das Köpfchen sanft zurückzulegen, damit das Wasser nicht so sehr ins Gesicht läuft.

Frühestens wenn das Kinderhaar wesentlich dichter wird, kann einmal pro Woche ein Klecks mildes Kindershampoo verwendet werden. 

Gneis oder Milchschorf auf der Kopfhaut können Eltern übrigens mit Öl einmassieren und dieses über Nacht einwirken lassen: Dann lässt er sich mit einer weichen Bürste ausstreichen oder beim Baden auswaschen. Lesen Sie auch gerne unseren Beitrag: Ab wann ist Haarewaschen bei Babys sinnvoll?

Jetzt kaufen: unser Baby Spezial 2023

3. Windelregion des Babys richtig pflegen 

Ganz ohne roten Po kommt kaum ein Baby durch die Windelzeit. Weil eine Windeldermatitis aber wirklich schmerzhaft sein kann, lohnt es sich, hier sorgfältig zu sein.

Es wird empfohlen, die Windeln mindestens alle vier Stunden, nach einem Stuhlgang möglichst sofort zu wechseln. Den Po und die Genitalregion am besten mit warmem Wasser und Waschlappen sorgfältig reinigen. Besonders in den ersten zwei Monaten gilt: Lieber einmal öfter wickeln als zu selten. Mehr dazu: Babys wickeln: Mit diesen Tipps klappt es problemlos.

Windeln bei ÖKO-TEST

Wir haben gerade erst Windeln im Test gründlich untersuchen lassen, darunter bekannte Marken wie Pampers, Babylove (dm) oder Babydream (Rossmann). Auffällig: Nur zwei Marken kamen mit dem Gesamtergebnis "sehr gut" durch die Labor- und Praxisprüfungen. Alle Produkte und Test-Ergebnisse gibt's im ePaper – klicken Sie einfach auf den folgenden Kasten:

Bei Jungs dürfen Eltern dabei auf keinen Fall die Vorhaut zurückziehen, da sie noch fest mit der Eichel verwachsen ist. Bei kleinen Mädchen spreizt man bei der Pflege vorsichtig die äußeren Schamlippen – und streicht mit dem Waschlappen Richtung Po, um Darmbakterien nicht zu verteilen.

Um eventuell angetrocknete Reste des großen Geschäfts sanft zu lösen oder Hautfalten zu reinigen, können Eltern zu etwas Pflanzen- oder Babyöl greifen. Tabu sind parfümhaltige Produkte. Nasse Stellen sollten sorgfältig abgetrocknet werden, damit sich Bakterien und Keime nicht vermehren.

Wenn der Säugling nach dem Säubern noch ein bisschen nackig strampeln kann, tut das der Haut gut. Nehmen Sie sich deshalb die Zeit, beim Wickeln ein paar Minuten lang Luft an die windelgeplagte Haut zu lassen und sich so lange mit Ihrem Baby zu unterhalten – zumindest, wenn es empfindliche Haut hat.

4. Das hilft gegen einen wunden Babypo

Ist der Popo Ihres Babys wund, empfehlen sich Wundschutzcremes mit natürlichen Inhaltsstoffen oder Cremes mit hohem Zinkanteil. Tragen Sie diese aber unbedingt sparsam und nicht auf nasse Haut auf. Mehr dazu erfahren Sie hier: Wunder Babypo: Was tun wenn die Haut brennt und juckt?

Bei ausgeprägten, geschwollenen oder nässenden Rötungen, Pusteln oder schuppigen Hautveränderungen besser beim Kinderarzt vorsprechen, um eine Pilzerkrankung oder bakterielle Infektion auszuschließen.

Wundschutzcremes bei ÖKO-TEST

Weil Wundschutzcremes auf die empfindlichsten Stellen von Babys Haut aufgetragen wird, ist es besonders wichtig, dass sie keine Problemstoffe enthält. Wir haben deshalb Wundschutzcremes im Test im Labor untersuchen lassen. Alle Produkte und Test-Ergebnisse finden Sie im ePaper – klicken Sie dazu einfach auf den folgenden Kasten:

Babypuder? Besser nicht

Im Kosmetikregal gibt es immer noch Babypuder zu kaufen. Dabei ist Puder in der Pflege der Windelregion nicht nur kontraproduktiv, sondern kann sogar gefährlich für das Baby oder die Geschwisterchen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: "Atmet ein Baby oder Kleinkind versehentlich den Puder ein, kann er in die Lunge gelangen und zu Atembeeinträchtigungen bis hin zu schweren Lungenschäden führen."  

Hinzu kommt: Durch die Feuchtigkeit in der Windel (oder zusammen mit aufgetragener Creme) bildet Puder Klümpchen, die an der Babyhaut scheuern und damit zu Hautreizungen führen können.

Babypflege mit Feuchttüchern? Wenn's sein muss

Feuchttücher sind praktische Helfer bei der Babypflege. Unser letzter Test zeigte, dass sich die Produkte verbessert haben und kaum bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten. Aber: Sie machen in der Umwelt Probleme.

Parfümfreie Varianten sind uns zwar lieber, aber in unserem aktuellen Test zu Babyfeuchttüchern mit Parfüm haben viele Produkte dennoch "gut" abgeschnitten.

5. Praktisch: Nase und Ohren säubern sich allein

Übrigens: Nase und Ohren von Babys reinigen sich von selbst. Wattestäbchen für die Ohren können sogar gefährlich werden – etwa wenn sich Kinder ruckartig bewegen.

Gerade in den ersten Lebenswochen haben Babys allerdings häufig gereizte Augen – zum Beispiel durch Zugluft oder Verunreinigungen. Möglicherweise verklebt ein gelbliches Sekret die Lidränder. Das Sekret können Eltern mit einem Mulltupfer und lauwarmem, zuvor abgekochtem Wasser vorsichtig zur Nase hin abwischen.

Achten Sie auf die Inhaltsstoffliste, wenn Sie Babykosmetika kaufen.
Achten Sie auf die Inhaltsstoffliste, wenn Sie Babykosmetika kaufen. (Foto: FotoDuets/Shutterstock)

6. Pflege und Massage für die Babyhaut

Die Haut von Babys ist für lange Zeit nicht so belastbar wie die von Erwachsenen, denn sie ist bis zu fünfmal dünner: Weil der Säureschutzmantel noch nicht reif ist, dringen Schadstoffe und Bakterien leichter ein als bei Erwachsenen. Zudem ist die Hornschicht der Oberhaut noch nicht voll entwickelt und die Talgdrüsen produzieren weniger Fett.

Babyhaut braucht deswegen Zeit, um ihr Gleichgewicht zu finden. Es dauert etwa zehn Jahre, bis Kinderhaut ähnlich beschaffen ist wie die von Erwachsenen. Braucht die Haut von Babys und Kindern deshalb nicht besonderen Schutz?

Im Gegenteil: Ihre Haut sollte man möglichst in Ruhe lassen, darüber sind sich Hebammen und Kinderärzte einig. Auch wenn das große Regal mit der Babykosmetik das Gegenteil suggeriert – ein Muss sind Cremes und Öle nicht.

Viele Hebammen sagen, gesunde Babyhaut braucht weder Öl noch Creme; andere empfehlen, das Baby einzucremen, wenn die Haut trocken ist. Babyöle haben den Vorteil, dass sie ohne Konservierungsstoffe auskommen. Sie ziehen aber nur in Kombination mit etwas Wasser gut ein, zum Beispiel direkt nach dem Baden.

Mund und Hände des Babys können Sie außerdem morgens und abends mit einem weichen Tuch und lauwarmen Wasser reinigen. Zur Reinigung von Speckfalten zum Beispiel am Hals und den Oberschenkeln eignet sich ein weicher Lappen mit Babyöl, damit sich in den Falten kein Wasser absetzt.

Ein gutes pflanzliches, unparfümiertes Babyöl ist außerdem wunderbar für Babymassagen geeignet. Für die Entwicklung des Babys und dessen Haut ist auch regelmäßiges Massieren sehr förderlich. Bewegen sie die noch sehr empfindliche Haut dabei sanft mit den öligen Händen – ohne Zerren und Reißen. Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber: Babymassage – eine Anleitung fürs Massieren mit Öl.

7. Nägel schneiden beim Baby

In den ersten sechs Wochen sind Finger- und Fußnägel noch sehr weich und fallen in der Regel von selbst ab. Erst dann werden sie härter. Wenn jedoch die Gefahr besteht, dass sich das Baby kratzt oder die Nägel abknicken, sollten Eltern natürlich zur Nagelschere greifen und sie vorsichtig kürzen.

Es gibt spezielle Exemplare, deren Spitze abgerundet ist, damit nichts passiert, falls sich das Baby ruckartig bewegt. Wenn das Kleine sehr zappelt, können Eltern die Nägel auch im Schlaf schneiden.

8. Babyzähnchen: Erster Durchbruch, erstes Putzen

Zahnärzte empfehlen, sich schon vor den ersten Zähnchen um die Mundhygiene zu kümmern und etwa den Kieferkamm mit einer weichen Kinderzahnbürste zu massieren. Zunächst reicht jedoch ein feuchtes Tuch oder ein Wattestäbchen. Experten raten dazu, einmal täglich zu 'putzen', am besten abends.

Kommen wir zum Thema Fluorid. In ihrem Konsensuspapier zur "Kariesprävention im frühen Säuglings- und Kindesalter" empfahlen Kinderärzte und Kinderzahnärzte zuletzt, Säuglingen vor dem Durchbruch des ersten Zähnchens täglich eine Kombinationstablette mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. (= Internationale Einheit) Vitamin D zu geben.

Ab dem ersten Zahn: Entweder mit einer Zahncreme mit 1.000 ppm Fluorid putzen und Vitamin D ohne Fluorid geben. Oder als Alternative: Noch bis zum Alter von zwölf Monaten bei den Kombitabletten und fluoridfreier Zahncreme bleiben.

Fluoridtabletten in Kombination mit fluoridfreier Zahncreme sind danach im ersten Lebensjahr weiterhin möglich, ab dem Alter von zwölf Monaten empfehlen die Experten aber Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahncreme.

Kinderzahnpasta bei ÖKO-TEST

Ebenfalls gut zu wissen: Als wir zuletzt rund 30 Kinderzahncremes im Test haben untersuchen lassen, mussten wir feststellen, dass einige Produkte immer noch den problematischen Farbstoff Titandioxid enthalten, der schon länger in der Kritik steht. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren:

9. Baby-Kosmetik gegen Wind und Wetter

Auch wenn bei Babyhaut grundsätzlich das Prinzip "Weniger ist mehr" gilt, gibt es einen Fall, in dem Kosmetikprodukte doch wichtig sein können: Wenn es um den Schutz vor Kälte, Wind und Sonne geht. Als Wind- und Wetterschutz empfiehlt sich eine fetthaltige Creme ohne bedenkliche Inhaltsstoffe: An windigen und kalten Tagen können Sie die zarte Gesichtshaut des Babys deshalb zum Schutz mit einer reichhaltigen Creme oder einer speziellen Wind-und-Wetter-Creme eincremen.

In Sachen Sonne stehen Cremes erst an zweiter Stelle – andere Schutzmaßnahmen gehen vor. Denn: Säuglinge sollten der Sonne in den ersten Lebensmonaten überhaupt nicht ausgesetzt werden. Statten Sie den Kinderwagen so aus, dass sie die Sonne wirklich raushalten können, zum Beispiel mit einem Segel mit hohem UV-Schutzfaktor.

Weil es aber unrealistisch ist, Babys immer und überall vor Sonne schützen zu können, ist (Kinder-)Sonnencreme wichtig. Empfehlenswerte Produkte dazu finden Sie in unserem Test zu Sonnencremes für Babys und Kinder.

Weiterlesen auf oekotest.de: