Schwangerschaft: Schon eine Zigarette täglich verdoppelt das Risiko für plötzlichen Kindstod

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Kinder und Familie | 27.01.2020

Schwangerschaft: Schon eine Zigarette täglich verdoppelt das Risiko für plötzlichen Kindstod
Foto: Fotolia / highwaystarz

Immer wieder passiert es, dass Kinder plötzlich und ohne Vorerkrankung im Schlaf sterben. Ein möglicher Grund dafür ist Rauchen in der Schwangerschaft. Noch gefährlicher ist es, wenn die Mutter raucht und Alkohol trinkt.

Rauchen in der Schwangerschaft schadet dem Baby, das ist bekannt. US-Mediziner haben untersucht, welche Auswirkungen es hat, wenn werdende Mütter rauchen. Das Ergebnis: Schon eine einzige Zigarette täglich ist zu viel. Auch ein geringer Zigarettenkonsum erhöht das Risiko, dass ein Kind am plötzlichen Kindstod stirbt.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Pediatrics" veröffentlicht wurde, zeigt: Wenn Mütter während der Schwangerschaft rauchen, ist das Risiko, dass ihr Kind plötzlich und unerwartet stirbt, mehr als doppelt so hoch.

Die Mediziner vom Children’s Center for Integrative Brain Research in Seattle haben Geburtsbescheinigungen der Jahre 2007 bis 2011 ausgewertet. In den USA wird in diesen Dokumenten festgehalten, wie viele Zigaretten Frauen in den drei Monaten vor der Schwangerschaft und während der Schwangerschaft geraucht haben. Insgesamt untersuchten die Forscher 20 Millionen Formulare. In gut 19.000 Fällen waren die Kinder am plötzlichen Kindstod (SIDS) gestorben. SIDS steht für sudden infant death syndrome.

Das SIDS-Risiko lässt sich leicht senken

Schwangere, die ihren Zigarettenkonsum reduzierten, konnten im Vergleich zu Schwangeren, die das nicht taten, das SIDS-Risiko ihrer Babys um zwölf Prozent senken. Wenn die werdenden Mütter ganz mit dem Rauchen aufhörten, sank das Risiko sogar um 23 Prozent, so das Seattle Children’s Hospital.

Die Analyse zeigte auch, dass Mütter, die drei Monate vor der Schwangerschaft geraucht hatten und im ersten Trimester aufhörten, im Vergleich zu Nichtraucherinnen immer noch ein höheres SUID-Risiko hatten.

Das Forscherteam schätzt, dass 800 der 3.700 SIDS-Todesfälle in den USA vermieden werden könnten, wenn keine Frau mehr in den Wochen vor der Schwangerschaft und während der Schwangerschaft rauchen würde. "Für schwangere Frauen, die nicht vollständig aufhören können, verringert jede Zigarette, die sie nicht rauchen, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kind plötzlich und unerwartet am plötzlichen Kindstod stirbt", so Tatiana Anderson, Hauptautorin der Studie. 

Rauchen und Alkohol trinken sind besonders gefährlich

Wenn werdende Mütter rauchen, kann das für ihr Kind lebensgefährlich werden. Noch riskanter ist allerdings die Kombination aus Rauchen und Alkoholkonsum. Wenn Schwangere über das erste Schwangerschaftsdrittel hinaus Zigaretten rauchen und Alkohol trinken, steigt das Risiko, dass ihr Baby am plötzlichen Kindstod stirbt, sogar um das Zwölffache an. Das zeigt eine Beobachtungsstudie, die vom US-Gesundheitsministerium finanziert und im Fachmagazin EClinicalMedicine veröffentlicht wurde. 

Die Ergebnisse sind der Beweis, dass Frauenärzte Schwangere schon ganz zu Beginn der Schwangerschaft darauf hinweisen sollten, mit dem Rauchen und Alkohol trinken völlig aufzuhören. 

Wie lässt sich das Risiko für den plötzlichen Kindstod reduzieren?

Vom plötzlichen Kindstod spricht man, wenn Kinder unerwartet und ohne Vorerkrankung sterben. Die plötzlichen Todesfälle sind aber selten: In Deutschland sterben jährlich rund 130 Babys am plötzlichen Kindstod. Meist sterben die Kinder in der Nacht. Die Mehrheit der Kinder, die an SIDS sterben, sind zwischen zwei und vier Monate alt.

Als weitere Risiken für den plötzlichen Kindstod gelten: 

  • Schlafen in Bauchlage
  • Schlafen im Elternbett
  • Fehlende Luftzirkulation im Bett (durch Decken, Kissen, Kuscheltiere)
  • Überwärmung
  • Nicht-Stillen
  • Frühgeburt
  • Drogenkonsum der Mutter

Rauchen in der Schwangerschaft gilt schon seit längerem als Risikofaktor. Die aktuelle Studie zeigt nun, wie gefährlich es ist, wenn werdende Mütter rauchen.

>> Für weitere Informationen: Plötzlicher Kindstod: Das raten Experten zur Vorbeugung

Zehn Nikotinersatzpräparate überprüft 

Nikotinersatzpräparate sollen dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Im Handel gibt es Nikotinkaugummis, Nikotionpflaster, Lutschtabletten und Inhalatoren. Wir haben zehn solcher rezeptfreien Mittel überprüft. Sind Sie empfehlenswert? Hier geht es zum Test:

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Quelle: Pediatrics

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