Dermatologin: "Bitte keine Klebetattoos auf Kinderhaut"

Magazin März 2025: Schwarzer Pfeffer | Autor: Marieke Mariani | Kategorie: Kinder und Familie | 23.02.2025

Kindertattoos können Allergien auslösen und sollten deshalb nicht genutzt werden.
Foto: GOLFX/Shutterstock

Auf Kinder haben die bunten Hautbildchen eine fast magische Anziehungskraft. Doch temporäre Tattoos können eine Menge unerwünschter Substanzen enthalten, die der Haut schaden. Auch die Kinderdermatologin Regina Fölster-Holst rät entschieden davon ab.

Während permanenten, in die Haut gestochenen Tätowierungen seit jeher der Ruf vorauseilt, gesundheitsschädlich zu sein, fanden temporäre Tattoos in der Wissenschaft lange Zeit eher wenig Beachtung. Aus Sicht von Regina Fölster-Holst, emeritierte Professorin der Dermatologie und Allergologie sowie langjährige Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Kinderdermatologie (ESPD), ist das ein Versäumnis. Denn jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass auch die bunten Hautbildchen keinesfalls harmlos sind. Sie rät: "Bitte keine Klebetattoos auf Kinderhaut."

Störungen der Hautbarriere möglich

"Die Stoffe aus den Klebetattoos gelangen in die Epidermis, in der sich auch die Hautbarriere befindet. Diese wird durch Klebetattoos gestört", betont Fölster-Holst. 2021 untersuchte eine spanische Forschungsgruppe die Effekte von permanenten Tätowierungen sowie von temporären Klebetattoos auf die Haut. Die Studie lieferte Hinweise, dass Klebetattoos die Haut unter oxidativen Stress setzen und der Hautbarriere schaden. Untersuchungen wie diese werden aus ethischen Gründen nur mit Erwachsenen durchgeführt.

Die Effekte auf Kinderhaut, deren Schutzbarriere noch nicht ausgereift ist, könnten sogar noch gravierender sein, so die Expertin. Zurückzuführen sind sie der Studie zufolge unter anderem auf einen Feuchtigkeitsverlust der Haut durch die Klebetattoos. Gerade für Kinder mit Neurodermitis oder anderen Erkrankungen der Hautbarriere, zu denen die Dermatologin lange und intensiv geforscht hat, könne das zum Problem werden. Aber auch allergische Reaktionen auf bestimmte Inhaltsstoffe der Klebetattoos seien nicht unwahrscheinlich.

Allergien durch verunreinigtes Henna

Besonders heftige Hautreaktionen hat die Dermatologin im Klinikalltag durch Henna-Tattoos beobachtet, die häufig als scheinbar harmloser Urlaubsspaß auf der Haut landen. Im Gedächtnis blieb ihr dabei eine Familie, die ihre Haut in Ägypten mit Hennafarben verzieren ließ. Während Mutter und Tochter ohne Probleme nach Hause reisten, erlitt der Vater eine schwere allergische Reaktion.

Diese, so Fölster-Holst, sei jedoch nicht auf die pflanzliche Hennafarbe selbst zurückzuführen, die nur selten allergische Reaktionen auslöse. Vielmehr seien aus dem nicht-europäischen Ausland stammende Pflanzenfarben oft mit dem stark allergisierenden chemischen Farbstoff P-Phenylendiamin versetzt, der den färbenden Effekt intensivieren soll. Er ist auch in vielen Haarfarben enthalten, was ÖKO-TEST seit Langem kritisiert. Um eine Allergie zu entwickeln, reiche schon eine gefärbte Haarsträhne, erklärt die Dermatologin.

Hautreaktionen treten nicht immer an der Kontaktstelle auf

Aber auch andere Alltagsprodukte können P-Phenylendiamin enthalten. Hat das Immunsystem einmal gelernt, die Substanz als Gegner zu betrachten, besteht die Allergie ein Leben lang. So wird aus dem vermeintlich vergänglichen Hautschmuck ein Begleiter für die Ewigkeit.

Von einer leichten Rötung über juckende Pickelchen oder Papeln bis hin zu nässenden Bläschen und Schwellungen können allergische Reaktionen ganz unterschiedlich aussehen. Eine Kontaktallergie zeigt sich nicht unmittelbar nach der Anwendung, sondern erst mit einer Verzögerung von bis zu zwei Wochen. In der Sensibilisierungsphase lernt das Immunsystem den fremden Stoff kennen, beim zweiten Kontakt, in der sogenannten Auslösephase, zeigen sich die Hautveränderungen. Der mehrtägige Hautkontakt eines Klebetattoos reiche aber bereits für beide Phasen.

Hinzu kommt: "Die Hautreaktionen treten nicht immer an der Kontaktstelle auf, an der das Tattoo aufgebracht war, sondern können über das Gefäßsystem ganz andere Hautareale erreichen, die dann die Kontaktallergie zeigen", so Fölster-Holst. Nicht immer lassen sich die Symptome so eindeutig dem konkreten Auslöser zuordnen.

Allergietest bringt Klarheit

Eltern rät die Dermatologin: "Falls sie nach der Verwendung temporärer Tattoos eine Hautreaktion bei ihrem Kind bemerken, sollten sie es umgehend entfernen und keine neuen Klebebildchen mehr aufbringen. Im zweiten Schritt sollte ein Allergietest erfolgen, um das Allergen zu identifizieren. Eine stärkere Reaktion muss natürlich umgehend abgeklärt werden. Dabei dürfen Eltern in der Arztpraxis durchaus darauf bestehen, dass das Kind schnellstmöglich behandelt wird."

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