Kurzwaschprogramm: Wie Sie damit Energie sparen können – oder genau das Gegenteil

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Bauen und Wohnen | 28.03.2023

Mit dem Kurzwaschprogramm Energie sparen?
Foto: Shutterstock/Lial

Viele moderne Waschmaschinen bieten Kurzwaschprogramme an, die zwischen 15 Minuten und einer Stunde dauern. Das spart sicher mächtig Energie oder? Die Wahrheit: Manchmal lohnt sich die Expresswäsche – manchmal ist aber auch das Gegenteil der Fall. Wie das sein kann.

Alle Waschmaschinen, die in den letzten Jahren in den Handel gekommen sind, haben Kurz- oder Schnellwaschgänge. Diese versprechen, die Wäsche in 15 bis 60 Minuten sauberzubekommen. Andere Programme brauchen für die gleiche Waschleistung zwei Stunden und mehr; wählt man gar das Eco-Programm und belädt die Trommel ordentlich, können es auch schon mal drei Stunden aufwärts sein.

Es gibt nicht nur ein Kurzwaschprogramm

Wichtig zu wissen: Kurzwaschprogramm ist nicht gleich Kurzwaschprogramm. Denn verschiedene Hersteller (und deren Waschmaschinen) können unter einem Schnellwaschgang etwas anderes verstehen. Manche Geräte haben gleich mehrere Kurzwaschoptionen, andere nur eine. Die Unterschiede können groß sein – und damit auch der Energieverbrauch.

Wir haben uns Bedienungsanleitungen und Verbrauchsdaten angeschaut:

    • Im Vergleich zu anderen Waschgängen ist der Eco-Modus – ob als separates Waschprogramm oder als zuschaltbare Option – sehr oft die sparsamste Option. Dass er länger braucht als andere Waschgänge, hat damit zu tun, dass dabei mit niedrigeren Wassertemperaturen gewaschen wird. Diese müssen entsprechend länger auf die Wäsche einwirken, um die gleiche Reinigungsleistung zu erzielen.

    • Der etwa einstündige "Schnell/Mix"-Modus, den viele Waschmaschinen anbieten, lässt die Energiekosten hingegen steigen – trotz seines vielversprechenden Namens. Denn: Um in rund 60 Minuten fertig zu sein, muss beim schnellen Mix mit höheren Temperaturen gewaschen werden. Und das kostet.

    Das Eco-Programm ist sparsam …

    Beispiel: Ein Blick in die Verbrauchsdaten einer Frontlader-Waschmaschine, wie sie ein größerer Hersteller zurzeit im Angebot hat, zeigt: Der "Schnell/Mix"-Waschgang verbraucht (bei 4 Kilo Wäsche) bei 40 Grad rund 0,64 Kilowattstunden (kWh) Strom; das vergleichbare 40-bis-60-Grad-Eco-Programm für 4,5 Kilo Wäsche rund 0,3 kWh weniger. Bei einem Energiepreis von ca. 32 Cent/kWh entspricht das einer Differenz von etwa 10 Cent pro Waschgang. Bei drei Waschgängen pro Woche summiert sich der Unterschied auf etwa 15 Euro im Jahr.

    Beispiel: Der Eco-Modus ist sparsamer als der Schnell-(Mix-)Modus.
    Beispiel: Der Eco-Modus ist sparsamer als der Schnell-(Mix-)Modus. (Foto: Robert Bosch Hausgeräte GmbH)
    • Drückt man, sofern am Gerät vorhanden, zusätzlich die Turbo-Taste ("varioSpeed", "SpeedPerfect", "Extra Touch"), um die Waschdauer zu halbieren, muss nochmals heißer – und gegebenenfalls mit schnelleren Umdrehungen – gewaschen werden. Auch das kostet Extra-Energie: Verbraucher können hier noch mal von zusätzlichen 10 Cent pro Waschgang ausgehen.

    Zwischenstand: Es wird teurer, wenn es bei gleicher Waschleistung schneller gehen soll. So weit, so unumstritten.

    … der Kürzestwaschgang aber am sparsamsten

    Es gibt allerdings eine spannende Ausnahme, von der viele nichts wissen: Viele Maschinen verfügen nämlich über besondere "Kürzestwaschgänge", die nur 15 bis 30 Minuten dauern und dabei nur 25 bis 30 Grad Wassertemperatur erreichen. Damit reinigen sie noch mal etwas kühler als die Eco-Programme und natürlich kälter als die "Schnell/Mix"-Einstellungen (mit denen sie leider sehr einfach zu verwechseln sind).

    Solche lauwarmen Kürzestgänge heißen "Express 20", "Rapid 30", "Schnell 30", "Extra kurz 30/15" oder schlicht "30 Minuten": Sie erkennen entsprechende Programme daran, dass sie mit einer Minutenangabe versehen sind. Hersteller empfehlen diese Minuten-Programme zwar nur für wenig verschmutzte, nicht empfindliche Kleidungsstücke, betonen aber, dass die Wäsche trotz der kurzen Dauer sauber wird.

    Und die Stromkosten? Da die meiste Energie beim Wäschewaschen in das Erwärmen des Wassers fließt, schneiden die kühleren Kürzestwaschgänge beim Energieaufwand noch besser ab als die ohnehin schon sparsamen Eco-Waschgänge.

    Zwei Schnellwaschgänge – 30 Euro Unterschied

    Beispiel: Erneut ein Blick in die Daten eines Frontladers, wie ihn ein größerer Hersteller anbietet: Das 30-Minuten-Programm benötigt für 5,5 Kilo Wäsche nur 0,17 kWh, das Eco-Programm für 4,5 Kilo schon 0,47 kWh. Auch hier beträgt die Differenz 0,3 kWh und damit überschlagweise 15 Euro im Jahr, die Verbraucher sparen würden, die ausschließlich den Kürzestwaschgang nutzen. Die Differenz zum "Schnell/Mix"-Programm könnte (siehe die obere Beispielrechnung) weitere 15 Euro betragen.

    Das heißt auch: Zwischen "Schnell/Mix" und einem Kürzestwaschgang wie "Schnell 30" können stolze 30 Euro Differenz liegen – und das, obwohl die Programme fast den gleichen Namen tragen.

      Kalt waschen ist noch sparsamer als Eco-Waschen.
      Kalt waschen ist noch sparsamer als Eco-Waschen. (Foto: Bauknecht Hausgeräte GmbH (Ausschnitt))

      Schnellwaschen oder nicht? Zum Mitnehmen

      Was bedeutet das nun? Hier noch mal die wichtigsten Punkte:

      1. Wenn Sie eine Waschmaschine haben, die "Eco" (= 2 bis 3 Stunden Waschdauer) anbietet, ist die Funktion oft die sparsamste Wahl.
      2. Gibt es zusätzlich ein lauwarmes Kürzestprogramm (= 15 bis 30 Minuten Waschdauer), können Sie zusätzlich sparen, wenn Sie es für weniger verschmutzte Wäsche nutzen. Hygienische Bedenken müssen Sie dabei keine haben.
      3. Bietet die Waschmaschine hingegen ein "Schnell/Mix"-Programm an (= rund 1 Stunde Waschdauer), sollten Sie misstrauisch werden: Hier handelt es sich um ein Convenience-Angebot, das extra kostet.
      4. Gleiches gilt für "Speed"-Knöpfe, die die gewählte Programmzeit nochmals verringern.

      Wichtig: Immer nur Eco und Kürzestwaschen sparen zwar Energie, alle paar Wochen sollten Sie Ihre Maschine aber auch auf höheren Temperaturen (60 Grad und mehr) laufen lassen, um Bakterien, Schimmel und Ablagerungen vorzubeugen.

      Ebenfalls nicht zu vergessen: Viele Maschinen verfügen über einen Automatik-Modus, der den Verschmutzungsgrad und die Textilart der Wäsche von alleine erkennen und Waschdauer und -temperatur entsprechend anpassen soll. So ein Automatik-Programm kann Energie sparen, es ist aber unwahrscheinlich, dass es an die Spareinstellungen der Maschine herankommt. Explizit abraten wollen wir aber nicht.

      Energiesparen beim Waschen: Infografik

      Unsere kleine Infografik soll verdeutlichen, welcher Modus wie sparsam ist.
      Unsere kleine Infografik soll verdeutlichen, welcher Modus wie sparsam ist. (Foto: Robert Bosch Hausgeräte GmbH/ÖKO-TEST)

      Erläuterung zum Bild: Das Kürzestprogramm spart am meisten und erhält deshalb ein symbolisches grünes A, gefolgt vom Eco-Programm mit einem symbolischen B. "Schnell/Mix" und "Speed"-Knöpfe kosten zusätzlich und bekommen deshalb nur ein D. Beim Automatik-Programm ist das (Einspar-)Ergebnis nicht gut vorherzusagen, da der Energieaufwand jeweils unterschiedlich ausfallen kann – deshalb steht hier ein graues ?.

      Tipp: Da Geräte sich – je nach Alter, Modell, Hersteller – stark unterscheiden können, werfen Sie auf jeden Fall einen Blick in die Gebrauchsanweisung Ihrer Waschmaschine (die sich fast immer auch im Internet findet). Mit etwas Glück gibt sie Ihnen Auskunft darüber, welches Programm zugleich Energie spart und den Bedürfnissen Ihrer Wäsche entspricht.

      Ihre Waschmaschine verfügt über keinerlei Spareinstellungen? Dann hat das Gerät mindestens 10 Jahre auf dem Buckel, schließlich werden inzwischen sogar günstige Neugeräte nur noch mit Eco- und Kurz-Programmen angeboten. Tipp: Wenn Sie die ungefähren Verbrauchskosten Ihrer aktuellen Maschine kennen, messen oder recherchieren, können Sie relativ einfach ausrechnen, wann sich die Anschaffung einer neuen Maschine wieder einspielt (= realistisch sind 5 bis 10 Jahre). Mehr lesen Sie in: Veraltete Haushaltsgeräte austauschen? So berechnen, ob es sich lohnt

      Weiterlesen auf oekotest.de:

      Hinweis: Der Artikel hat keine Wasserkosten verglichen, weil der Verbrauch in allen Programmen recht ähnlich ist (zwischen 40 und 50 Liter).