Warum es Zeit ist, dem Wäschetrockner Lebewohl zu sagen

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 20.04.2022

Energie sparen: Wäsche schonend im Freien trocknen
Foto: Shutterstock / Ingrid Balabanova

Wäschetrockner sorgen für fluffig weiche Wäsche – und sparen viel Arbeit. So weit, so gut. Aber wie schaut es mit Energie und Mikroplastik aus? Hier erfahren Sie, ob und wann der Einsatz eines Wäschetrockners eine gute Idee ist. Und warum Kleidungsstücke an der frischen Luft noch sauberer werden.

Wäschetrockner sorgen innerhalb kurzer Zeit dafür, dass Socken, Handtücher & Co. trocken und flauschig sind. Dazu sparen sie viel Mühe und Zeit, denn wir müssen weder einzelne Socken auf- noch abhängen. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, wie sinnvoll ein Wäschetrockner eigentlich ist. Feuchte Wäsche trocknet ja auch auf der Wäscheleine an der frischen Luft – und zwar ganz ohne Strom zu verbrauchen. 

Was den Stromverbrauch betrifft, sind (moderne) Wäschetrockner nicht so schlecht wie ihr Ruf. Im Winter sind sie sogar klimafreundlicher als das Trocknen auf der guten alten Wäscheleine:

Wie viel Strom verbraucht ein Wäschetrockner?

Moderne Trockner arbeiten mit effizienter Wärmepumpentechnik und nutzen die Wärme aus der Abluft, sie verbrauchen im Vergleich zu alten Geräten relativ wenig Strom.

Laut EcoTopTen verbraucht das derzeit effizienteste Gerät (Fassungsvermögen 7 kg) auf dem Markt (Stand Oktober 2021) 156 kWh Strom pro Jahr. Gerechnet auf 160 Trocknungen im Jahr und einem Strompreis von 40,64 Cent/kWh kostet das Trocknen mit dem Wäschetrockner damit 63 Euro. In zehn Jahren entstehen 730 kg CO₂ Emissionen. Bei einem ineffizienten Altgerät sei dieser Wert mehr als drei Mal so hoch, so die Experten von co2online.

Ein zusätzlicher Punkt ist allerdings die Energie, die bei der Herstellung eines Wäschetrockners anfällt: Hierbei fallen mehr als 200 Kilogramm CO₂-Äquivalente an. Ganz zu schweigen von dem Umwelt- und Recyclingproblem, das ausgediente Trockner mit sich bringen. 

Draußen Wäsche trocknen: günstig und effektiv

Die sparsamste und umweltfreundlichste Art des Wäschetrocknens ist und bleiben frische Luft und Sonne. Zumindest im Sommer.

Im Winter gilt das so aber nicht mehr unbedingt: Wenn die feuchte Wäsche im Wohn- oder Schlafzimmer trocknet, senkt das die Raumtemperatur - es muss zusätzlich gelüftet und stärker geheizt werden. Das kostet jede Menge Energie, die ein moderner Trockner locker wett macht.

Im Sommer sollten Sie Ihren Trockner aber möglichst gar nicht nutzen. Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) geht von einer Ersparnis von rund 150 Euro pro Jahr für einen Vier-Personen-Haushalt aus, wenn er gerade einmal die Hälfte der Wäsche im Freien trocknet.

Außerdem kann das Trocknen an der Sonne eine Hilfe beim Reinigen der Stücke sein: Der IKW verweist auf eine wissenschaftliche Studie der Hochschule Rhein-Waal, wonach die UV-Strahlen der Sonne in der Lage sind, die Anzahl von Bakterien oder Pilze auf der Oberfläche von Textilien auf natürliche Weise zu senken.

Und: Fleckenreste von zum Beispiel Obst und Gemüse, die beim Gang in der Waschmaschine nicht entfernt wurden, werden durch die Sonneneinstrahlung gebleicht.

Das Flusensieb sollten Sie nach jeder Benutzung reinigen.
Das Flusensieb sollten Sie nach jeder Benutzung reinigen. (Foto: Shutterstock / Ju Jae-young)

Stromsparen beim Trocknen mit dem Wäschetrockner

Fürs Waschen und Trocknen gehen sage und schreibe 14 Prozent des Stromverbrauchs im Haushalt drauf. Auf die Waschmaschine können wir im 21. Jahrhundert kaum noch verzichten, der Wäschetrockner ist aber eigentlich ein unnötiger Energiefressern, der nicht sein muss. Wer also noch keinen hat, sollte aus Kosten- und Umweltgründen besser darauf verzichten.

Wenn wir das Gerät schon haben, tun wir gut daran, beim Trocknen möglichst wenig Energie zu verschwenden:

  • Wäsche erst in der Waschmaschine auf hoher Stufe schleudern, das hilft Energie zu sparen.
  • Weichspüler sind generell unnötig, beim Gebrauch eines Trockners ergeben sie noch weniger Sinn.
  • Beladen Sie das Gerät voll und vermeiden Sie es, den Trockner halbvoll laufen zu lassen.
  • Reinigen Sie das Flusensieb regelmäßig, damit der Luftstrom nicht behindert wird.
  • Kleidung aus Polyester darf auf keinen Fall in den Trockner.
  • Nutzen Sie das Öko-Programm Ihres Trockners.
  • Ein Irrtum ist laut Öko-Institut e.V. allerdings, dass Kurzprogramme Strom und Wasser sparen.

Tipps für den Wäschetrocknerkauf

Wer beim Kauf eines Wäschetrockners Geld und Strom sparen möchte, sollte beim Neukauf unbedingt auf ein energieeffizientes Gerät achten: Fast nur die modernen Wärmepumpentrockner erreichen die besten Energieeffizienzklassen. "Sie verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger als ein Kondenstrockner schlechterer Energieeffizienzklasse", so das Fazit von co2online. Deshalb: Kaufen Sie am besten ein besonders sparsames A-Gerät.

    Auch für Wäschetrockner gibt es eine EcoTopTen-Liste vom Öko-Institut, in der die energiesparendsten Geräte auf dem Markt aufgeführt sind. 

    Mikroplastik: Wäschetrockner sind größere Übeltäter als Waschmaschinen

    Ein viel größeres, bislang vernachlässigtes Thema bei Wäschetrocknern sind die Mikrofasern, die beim Trocknen im Wäschetrockner freigesetzt werden. Ein Problem, das bei Waschmaschinen schon lange bekannt ist und häufig thematisiert wird.

    Elektrische Wäschetrockner geben mehrere Tausend Mikrofasern in die Umgebung ab – und zwar bei einem einzigen Durchlauf. Die Fasern gelangen über die Entlüftungseinrichtung in die Natur, berichten zwei US-Forscherinnen in der Fachzeitschrift "Plos One". "Unsere Ergebnisse zeigen, dass elektrische Wäschetrockner ein potenziell großes Volumen an synthetischen und nicht synthetischen Mikrofasern aus Kleidung und Heimtextilien in unsere Umwelt einbringen", schreiben die Forscherinnen.

    Eine Studie aus Hong Kong kam zu ähnlichen Ergebnissen: Eine Forschergruppe der City University Hong Kong stellte fest, dass Trockner bis 40 mal so viele mikroskopische Teilchen aus der Kleidung freisetzen wie Waschmaschinen. Bei Waschmaschinen gelangen die Mikrofasern über das Abwasser in die Kläranlage und können dort gefiltert werden, beim Trockner kommen sie ungefiltert in die Umwelt. Handelt es sich um Baumwollteilchen, werde diese in der Natur abgebaut – bei Mikrofasern aus Polyester ist das nicht der Fall.

    Mit Material von dpa

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