15 Kontaktlinsenpflegemittel für weiche Kontaktlinsen im Test

ÖKO-TEST März 2014 | Autor: Jürgen Steinert | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 28.02.2014

ÖKO-TEST hat fünfzehn Kontaktlinsenpflegemittel unter die Lupe genommen.
Foto: New Africa/Shutterstock

Kontaktlinsen müssen gepflegt werden, sonst drohen dem Auge Schäden. Besonders komfortable Hilfe bieten Kombilösungen, die gleichzeitig reinigen und desinfizieren. Doch etliche Produkte kommen nicht gegen die Keime an.

Rund 3,4 Millionen Menschen in Deutschland tragen zumindest gelegentlich Kontaktlinsen. Dabei schwören vier von fünf Linsenträgern auf die weiche Variante. Tatsächlich dürfte die Zahl der Kontaktlinsenträger insgesamt aber eher höher sein: "Die Zahlen berücksichtigen nicht den Kontaktlinsenverkauf über fachfremde Branchen wie den Onlineverkauf", sagt Ingo Rütten vom Zentralverband der Augenoptiker in Düsseldorf. Auffallend sei zudem, dass auch die Zahl jener Menschen, die schon mal Linsen getragen haben, aber dies heute nicht mehr tun, ebenfalls bei etwa 3,4 Millionen liege.

Hornhautschäden nehmen zu: Das sind die Gründe

Ein Grund für die hohe Abbrecherquote könnte sein: Immer häufiger kommen Patienten mit bedenklichen Hornhautschäden zum Augenarzt. Dass viele Betroffene erst mit bereits weit fortgeschrittenen Hornhautveränderungen kommen, ist für Dr. Gerald Böhme, ehemaliger Leiter des Ressorts Kontaktlinsen im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, leicht zu erklären: "Weiche Kontaktlinsen setzen die Empfindlichkeit herab und unterbinden so den Schmerz, der sonst frühzeitig als Warnzeichen auf winzige Verletzungen oder eine beginnende Entzündung der Hornhaut hinweist. Wer formstabile Linsen trägt, merkt schon die ersten Symptome einer Irritation."

Und die Zahl der Hornhautschäden nimmt weiter zu, seit Kontaktlinsen und Pflegemittel über Internet und Versandhandel zum Anwender gelangen, bedauert Böhme. Auf ein anderes Problem weist die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hin: Etwa drei Viertel der Kontaktlinsenträger vernachlässigen Hygiene und Pflege ihrer Sehhilfen. Infektionen können die Folge sein, die zu Bindehaut- oder Hornhautentzündungen führen können.

Kombilösungen müssen viele Funktionen erfüllen

Komplikationen sind vor allem dann zu befürchten, wenn die Linsen zu lange getragen werden, beispielsweise über Nacht, obwohl sie dafür gar nicht zugelassen sind. Oder sie werden nicht nach der vom Hersteller empfohlenen Zeit ausgetauscht. Denn Fett und Eiweiß aus der Tränenflüssigkeit lagern sich auf der weichen Kontaktlinse ab und bilden einen idealen Nährboden für Keime.

Die meisten Linsenträger pflegen ihre Linsen inzwischen mit Kombilösungen, die sich sowohl zur Reinigung und Desinfektion als auch zur Aufbewahrung und Benetzung eignen sollen. Dabei müssen diese All-in-one-Lösungen einen wahren Spagat vollbringen: einerseits keimtötend wirken, andererseits gut vom Auge vertragen werden. Tatsächlich aber "gelangen mit Multifunktionslösungen potenziell toxische Verbindungen an die Kontaktlinsen und damit auch an die Hornhaut", schreibt Dr. Riad Khaireddin, Augenarzt an der Universitätsklinik St. Josef-Hospital Bochum, in der Zeitschrift Der Ophthalmologe.

Hygienemanagment mit Schwächen

Geregelt sind die Mikrobiologischen Anforderungen und Prüfverfahren für Produkte und Systeme zum Hygienemanagement von Kontaktlinsen in der Norm DIN EN ISO 14729. In einer Direktprüfung ("Stand-alone-Test") müssen die Pflegemittel innerhalb der empfohlenen Einwirkzeit drei verschiedene Bakterien jeweils um mindestens 99,9 Prozent sowie zwei verschiedene Pilze jeweils um mindestens 90 Prozent verringern. Gelingt dies nicht, dürfen sich die Mittel aber immer noch in einer Prüfung nach Pflegeanweisung ("Regimen-Test") qualifizieren.

Experten weisen auf Schwächen der Norm hin: Die Mittel werden weder gegen Viren noch gegen Akanthamöben getestet, es werden keine Belastungstests gefordert und die Prüfungen in der Regel an Laborkeimen und nicht an klinischen Isolaten durchgeführt. Zwar sind Infektionen der Hornhaut mit Akanthamöben, die vor allem über verkeimtes Leitungswasser übertragen werden, nur sehr selten. Allerdings treffen 85 Prozent der von ihnen verursachten Hornhautentzündungen Kontaktlinsenträger. Adenoviren wiederum sind wegen ihres epidemieartigen Auftretens gefürchtet. Sie können durch das Wasser in Schwimmbädern oder ungenügend sterilisierte Geräte zur Augenuntersuchung übertragen werden.


ÖKO-TEST nimmt 15 Kontaktlinsenpflegemittel unter die Lupe

Also konnte es für uns nicht darum gehen, Kontaktlinsenpflegemittel eins zu eins nach den Vorgaben der Norm zu testen. Das von ÖKO-TEST beauftragte Labor hat die Mittel daher nicht nur im Hinblick auf ihre desinfizierende Wirkung miteinander verglichen, sondern auch untersucht, wie gut sie gegen ein häufig vorkommendes Virus wirken und ob sie bestimmte menschliche Zellen schädigen. Daneben haben wir natürlich die Inhaltsstoffe und die Deklaration angeschaut. Im ÖKO-TEST: 15 Kombi-, Multifunktions- und All-in-one-Kontaktlinsenpflegemittel für weiche Kontaktlinsen.

Das ging ins Auge: Die Mehrzahl der Produkte erreicht gerade einmal ein Gesamturteil "befriedigend". Eine Kombilösung fällt mit einem "ungenügend" aus der Reihe, zwei weitere gehen mit "mangelhaft" aus dem Test. Hauptgrund ist die oft unzureichende keimtötende Wirkung.

Schon an der ersten Hürde gescheitert

Den Stand-alone-Test, also die Untersuchung der Wirksamkeit gegenüber Bakterien und Pilzen, schafften neun von 15 Mitteln. Die anderen dezimierten häufig den Pilz Candida albicans nicht in ausreichendem Maße. Geradezu bedenklich stimmen die Laborbefunde, die die der Testverlierer lieferte: Diese verringerte zwei Bakterienarten nicht einmal um den Faktor 10. Dafür werten wir um fünf Noten ab.

Den gleichen Test in Gegenwart von Eiweiß (Belastungstest) wiederum bestanden nur fünf Mittel auf Anhieb: Drei Produkte schnitten hier besonders schlecht ab. Das ist auch deshalb so bedenklich, weil sich Eiweiße aus der Tränenflüssigkeit auf der Kontaktlinse ablagern und die Wirkung der desinfizierenden Substanzen herabsetzen können.

Keine Wirkung gegen Viren

Gegen die von uns untersuchten Adenoviren richteten die 15 getesteten Mittel so gut wie nichts aus. Das heißt: Wer als Kontaktlinsenträger eine Virusinfektion am Auge durchmacht, sollte seine Linsen entsorgen und nach überstandener Infektion neue, ungebrauchte Linsen einsetzen.

Nur bei vier Mitteln konnte nach direktem Kontakt mit einer Zellkultur kein oder nur ein geringfügiger zellgiftiger (zytotoxischer) Effekt festgestellt werden. Hingegen litt die Vitalität der Zellkulturen nach Zugabe von elf Lösungen sogar erheblich. Trotzdem werten wir hier nur um eine Note ab. Denn: Wurde herausgespült, was die Kontaktlinsen über Nacht an Pflegemitteln aufgesogen hatten, ließ sich keine zellschädigende Wirkung mehr nachweisen.

Lausige Deklaration auf den Verpackungen

Die derzeit zulässige Deklaration der Inhaltsstoffe von Medizinprodukten lässt Verbraucher häufig im Unklaren darüber, mit welchen Stoffen sie in Kontakt kommen. So waren Borsäure und/oder Borate nur fünfmal aufgeführt, steckten jedoch noch in fünf weiteren Produkten. Auf unsere Frage nach den verwendeten Puffersubstanzen und PEG/PEG-Derivaten antworteten fünf Anbieter nicht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist unnötiges Silber im Kontaktlinsenbehälter. Dieser sollte nämlich spätestens immer dann gegen neue ausgetauscht werden, wenn die Flasche mit dem Pflegemittel leer geworden ist. Daher müssen sie auch nicht mit antimikrobiellem Silber ausgerüstet werden.

So reagierten die Hersteller

Ein Hersteller war "not amused": Als erste Reaktion schickte uns die Firma Post von einer sie vertretenden Anwaltskanzlei. Erster Kritikpunkt: Der von uns durchgeführte Test stimme nicht mit den Vorgaben der Norm EN ISO 14729 überein, unter anderem weil weder Fusarium solani noch Serratia marcescens verwendet wurden.

Dazu: Es ging uns nicht darum, den Firmen zu attestieren, dass ihre Produkte normkonform sind. Denn die Norm ist nicht streng genug, handelt es sich doch um mit der Industrie abgestimmte Vorgaben, die immer nur einen Minimalkonsens darstellen. Deshalb testeten wir unter härteren Bedingungen. In einem Punkt hatten die Prüfprodukte aber sogar eine Hürde weniger zu nehmen: Auf die Wirksamkeitsüberprüfung gegen den Schimmelpilz Fusarium solani haben wir verzichtet.

Weiterhin wurde kritisiert, dass die Tests der Wirksamkeit gegenüber Viren nach den Vorgaben einer Norm (EN 14476) durchgeführt wurden, welche für Kontaktlinsenpflegemittel "völlg ungeeignet" sei. In dieser gehe es um die viruzide Wirkung von chemischen Desinfektionsmitteln, zum Beispiel für die Instrumenten-Desinfektion. Tatsächlich jedoch gibt es derzeit kein besseres Prüfverfahren als genau diesen Test, wenn es um die Ermittlung der viruziden Wirksamkeit von Produkten wie Kontaktlinsenpflegmitteln geht.

Seitens zwei Hersteller wurde weiterhin die in der Prüfung nach EN ISO 14729 gewählte Belastung moniert. So werde in der Norm eine Zubereitung aus Saccharomyces cerevisiae als organische Belastung empfohlen. Wir sind aber aus gutem Grund davon abgewichen, denn bei S. cerevisiae handelt es sich um Bäckerhefe - und das ist schlicht und einfach praxisfern.

Hinsichtlich der zellschädigenden Wirkung teilte ein Produzent mit, man habe vollkommen andere Resultate - die man uns "aus Gründen des Daten- und Rezepturschutzes" leider nicht zukommen lassen konnte. Ein anderer legte Unterlagen vor, wonach das Produkt einen experimentellen Anwendungstest nach EN ISO 14729 ohne Reiben für alle getesteten Keime bestanden hat.

Eine andere Firma schrieb uns, der Kontaktlinsenbehälter ihres Pflegemittels sei nicht antibakteriell ausgerüstet: "Beschichtungen mit Silber haben sich leider nur als bedingt wirksam gegen Bakterien und gar nicht gegen Pilze erwiesen."

Experte: Harte Linsen sind sicherer

Dr. Gerald Böhme, Augenarzt und ehemaliger Leiter des Ressorts Kontaktlinsen im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, sagt: "Harte Linsen sind sicherer. Wir haben über 2.000 Fälle von Komplikationen im Zusammenhang mit Kontaktlinsen ausgewertet. In 97 Prozent der Fälle wurden weiche Linsen getragen."

ÖKO-TEST-Tipp: Einfache, aber wichtige Regeln

  • Vor dem Einsetzen oder Herausnehmen der Kontaktlinsen stets die Hände mit Wasser und Seife waschen und mit einem fusselfreien Handtuch abtrocknen.
  • Bei der Kontaktlinsenhygiene exakt die Vorgaben des Augenarztes beziehungsweise die der Gebrauchsinformation des Pflegemittels befolgen.
  • Linsen in dem für sie vorgesehenen Behälter aufbewahren. Immer frische Aufbewahrlösung verwenden.
  • Linsen (und den Linsenbehälter) nicht in Kontakt mit Leitungswasser bringen: Linsen vor dem Duschen oder Schwimmen herausnehmen; zum Abspülen eine geeignete Lösung verwenden, zum Beispiele sterile Kochsalzlösung.
  • Tages-/Monatslinsen keinesfalls länger als empfohlen benutzen, Linsenbehälter regelmäßig austauschen.
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt: bei weichen Linsen alle sechs Monate, bei formstabilen Linsen einmal pro Jahr.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Eingekauft wurden 15 Pflegemittel für weiche Kontaktlinsen, die sich zum Teil auch zur Pflege von Silikon-Hydrogel-Linsen eignen. Es handelt sich um Kombiprodukte, in denen Kontaktlinsen aufbewahrt werden können und die reinigen, desinfizieren sowie benetzen. Bezugsquellen waren Optiker, Drogerien, Apotheken und Internethändler.

Der Praxistest: Mit der Überprüfung der Wirksamkeit der Kontaktlinsenpflegemittel haben wir das akkreditierte und anerkannte Prüfinstitut HygCen - Centrum für Hygiene und medizinische Produktsicherheit in Schwerin beauftragt. Dieses ist international anerkannt und steht unter fachärztlicher Leitung. Das Standardprüfverfahren für Kontaktlinsenpflegemittel ist in der Norm DIN EN ISO 14729 festgelegt. Wir haben diese insofern modifiziert, als wir die Mittel zwar auf drei Bakterien, aber nur auf einen der beiden Pilze (C. albicans) haben einwirken lassen. Weil E. hirae als Standard für die Prüfung von Produkten mit antimikrobiellen Aussagen gilt, wurde er anstelle des in der Norm genannten Keims S. marcescens gewählt.

Da Experten die Norm als nicht weitreichend genug beurteilen, haben wir die Mittel zusätzlich im Hinblick auf ihre zellschädigenden Eigenschaften miteinander verglichen. Geprüft wurde an einer Zellkultur, weil ein Test am lebenden Objekt ethisch nicht vertretbar ist. Weiterhin ließen wir testen, wie gut die Kontaktlinsenpflegemittel gegen ein verbreitet vorkommendes Virus wirken. Dabei haben wir uns an einem gängigen Verfahren orientiert, das als Vortest unter anderem für Haut- und Händedesinfektionsmittel dient.

Die Inhaltsstoffe: Kontaktlinsenpflegemittel werden als Medizinprodukte vertrieben. Die Hersteller deklarieren die Inhaltsstoffe oft nicht vollständig. In unklaren Fällen haben wir entweder die Hersteller um weitergehende Informationen gebeten oder die Lösungen im Labor auf Borsäure und gegebenenfalls die Linsenbehälter auf Silber untersuchen lassen.

Die Bewertung: Pflegemittel für (weiche) Kontaktlinsen sollen in erster Linie verschiedenste Keime ausreichend dezimieren, aber gleichzeitig möglichst sanft zum Auge sein. Daher haben wir das Testergebnis Praxisprüfung stärker gewichtet (60 %) als das Testergebnis Inhaltsstoffe (40 %). Mittel, die in der Praxisprüfung versagen, können allerdings durch gute Resultate bei den Inhaltsstoffen keinen Boden gutmachen.

Bewertungslegende

Zur Abwertung um fünf Noten führt: Nichterfüllen sowohl der primären als auch der sekundären Kriterien
des modifizierten Direktversuchs (primäre und sekundäre Kriterien des Stand­aloneTests nach DIN EN ISO 14729). Primäre Kriterien: Reduktion der Bakterien Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Enterococcus hirae jeweils um weniger als drei Zehnerpotenzen, Reduktion von Candida albicans um weniger als eine Zehnerpotenz in den quantitativen Suspensionsversuchen (Direktversuchen) bei vom Anbieter empfohlener Einwirkzeit ohne Belastung. Sekundäre Kriterien: Reduktion der Bakterien Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Enterococcus hirae jeweils um weniger als drei, aber mehr als eine Zehnerpotenz, Reduktion von Candida albicans um weniger als eine Zehnerpotenz, aber keine Vermehrung während der Einwirkzeit im quantitativen Suspensionsversuch (Direktversuch) bei vom Anbieter empfohlener Einwirkzeit ohne Belastung. Zur Abwertung um drei Noten führt: Nichterfüllen der primären, aber Erfüllen der sekundären Kriterien des modifizierten Direktversuchs nach DIN EN ISO 14729 (2011) und unzureichende Reduktion des betreffenden Keims im Anwendungstest nach DIN EN ISO 14729 (mehr als 10 KBE/Linse der Bakterien St. aureus und/oder Ps. aeruginosa und/oder E. hirae und/oder des Pilzes C. albicans) jeweils ohne Belastung. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Nichterfüllen der primären, aber Erfüllen der sekundären Kriterien des modifizierten Direktversuchs nach DIN EN ISO 14729 (2011) und ausreichende Reduktion des betreffenden Keims im Anwendungstest nach DIN EN ISO 14729 (2011) (weniger als 10 KBE/Linse der Bakterien St. aureus und/oder Ps. aeruginosa und/oder E. hirae und/oder des Pilzes C.albicans) jeweils ohne Belastung; b) Wirksamkeit gegen Adenoviren nicht feststellbar (Reduktionsfaktor < 1,0). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Nichterfüllen der primären, aber Erfüllen der sekundären Kriterien des modifizierten Direktversuchs nach DIN EN ISO 14729 (2011) unter Belastung, und unzureichende Reduktion eines betreffenden Keims im Anwendungstest, wenn nicht bereits wegen Nichterfüllens der primären Kriterien ohne Belastung abgewertet wurde; b) Nichterfüllen sowohl der primären als auch der sekundären Kriterien des modifizierten Direktversuchs unter Belastung (primäre und sekundäre Kriterien des modifizierten Stand­alone­Tests nach DIN EN ISO 14729); c) ein deutlicher zellgiftiger Effekt (Zellvitalität in der Prüflösung < 70 %). Das Testergebnis Praxisprüfung setzt sich zusammen aus den Beurteilungen der Wirkung gegen Bakterien und Pilze (60 %), der Wirkung gegen Adenoviren (20 %) und der Zellgiftigkeit (20 %). Es kann aber nicht besser sein, als die allein aus der Beurteilung der Wirkung gegen Bakterien und Pilze resultierende Bewertung. Abwertungen Inhaltsstoffe: Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) eine unzureichende Deklaration der Inhaltsstoffe (fehlende Angabe des Tensids und/oder des Puffers und/oder von Borsäure/Boraten); b) problematische Inhaltsstoffe wie Borsäure/Borate und/oder PEG/PEG­Derivate. Zur Abwertung um eine Note führen: problematische Inhaltsstoffe wie EDTA/ EDTA­Abkömmlinge (Nonanoyl­ED3A), wenn nicht schon wegen Borsäure/Boraten und/oder PEG/PEG­-Derivaten abgewertet wurde. Unter Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Kontaktlinsenbehälter mit Silber ausgerüstet. Zur Abwertung um eine Note führen: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Praxisprüfung, dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis Weitere Mängel. In das Gesamturteil gehen das Testergebnis Praxisprüfung zu 60 Prozent und das Testergebnis Inhaltsstoffe zu 40 Prozent ein. Es kann nicht besser sein als das Testergebnis Praxisprüfung. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note.

Testmethoden

Praxisprüfung: a) Quantitativer Suspensionstest in Anlehnung an DIN EN ISO 14729 (2011): Augenoptik - Kontaktlinsenpflegemittel - Mikrobiologische Anforderungen und Prüfverfahren für Produkte und Systeme zum Hygienemanagement von Kontaktlinsen; 1. Stand-alone-Test: Verdünnungsmittel: konzentrierte Anwendung; Prüftemperatur: 21-22 °C ± 1 °C; Konzentration der Prüfprodukte: 98 % Endkonzentration; Einwirkzeiten: nach Herstellerangaben; Auszählverfahren: Oberflächenverfahren; Inkubation: 48 h bei 36 °C ± 1 °C (C. albicans 48 h bei 30 °C ± 1 °C); Neutralisation: Verdünnungsneutralisation; Neutralisationsmittel: 3,0 % Tween 80 + 3,0 % Saponin + 0,1 % Histidin + 0,1 % Cystein; Belastungssubstanzen: ohne Belastung / geringe Belastung (0,3 g/l Albumin); Prüfkeime: Staphylococcus aureus ATCC 6538; Enterococcus hirae ATCC 10541; Pseudomonas aeruginosa ATCC 15442; Candida albicans ATCC 10231. 2. Regimen-Test: Prüftemperatur: 21-22 °C ± 1 °C; Konzentration der Prüfprodukte: 100 %; Auszählverfahren: Oberflächenverfahren, Linse: Plattengussverfahren; Inkubation: 48 h bei 36 °C ± 1 °C, C. albicans: 48 h bei 30 °C ± 1 °C; Neutralisation: Membranfiltrationsverfahren; Neutralisationsmittel/Spülflüssigkeit: destilliertes Wasser + 0,05 % Tween 80; Belastungssubstanzen: ohne Belastung / mit Belastung (0,2 % Mucin); Prüfkeime: wie Stand-alone-Test; die Vorreinigung der Linsen erfolgte nach Angaben des Herstellers.
b) Viruzidieprüfung: in Anlehnung an EN 14476:2013: Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika - Quantitativer Suspensionsversuch Viruzidie für in der Humanmedizin verwendete chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika, Prüfverfahren und Anforderungen (Phase2, Stufe 1): Adenovirus Typ 5, ohne und geringe Belastung. Verdünnungsmittel: konzentrierte Anwendung; geringe Belastung: 0,3g BSA; Versuchstemperatur: 20 °C ± 0,5°C; Konzentration der Prüfprodukte: 90 % (V/V) ohne Belastung, 80 % (V/V) geringe Belastung; Einwirkzeiten Produkte: nach Herstellerangaben; Verdünnungsmittel: Wasser standardisierter Härte; Prüfvirus: Adenovirus Typ 5, Stamm Adenoid 75, ATCC VR 5; Zelllinie zur Vermehrung CCL-2 Zellen (HeLa); Titrationsverfahren: Virustitration auf Zellen als Monolayer in 96-Well Mikrotiterplatten; 0,5 ml Produktprüflösung werden mit 4,5 ml eiskaltem DMEM + 2% FBS bis zu einer Verdünnung von 10-8 verdünnt, 100 µl von jeder Verdünnung wurden in 6 Wells der Mikrotiterplatte pipettiert; Verfahren zur Beendigung der Wirkung des Produkts und Verringerung der Zytotoxizität: Verdünnung bis 10-4 innerhalb von 10 sec. mit eiskaltem DMEM + 2 % FBS; Referenz Virusinaktivierung: 0,7% Formaldehydlösung, Einwirkzeiten: 5 min, 15 min, 30 min, 60 min.
c) Zytotoxizitätsprüfung: Zytotoxizität von Eluaten gemäß DIN EN ISO 10993-5:2009-10, Biologische Beurteilung von Medizinprodukten, Teil 5: Prüfung auf Zytotoxizität, SOP 09-001. Prüfbedingungen: Prüfklima: 22 ± 2°C/ 55 ± 5% rel. Feuchte, Konditionierung: 24 Std.; Extraktionsbedingungen: a) direkter Kontakt: Produkte wurden 1:1 mit Zellkulturmedium verdünnt = Prüflösungen; b) indirekter Kontakt: Nach Einlegen von Monatslinsen in die Produkte über einen Zeitraum von 16-18 h wurden die Monatslinsen in 1,5 ml Zellkulturmedium über einen Zeitraum von 24 h bei 37 °C extrahiert = Extraktionsmedien; Methodik Zellkultivierung: FL-Zellen (American Type Culture Collection CCL 62) sind eine Zellinie des menschlichen Amnions. Die Vorratshaltung erfolgt in 250 ml Gewebekulturflaschen (Greiner GmbH). Die Zellen werden alle 4 d passagiert. Nach der 100. Passage wurde die Vorratshaltung aus der Stammkultur neu angelegt. Zur Testung werden die Zellen in einer Konzentration von 1-2 x 106 Zellen/ml in Microtiter-Zellkulturtestplatten F96 (Biochrom) eingesät und 20-24 h bei 37 °C und 5 % CO2 im Brutschrank inkubiert. Das Anzuchtmedium besteht aus MEM (Minimum Essential Medium) mit 9 % FBS (Fötales Kälberserum) sowie Glutamin, Penicillin und Streptomycin. Exposition: Nach 24 h Kultivierung der Zellen in Multiwell-Zellkulturschalen lagen die Zellen als Monolayer vor. Nun wurde ein Mediumwechsel mit Extraktionsmedium vorgenommen. Dazu wurde das Medium dekantiert und das Prüfmedium mit einer Mehrkanalpipette vorsichtig hineinpipettiert (100 µl pro Vertiefung). Eine 24-stündige Inkubation im Brutschrank schließt sich an. Messprinzip: Vitale Zellen nehmen den Farbstoff Neutralrot auf, zerstörte Zellen können den Farbstoff nicht aufnehmen und bleiben ungefärbt; die Farbintensität der Elutionslösung wird fotometrisch gemessen. Messung: Nach Abschluss der Inkubation wird die Microtiterplatte mit PBS (Phosphate Buffered Saline) gewaschen und das Kulturmedium, das den Farbstoff Neutralrot (50 µg/ml) enthält, auf die Zellen pipettiert; nach einer dreistündigen Inkubation wird die Microtiterplatte erneut gewaschen, um überschüssigen Farbstoff zu entfernen; mit Elutionslösung (1 % (V/V) Essigsäure in 50 % (V/V) Ethanol) wird der vorhandene Farbstoff aus den Zellen herausgelöst; nach 1 h Stunde Elution erfolgt die fotometrische Messung. Kontrollen: Als Negativkontrolle wurde Zellmedium ohne Prüflösung inkubiert; zur Überprüfung der Sensitivität des Testsystems wurde zusätzlich als Positivkontrolle 1,5 mg/ml Sodiumdodecylsulfat (SDS) in Kulturmedium im Test eingesetzt. Auswertung: Die Zellzahl von 12 Parallelansätzen wurde ermittelt und anschließend statistisch ausgewertet. Eine Zellvitalität von <70 % bezogen auf die Negativkontrolle gilt als signifikant zytotoxisches Ergebnis.
Inhaltsstoffe: Halogenorganische Verbindungen (nur in Natriumchlorit-haltigen Proben): a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Bor (Borsäure/Borate, wenn nicht deklariert): Totalaufschluss in der Mikrowelle, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Silber im Kontaktlinsenbehälter (wenn nicht deklariert): Behandlung mit Salpetersäure, Elementbestimmung mittels ICP-MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2013.

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