- Im Test: 19 getönte Tagescremes mit mittlerem Farbton, darunter sieben Naturkosmetikprodukte.
- Nur fünf getönte Tagescremes schneiden im Test mit Bestnote ab.
- Besonders ärgerlich: In einer geprüften Creme steckt Cadmium. Das Schwermetall ist giftig für die Nieren und steht im Verdacht, fortpflanzungsschädlich zu sein.
- Kritik gibt es unter anderem auch für hormonverdächtige und wenig hautfreundliche Stoffe.
Aktualisiert am 08.12.2022 | Getönte Tagescremes sind praktisch: Sie wirken hautpflegend und sorgen zugleich für einen schöneren Teint. Zwar reicht die Deckkraft durch ihre enthaltenen Farbpigmente nicht für jeden Fleck oder jede Hautrötung. Dafür bleibt aber der bei Make-up gefürchtete starre "Maskeneffekt" meist aus.
Aber wie sieht es mit den Inhaltsstoffen dieser leichten Schönheitspflegeprodukte aus? Unser Test zeigt: Diese sind leider nicht per se natürlich.
Getönte Tagescremes im Test: dm, Nivea & Co. im Vergleich
Wir haben 19 getönte Tagescremes eingekauft und ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Gerade einmal neun Produkte sind mit "sehr gut" oder "gut" empfehlenswert. Sechs Cremes enttäuschen jedoch und fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Die von uns beauftragten Labore haben so einige bedenkliche Substanzen gefunden, die aus unserer Sicht nicht in eine getönte Tagescreme hineingehören.
Eine getönte Tagescreme enthält giftiges Cadmium
Eine getönte Tagescreme im Test war mit dem Schwermetall Cadmium belastet. Cadmium ist als Gefahrstoff eingestuft: Es ist giftig für die Nieren. Zudem steht Cadmium unter anderem im Verdacht, fortpflanzungsschädlich zu sein.
Das Element kommt natürlicherweise in der Erdkruste vor und kann etwa über Farbpigmente in Kosmetika gelangen. Der in diesem Produkt gemessene Gehalt lag oberhalb des Orientierungswertes des Bundesamts für Verbraucherschutz (BVL). Gehalte unter diesem Wert toleriert das BVL als "technisch nicht vermeidbar".
Kritik an Paraffinen und Silikonen
Außerdem ärgerlich: Sieben getönte Tagescremes im Test enthalten mehr als ein Prozent Silikone und/oder Paraffine. Diese erdölbasierten Stoffe kritisieren wir, weil sie sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut einfügen wie natürliche Fette.
Zudem finden die Labore in Produkten mit Paraffinen regelmäßig Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH). Genau das ist auch bei einer getesteten Tagescreme der Fall. MOAH haben aus unserer Sicht in Kosmetik nichts verloren, weil zu der Stoffgruppe auch krebserregende Verbindungen gehören können.
Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe entdeckt
Doch damit nicht genug: Minuspunkte vergeben wir auch für Substanzen, die von den Herstellern bewusst eingesetzt wurden und als deklarationspflichtige Stoffe in der Zutatenliste stehen:
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidans soll Kosmetika vor Reaktionen mit Sauerstoff schützen. Es steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.
- Ethylhexylmethoxycinnamat und Octocrylen: Die chemischen UV-Filter sind ebenfalls hormonverdächtig. Für Ethylhexylmethoxycinnamat liegen hierzu hierzu Hinweise aus Tierversuchen vor, für Octocrylen aus Zellversuchen.
- Halogenorganische Verbindungen: Sie dienen oft zum Konservieren. Viele Stoffe aus dieser Gruppe sind allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
- PEG-Verbindungen: Die Emulgatoren können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Getönte Tagescremes im Test belasten die Umwelt
Kritik gibt es letztendlich auch aus Umweltgründen. So haben nur zwei Hersteller im ganzen Test angegeben, dass ihre Plastikverpackungen Recyclingmaterial enthält. Nur einer von ihnen hat uns das für die getestete Charge ausreichend belegt. Die übrigen Anbieter schwiegen sich entweder dazu aus oder teilten uns mit, dass sie kein Rezyklat verwendeten.
Ebenfalls enttäuschend: In vielen getönten Tagescremes steckt, vereinfacht gesagt, auch noch Plastik in der Rezeptur selbst. Für diese synthetischen Polymere ziehen wir Noten ab, weil sie schwer abbaubar sein und die Umwelt belasten können. Schließlich gelangen sie früher oder später ins Abwasser und so über den Klärschlamm in unsere Böden und Gewässer.
Tipps zu getönten Tagescremes
Was wir Ihnen beim Kauf und Gebrauch von getönten Tagescremes raten:
- Eine Tagescreme lässt rote Stellen, Pickel oder Augenringe nicht komplett verschwinden. Wer sich das wünscht, kann solche Stellen vorab punktuell mit einem Concealer behandeln.
- Cremes mit BB im Namen haben oft eine höhere Deckkraft als solche die nur "getönte" Tagescreme" heißen.
- Beim Farbton gilt: besser etwas zu hell als etwas zu dunkel. Ob er richtig zum natürlichen Teint passt, sieht man leider nur bei Tageslicht und Probeauftragen im Gesicht. Falls das Geschäft Probeexemplare im Regal hat, etwas davon nehmen und kurz nach draußen gehen – oder alternativ das Risiko eingehen und die angebrochene Creme weiter verschenken, wenn der Farbton doch nicht passt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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