28 Lebensmittel vom Discounter im Test

Hauptsache billig

Jahrbuch für 2015 | | Kategorie: Essen und Trinken | 10.10.2014

28 Lebensmittel vom Discounter im Test

Wer beim Discounter kauft, will sparen - aber nicht an der Qualität. Dass diese Rechnung nicht immer aufgeht, zeigt unser Test. Für schlechte Noten sorgten vor allem Kaffee, Reis und Tiefkühlpizza. Verbesserungspotenziale gibt es zuhauf.

Qualität zum kleinen Preis - so oder so ähnlich werben Aldi, Lidl und all die anderen Billigheimer tagtäglich für ihre Produkte. Aber geht das überhaupt? Wie lassen sich die Qualität sichern und Kosten niedrig halten? Was tragen Lieferanten dazu bei? Das fragten wir die Discounter und schickten gleichzeitig eine Auswahl an Basislebensmitteln ins Labor.

In unserem Test ließen wir fünf verschiedene Lebensmittel der einzelnen Discounter untersuchen. Ausgegeben haben wir nicht viel: 69 Cent für einen Liter Vollmilch, 2,49 Euro für zwei Pizzen, 2,49 Euro für das Pfund Kaffee. Preisunterschiede zwischen den Anbietern gab es nicht, es sei denn, es handelte sich um Bio-Produkte.

Das Testergebnis

Kein Discounter schneidet besonders gut oder besonders schlecht ab. Die Produktgruppe Kaffee zählt dabei zu den Verlierern. Für "sehr gute" Urteile sorgen vor allem die Bio-Tofuprodukte.

Erhöhte Acrylamidwerte fand das beauftragte Labor in den Kaffees von Aldi Nord, Norma und Lidl. Orientiert haben wir uns an dem strengen deutschen Signalwert, der zuletzt 2010 festgelegt wurde. Der Signalwert war Teil einer nationalen Minimierungsstrategie für Acrylamid in verschiedenen Lebensmittelgruppen. Ein ähnliches Konzept gilt seit 2011 auf EU-Ebene. Allerdings wurde für Kaffee ein sehr viel höherer Richtwert festgelegt. Getan hat sich seitdem offensichtlich nicht viel, denn der Richtwert ist unverändert hoch. Unverständlich, gilt Acrylamid doch als krebserregender und erbgutverändernder Stoff, der mit Kaffee zudem von vielen Verbrauchern regelmäßig aufgenommen wird.

Von dem Geld, was in der Kaffeebranche verdient wird, kommt immer noch zu wenig bei den Kaffeefarmern an. So sind den Angaben zufolge Mindestpreise nicht garantiert, was in schlechten Jahren zu Einkommensverlusten führen kann. Auf konventionellen Plantagen ist der Einsatz hochgiftiger Pestizide zudem nur ansatzweise verboten. Zu den Arbeitsbedingungen gab es wenig Konkretes. Penny und Netto machten gar keine Angaben, während Lidl und Norma auf gesetzliche Regelungen in einigen Anbauländern verwiesen, einen Bezug zu den Testprodukten aber nicht herstellten. Größeren Einblick gewährten allein die beiden Aldi-Discounter. Beide sind Mitglied der 4C-Assoziation, die sich für einen nachhaltigen Kaffeeanbau einsetzt. Der 4C-Verhaltenskodex ist allerdings nur ein Einstiegsstandard ohne Produktzertifizierung. Neben Verbesserungsmaßnahmen im Bereich Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit schreibt der Kodex gesetzliche Mindestlöhne und die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen vor. Die 4C-Anteile sind jedoch gering: zehn Prozent im Röstkaffee Classic (Aldi Süd) und circa 27 Prozent im Markus Kaffee Gold (Aldi Nord). Daher reicht es insgesamt nur zu einem "unfair" - trotz teilweise vorgelegter Belege.

In allen sechs Reisprodukten wurden mehr oder weniger erhöhte Gehalte an krebsverdächtigem, anorganischem Arsen gemessen. Die Mengen liegen zw...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Eingekauft wurde bei den sechs wichtigsten Discountern. Im Einzelnen ging es um Kaffee, Reis, Milch, Tiefkühl-Spinatpizza und Tofu. Keine passenden Sojaprodukte fanden wir bei Lidl und Penny. Auch nicht erhältlich war eine Lidl-eigene Spinatpizza, weshalb wir uns alternativ für Gemüsepizza entschieden.

Die Inhaltsstoffe

Die Untersuchungen erfolgten produktspezifisch. So stand bei Milch die hygienische Qualität auf dem Programm, während wir die Pizzen unter anderem auf ihren Salzgehalt und die deklarierten Zutatenmengen überprüfen ließen. Bei Reis und Kaffee ging es vor allem um problematische Stoffe. So kann Reis mit anorganischem Arsen belastet sein - und Kaffee mit dem Röstnebenprodukt Acrylamid. Beide Substanzen gelten als krebserregend. Die Sojaprodukte wurden auf gentechnisch veränderte Bestandteile untersucht.

Sonstige Parameter

Beim Kaffee fragten wir die Anbieter, ob er unter fairen Bedingungen erzeugt wurde. Das lässt sich unter anderem an garantierten Mindestpreisen für Rohkaffee und der Einhaltung grundlegender Arbeitsnormen auf den Plantagen festmachen. Die Angaben mussten durch entsprechende Nachweise belegt werden. Bei der Milch fragten wir nach dem Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln.

Die Bewertung

Zu Punktabzügen führten erhöhte Gehalte an schädlichen Stoffen wie Acrylamid oder Arsen, aber auch die unfaire Produktion von Kaffee in den Herkunftsländern. Milch, die mit genmanipulierten Futtermitteln erzeugt worden war, konnte bestenfalls mit "gut" abschneiden.

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