Corona im Winter: Wie kommen wir sicher durch die kalte Jahreszeit?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 06.10.2020

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Foto: F8studio / stock.adobe.com; CC0 Public Domain / Pexels - Karolina Grabowska, Ketut Subiyanto

Das Coronavirus wird in der kalten Jahreszeit leichter übertragen als im Sommer. Hier erfahren Sie, wie Sie gut durch den Corona-Winter kommen.

Im Frühling war die Zahl der Kontakte und Veranstaltungen durch die vorgegebenen Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie stark reduziert, in den Sommermonaten waren wir wieder viel an der frischen Luft – jetzt stehen Herbst und Winter vor der Tür. Damit steigen viele Radfahrer wieder auf den Öffentlichen Personennahverkehr um, und Treffen finden nicht mehr im Biergarten oder auf der heimischen Terrasse, sondern in geschlossenen Räumen statt. Abstand halten wird schwieriger. Zudem steigt die Zahl der Atemwegserkrankungen von Erkältung bis Grippe in der kalten Jahreszeit erfahrungsgemäß deutlich an.

Die Angst vor dem Corona-Herbst und -Winter und einer zweiten Welle treibt viele Menschen um, denn schon jetzt steigen die Corona-Fallzahlen wieder – in Europa und auch in Deutschland. Noch ist nicht abzusehen, wie sich die Situation rund um Corona und die Maßnahmen weiter entwickeln.

Corona: Was erwarten Wissenschaftler im Winter?

Mediziner und Wissenschaftler rechnen mit einem Anstieg der Fallzahlen. Christian Drosten bezeichnet die Situation derzeit in seinem NDR-Podcast als "kaum abwägbar", da niemand genau sagen kann, wie viele Menschen tatsächlich infiziert seien. "Es kann sein, dass die täglichen Zahlen, die das RKI meldet oder dem RKI gemeldet werden, dass das um den Faktor zwei zu gering eingeschätzt ist. Es kann auch sein, dass es um den Faktor 20 zu gering eingeschätzt ist."

Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und Epidemiologe, äußert sich auf seinem Twitter-Account folgendermaßen zur aktuellen Lage: "Klar ist, dass wir ohne schnelle Maßnahmen in wenigen Wochen deutlich mehr als 5.000 Fälle pro Tag haben werden." 

Auch Lothar Wieler, dem Chef des Robert Koch-Instituts, macht die neueste Entwicklung in Deutschland "große Sorgen". 

Spahn kündigt Corona-Strategie für Herbst und Winter an 

Auch die Politik bereitet sich auf steigende Corona-Zahlen vor. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat jetzt seine Pläne für den Herbst vorgestellt:

  • Zentrale Fieberambulanzen für Patienten mit klassischen Atemwegsymptomen, die als Anlaufstellen jenseits der Hausarztpraxen für eine Infrastruktur sorgen sollen. Damit soll sichergestellt werden, "dass nicht im Wartezimmer sich die Menschen untereinander anstecken. Das macht Sinn für Corona und auch bei der Grippe und einer möglichen Grippewelle", erklärte Spahn.
  • Reihentests in Einrichtungen wie Pflegeheimen
  • Neuaufstellung der Teststrategie mit mehr Antigen-Schnelltests

>> Zum Weiterlesen: Corona-Test: Alles Wichtige zu den möglichen Testverfahren

7 Tipps für den Corona-Herbst 

Mancherorts hat sich in den letzten Wochen eine gewisse Coronamüdigkeit und ein sorgloser Umgang mit dem Virus breit gemacht. Der Sommer war warm und schön, die Coronazahlen nicht allzu beängstigend. Umso wichtiger ist es jetzt im Herbst und Winter, das Virus nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

1. Lüften, lüften und nochmals lüften

Coronaviren werden über Tröpfchen und Aerosole übertragen, das kann vor allem in geschlossenen Räumen zur Gefahr werden. Seit Monaten wird die Lösung des Problems überall gepredigt: Lüften, lüften und nochmals lüften. Je frischer die Luft ist, desto besser!

Wichtig zu wissen:

  • Das Fenster im Büro, im Klassenzimmer oder beim Spieleabend mit Freunden dauerhaft zu kippen, reicht nicht aus.
  • Je mehr Menschen in einem Raum sind, desto häufiger sollte gelüftet werden.
  • Optimal ist das Lüften über zwei gegenüberliegende Fenster, sodass ein Durchzug für maximal viel Frischluft sorgt.

Für Schulen empfiehlt die Kommission Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamts (IRK) beispielsweise, in jeder Unterrichtspause intensiv bei weit geöffneten Fenstern zu lüften, bei längeren Unterrichtseinheiten von mehr als 45 Minuten auch während des Unterrichts. "Bei Husten und Niesen einzelner Personen, egal ob zu Hause, im Büro oder in der Schule, sollte sofort eine Stoßlüftung durchgeführt werden." 

Sogenannte CO2-Ampeln, die die Konzentration von Kohlendioxid messen und anzeigen, wenn sich die Raumluft verschlechtert, könnten helfen. Da sich ausgeatmetes CO2 ähnlich im Raum verbreitet wie Aerosole, könnten die Messgeräte anzeigen, wann es an der Zeit ist, die Fenster aufzureißen und gründlich zu lüften.

Forscher empfehlen, häufig und anhaltend zu lüften.
Forscher empfehlen, häufig und anhaltend zu lüften. (Foto: Foto: F8studio / stock.adobe.com)

2. Beim Restaurantbesuch warm anziehen

Für den Restaurantbesuch gilt im Herbst: Wenn nicht konsequent gelüftet werden kann, ist Vorsicht geboten. Die gesündere Alternative für ein kulinarisches Treffen mit Freunden: Unter einem Heizpilz, mit Wärmflasche auf dem Schoß oder Schuhsohlenwärmern in den Schuhen draußen sitzen und der Kälte trotzen.

3. Fahrrad statt Bus und Bahn

In Bus und Bahn ist Abstandhalten schwierig. Deshalb auch im Winter lieber aufs Fahrrad steigen oder zu Fuß gehen. Ist das nicht praktikabel, sind Home-Office oder antizyklische Arbeitszeiten für Angestellte eventuell eine Möglichkeit, volle Verkehrsmittel zu meiden.

4. Menschenmassen meiden

Menschenansammlungen – besonders in Innenräumen – sollten möglichst gemieden werden und Feiern auf den engsten Familien- und Freundeskreis beschränkt werden. So lautet auch die aktuelle Empfehlung des RKI.

5.  Sport: Outdoor statt Indoor

Sport ist gesund und stärkt das Immunsystem – in Herbst ist das besonders wichtig. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie lieber draußen als drinnen trainieren.

>> Zum Weiterlesen: Sport mit Maske – wie sinnvoll ist das?

    Sport sollten Sie während der Corona-Pandemie am besten nach draußen verlagern.
    Sport sollten Sie während der Corona-Pandemie am besten nach draußen verlagern. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Ketut Subiyanto)

    6. Grippeimpfung für Risikogruppen

    An einem Impfstoff gegen das Coronavirus wird weltweit fieberhaft geforscht. Bis der erste Impfstoff hierzulande zur Verfügung steht, dürften jedoch noch einige Monate vergehen.

    Bis dahin lautet die Empfehlung vieler Mediziner: Alte Menschen und Patienten mit Vorerkrankung sollen sich durch eine Grippeschutzimpfung schützen. Denn sollte es eine größere Grippewelle zeitgleich zu steigenden Corona-Infektionen geben, könnte das vom Gesundheitssystem möglicherweise nicht verkraftet werden. 

    Mehr zur Grippeschutzimpfung:

    7. AHA-Regel ernst nehmen

    Verzichten Sie weiterhin auf Umarmungen und Händeschütteln. Oberstes Gebot für die warme Jahreszeit war die AHA-Regel: Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung) tragen. Jetzt im Winter wird daraus die AHA+L-Regel, wobei das L für regelmäßiges Lüften steht.

    8. Vorquarantäne bei Familienbesuchen

    Herbst und Winter sind typischerweise die Zeit von Treffen und Weihnachtsfeiern mit der Familie und den Großeltern. Der Virologe Christian Drosten empfiehlt in einem Interview mit der "Zeit" eine Art Vorquarantäne: "Ich halte das Prinzip der Vorquarantäne für eine gute Idee. Also dass Menschen einige Tage, optimalerweise eine Woche, vor dem Familienbesuch mit Oma und Opa soziale Kontakte so gut es geht vermeiden. Natürlich muss jeder im Einzelfall überlegen, wie das im Alltag umsetzbar ist: Wie macht man das mit den Kindern, die in die Kita oder die Schule gehen? Und kann man vor dem Familienbesuch einige Tage lang Besprechungen vermeiden oder ganz im Homeoffice arbeiten, wenn der Beruf es zulässt?" Nach einer Woche mit wenig Sozialkontakten sei das Risiko, sich infiziert zu haben und die Infektion weiterzugeben, gering.

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