Einmal Herpes, immer Herpes. Auch wenn die schmerzhaften Lippenbläschen oftmals jahrelang nicht zum Vorschein treten: Die auslösenden Viren stecken im Körper und werden bei passender - und häufiger leider auch unpassender - Gelegenheit aktiv. Das Virus dringt meist schon im Kindesalter über kleine Hautverletzungen oder die Schleimhaut in den Körper ein. Schätzungsweise 90 Prozent aller Erwachsenen sind infiziert, wobei viele nie etwas von einer Infektion merken. Es sei denn, es wird stressig: Ungewohnt hohe UV-Strahlung an der See oder im Gebirge, extreme Hitze oder Kälte, hormonelle Veränderungen, Fieber, Erschöpfung und mentaler Stress können die körpereigene Abwehr so sehr schwächen, dass der Herpes wieder blüht.
Die Behandlung ist schwierig. Die derzeit bekannten antiviralen Arzneimittel vermögen zwar die Vermehrung der Viren zu hemmen, schaffen es jedoch nicht, sie vollständig auszumerzen. Eingesetzt werden häufig Substanzen, die den Bausteinen der Erbsubstanz DNA ähneln, etwa der Wirkstoff Aciclovir. In Tablettenform werden diese Wirkstoffe eingesetzt, um Genitalherpes und schwere Formen von Lippenherpes zu behandeln. Auch die intravenöse Gabe ist möglich.
Bei leichten Formen von Lippenherpes steht hingegen eine lokale Therapie mit antiviralen Cremes im Vordergrund. Als Alternativen dazu werden Zinkpräparate und Melisseextrakte angeboten, neuerdings auch Gele mit Kieselsäuregel sowie Herpespatches, also kleine Pflaster, die die Bläschen abdecken.
Im ÖKO-TEST: 21 rezeptfreie Herpesmittel zur äußerlichen Anwendung, darunter 15 Cremes, vier Gele und zwei Herpespflaster. Wir haben Studien zur Wirksamkeit begutachten lassen und per Deklaration und Analyse nach umstrittenen und bedenklichen Inhaltsstoffen gesucht.
Das Testergebnis
Mehr als ein "ausreichend" ist für kein Präparat drin. Die Effekte sind gering, die Zeit, in der die Bläschen oder Krusten bestehen, wird nur geringfügig verkürzt. Etliche Produkte schneiden aufgrund nicht ausreichend durch Studien belegter Wirksamkeit sowie von Deklarationsmängeln nur mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab.
Um überhaupt einen Effekt zu erzielen, müssen Cremes mit dem Wirkstoff Aciclovir bereits bei den ersten Anzeichen der Herpeserkrankung (Jucken, Brennen, Spannungsgefühl) aufgetragen werden - denn in dieser Phase vermehren sich die Viren - und dann alle vier Stunden bis zu fünfmal täglich. Gleiches gilt für Penciclovir (Pencivir), das sogar alle zwei Stunden anzuwenden ist. Zwar vermögen die Cremes die Symptome etwas zu lindern, den Krankheitsverlauf an sich verkürzen sie aber nur minimal um allenfalls einen halben Tag. Als Anwendungsgebiet wird im Beipackzettel dieser Präparate angegeben "zur lindernden Behandlung von Schmerzen und Juckreiz bei häufig wiederkehrenden Herpesinfektionen mit Bläschenbildung im Lippenbereich". Allerdings sollte man sich keine Hoffnungen machen, dass die Bläschen durch das Eincremen wenig...