Was kostet es eigentlich, sein Smartphone einmal aufzuladen? Das ist unter anderem deshalb eine spannende Frage, weil die Stromkosten von Verbrauchern oft falsch eingeschätzt werden. Machen Sie gern den Selbsttest und tippen Sie, was eine vollständige Handyladung ungefähr kostet: 75, 7,5 oder 0,75 Cent? Die Auflösung gibt's weiter unten.
Handykosten berechnen: Das brauchen wir
Zunächst einmal: Wie lässt sich der Stromdurst eines Smartphones überhaupt ermitteln? Man braucht dazu …
- den aktuellen Strompreis,
- die Kapazität des eigenen Handyakkus sowie
- eine Schätzung des sogenannten Wirkungsgrads (mehr dazu gleich).
1. Ihr Strompreis dürfte zurzeit bei rund 36 Cent/Kilowattstunde (kWh) liegen. Es sei denn, Sie haben gerade bei einem neuen Anbieter abgeschlossen, dann können es auch nur 26 Cent/kWh sein.
2. Die Akkukapazität (s)eines Handys herauszufinden ist noch der aufwendigste Teil: Die Kapazität findet sich zum einen direkt auf dem Akku aufgedruckt, aber auch in der Betriebsanleitung oder auf der Website des Herstellers. Einige Firmen – wie Apple – halten sich eher bedeckt, was Kapazitätsangaben angeht, bei anderen – wie Samsung – ist die Zahl leicht zu finden.
Ein kleiner Fallstrick: Die Kapazität kann dummerweise in zwei verschiedenen Formen angegeben werden, einmal als Energie in Wattstunden (Wh) sowie einmal als elektrische Ladung in Milliamperestunden (mAh). Meistens finden sich beide Werte zugleich. Um die Ladekosten zu berechnen, sind aber nur die Wattstunden (Wh) interessant – schließlich wird der Strompreis auch in (Kilo-)Wattstunden abgerechnet und nicht in Ampere.
Ist die Kapazität eines Smartphone-Akkus – wie in Onlineshops häufig der Fall – nur in Milliamperestunden (z.B. 3.000 mAh) angegeben, können Sie den Wert relativ einfach in Wattstunden (Wh) umrechnen: Multiplizieren Sie die Zahl mit 0,00385, dann erhalten Sie eine recht verlässliche Kapazitätsangabe. Ein Smartphone-Akku mit einer Ladungskapazität von 3.000 mAh kann zum Beispiel, wenn geladen, rund 11,55 Wh Energie liefern.
3. Wer die Rechnung verfeinern möchte, berücksichtigt schließlich noch den sogenannten Wirkungsgrad: Er gibt an, wie viel Prozent der Leistung, die aus der Steckdose entnommen (und bezahlt) werden, auch tatsächlich in den Smartphone-Akku gelangen.
Unterwegs geht nämlich einiges an Energie verloren und verpufft beispielsweise in Form von Wärme – ein Grund, warum sowohl Handy als auch Ladegerät etwas warm werden, wenn man das Kabel in die Steckdose steckt. Leider ist der prozentgenaue Wirkungsgrad von Akku bzw. Ladegerät ohne technische Hilfe nicht einfach zu bestimmen, zumal er nicht standardisiert angegeben werden muss.
Bei einem handelsüblichen Smartphone und entsprechendem Ladezubehör können Sie aber von einem Wirkungsgrad von etwa 80 Prozent ausgehen. Die übrigen 20 Prozent Energie müssen als "Verlust" mitberechnet werden.
Handykosten berechnen: Die Formel
Nimmt man die genannten Werte zusammen, ergibt sich folgende Mini-Formel. Sie bildet ab, welche Kosten anfallen, um einen Akku einmal "von null auf voll" – nämlich bis zu seiner maximalen Kapazität – aufzuladen:
- Ladekosten = Strompreis * Akkukapazität
Aber halt! Da die Akkukapazität in Wattstunden (Wh) angegeben, der Strompreis aber in Kilowattstunden (kWh) abgerechnet wird, muss die Akkukapazität noch durch 1.000 geteilt und so in kWh umgerechnet werden, damit alle Werte vergleichbar sind. Also:
- Ladekosten = Strompreis * (Akkukapazität / 1.000)
Jetzt kommt noch der Wirkungsgrad ins Spiel, der die Ladekosten etwas erhöht. Da für jedes Watt aus der Steckdose nur 0,8 Watt in den Akku gespeichert werden (= 80 % Wirkungsgrad), heißt das (Dreisatz), dass man 1,25 Watt aus der Steckdose holen muss, um 1 Watt in den Akku zu kriegen. Was schlicht bedeutet, dass das Laden 1,25-mal teurer wird, wenn man die Ladeverluste einpreist. Für unsere Formel heißt das also:
- Ladekosten = Strompreis * (Akkukapazität / 1.000) * 1,25
Wer will, kann das Ganze mathematisch noch etwas umformulieren und erhält schließlich diese schlanke Formel:
- Ladekosten = Strompreis * Akkukapazität / 800
Handy aufladen: Beispiel iPhone 15
Klingt unnötig kompliziert? Gar nicht so sehr, wenn man es erst mal auf das eigene Telefon anwendet! Für unser erstes Beispiel nehmen wir den Strompreis von 36 Cent/kWh sowie die Akkuladung eines neuen iPhone 15 an, die laut Hersteller 12,89 Wh beträgt. In die eben genannte Formel eingesetzt, ergibt sich:
- Ladekosten = 36 Cent/kWh * 12,89 Wh / 800 = 0,58 Cent.
Sie sehen also: Das Apfel-Telefon einmal aufzuladen, kostet – trotz Wirkungsverlusten und hohen Energiepreisen – deutlich weniger als einen Cent.
Handy aufladen: Beispiel Fairphone 5
Nächstes Beispiel: Die aktuelle Fairphone-Generation ist mit einem Akku ausgerüstet, der eine Kapazität von 4.200 mAh bzw. 16,17 Wh aufweist (dran denken: Wer nur den mAh-Wert ausfindig machen kann, kann ihn einfach mit 0,00385 multiplizieren, um den Wh-Wert zu erhalten). Das macht:
- Ladekosten: 36 Cent/kWh * 16,17 Wh / 800 = 0,73 Cent.
Handykosten: Beispiel Samsung Galaxy A33
Das vielverkaufte Samsung Galaxy A33 hat mit 5.000 mAh (= ca. 19,25 Wh) einen größeren Akku, der mehr Energie speichern kann, aber auch etwas mehr kostet, wenn er geladen werden will. Nämlich:
- Ladekosten: 36 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 = 0,87 Cent.
Kleine Variante: Sie wollen wissen, was das Laden Ihres Geräts Sie ungefähr im Jahr kostet? Wie oft laden Sie das Gerät auf? Jeden Tag ungefähr zur Hälfte? Bzw. etwa alle zwei Tage einmal vollständig? Was rund 182 Ladungen im Jahr wären? Das ergibt:
- Ladekosten: 36 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 * 182 = 1,58 Euro im Jahr
Was kostet das Handyladen? Sehr wenig!
Wissen Sie noch, welche Zahl Sie zu Anfang des Artikels getippt haben? 75, 7,5 oder 0,75 Cent? Die günstigste Antwort – also weniger als ein Cent – wäre richtig gewesen. Bei älteren Geräten, bei denen die Akkukapazität langsam nachlässt, wird das Laden sogar von Mal zu Mal billiger (man bekommt dafür natürlich auch immer weniger Leistung). Wie die FAZ schon vor fünf Jahren feststellte, verschätzen sich die meisten Menschen aber mindestens um das Zehnfache, wenn Sie die korrekten Kosten angeben sollen.
Um es direkt zu sagen: Auch in Zeiten hoher Strompreise kostet der Betrieb des eigenen Smartphones kaum etwas. Handys sind schlicht ziemlich effizient. Zumindest im Vergleich zu dem, was sie dafür an Information und Kommunikation zur Verfügung stellen können.
Die echten Stromdiebe lauern anderswo
Das wäre eine gute Nachricht – würde unser Unwissen über die niedrigen Kosten beim Smartphone nicht mit unserem Unwissen über die hohe Kosten an anderen Stellen korrespondieren.
Denn: Im Haushalt lauern einige echte Stromdiebe, die man kennen sollte, beispielsweise der Backofen (3 Euro/Pyrolyse), vergessene Ladekabel (bis zu 12 Euro/Jahr), der Gefrierschrank (bis zu 130 Euro/Jahr), der Trockner (bis zu 300 Euro/Jahr) oder die Heizung (3.000 Euro/Jahr und mehr). Klicken Sie einfach auf die Links, um mehr (Spar-)Tipps zu den einzelnen Themen zu erhalten.