Seit Anfang 2023 schwankt der Preis für Superbenzin zwischen 1,75 und 1,95 Euro pro Liter. Verständlich, dass immer mehr Autofahrer darüber nachdenken, auf Elektromobilität umzusteigen. Nicht nur, um die Klimakrise aufzuhalten, sondern auch, um den Geldbeutel zu entlasten.
Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, ob sich der Wechsel lohnt, sollte man wissen, wie teuer es eigentlich ist, ein E-Auto aufzuladen. Erst dann lassen sich die Kosten eines "Stromers" vernünftig mit denen eines "Verbrenners" vergleichen.
Wir klären deshalb die Frage: Was kostet es eigentlich, ein Elektroauto einmal aufzuladen? Sind Diesel und Benzin im Vergleich billiger oder teurer? Außerdem wagen wir einen Blick in die Glaskugel und fragen uns, wie sich die Kosten für einen eigenen Pkw in den nächsten Jahren entwickeln dürften.
E-Auto vs. Verbrenner: Kostenvergleich beim "Auftanken"
Zunächst aber zur Rechnung: Eine Tankfüllung mit 60 Litern Benzin kostet in Deutschland zurzeit mindestens 100 Euro, für Dieselfahrer ist sie nur unwesentlich billiger. Besonders für Berufs- und andere Vielfahrer kommen da hohe Summen zusammen. Ändern wird sich das nicht mehr. Ein Blick zurück zeigt, dass die Spritpreise seit 1950, von kleinen Ausreißern abgesehen, nur einen Weg kennen: den nach oben.
Kein echter Trost ist es da, dass sich die Kosten einer jeden Tankfüllung wenigstens bequem von der Zapfsäule ablesen lassen – anders als beim E-Auto, wo es oft umständlicher ist, herauszufinden, was eine "Tankfüllung" (die strenggenommen eine Akkuladung ist) eigentlich genau kostet.
E-Auto: Stromkosten werden zu hoch eingeschätzt
Denn: Lädt man den Elektrokraftwagen an der heimischen Steckdose auf, gehen die Kosten in die Stromrechnung ein, die man oft erst Monate später sieht. Nutzt man hingegen eine öffentliche Ladesäule, wird dort oft nur die Menge an gelieferter Energie (in Kilowattstunden) angezeigt, nicht aber die entstandenen Kosten.
Die genaue Summe in Euro und Cent taucht dann erst später auf der monatlichen Abrechnung auf oder wird in der App vermerkt, die zum jeweiligen Ladekartenanbieter gehört. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass eine Umfrage vor drei Jahren zu dem Ergebnis kam, dass nur rund 30 Prozent der Befragten korrekt einschätzen konnten, ob das "Tanken" mit Strom billiger oder teurer ist als das Tanken mit Benzin: Rund 45 Prozent der Befragten schätzten die Kosten zu hoch ein.
Was aber kostet das Auto-Aufladen denn jetzt genau? Wenn man eine etwas vereinfachte Darstellung wählt, benötigt man eigentlich nur den durchschnittlichen Strompreis sowie die Ladekapazität des eigenen E-Auto-Akkus, um das herauszufinden. Wenn man sich nun noch vorstellt, dass der leere Akku sich Stück für Stück mit Strom "füllt", bis er voll ist (auch wenn dieses Bild technisch nicht ganz akkurat ist), ist eigentlich nur noch eine simple Multiplikation nötig.
Beispiel-Rechnung für die Ladenkosten
Nehmen wir als Beispiel das Model Y von Tesla, zurzeit noch das beliebteste E-Auto der Deutschen: Zwischen Januar und Mai 2024 wurden hierzulande mehr als 13.000 Exemplare des Elektro-SUVs zugelassen, was etwa jedem zehnten neuen E-Auto entsprach. Die Batteriekapazität des Model Y wird von Tesla zurzeit mit 79 Kilowattstunden (kWh) angegeben.
Was vereinfacht bedeutet, dass man der heimischen Steckdose, Wallbox (= spezielle Wandladestation) oder öffentlichen Ladesäule genau dieselben 79 Kilowattstunden Energie entnehmen muss, um das E-Mobil einmal vollständig aufzuladen.
- Wer die heimische Steckdose nutzt, zahlt zurzeit etwa 36 Cent für die Kilowattstunde.
- Viele E-Auto-Besitzer werden aber einen speziellen Autostrom-Tarif bei ihrem Versorger abgeschlossen haben, der das Laden spürbar verbilligt: Hier sind zurzeit Kosten von 25 Cent/kWh realistisch.
- An öffentlichen Lade- oder Schnellladesäulen variieren die Preise sehr stark, hier ist laut ADAC zwischen 35 und 90 Cent/kWh fast alles möglich, zu denen diverse Grund-, Stell- oder "Blockier"-Gebühren kommen können.
- Nur in seltenen Fällen gibt's das Laden kostenlos: Einige größere Einzelhändler locken Kunden noch mit Gratis-Ladesäulen.
Einmal Stromtanken kostet 19,75 bis 71 Euro …
Einmal durchgerechnet, ergibt sich für unser Beispiel folgendes Bild: Ein Model Y mit 79-kWh-Akku einmal voll aufzuladen, kostet zurzeit:
- an der Heim-Steckdose: 79 kWh * 36 Cent/kWh = 28,44 Euro
- mit speziellem Autostrom-Tarif: 79 kWh * 25 Cent/kWh = 19,75 Euro
- an der öffentlichen Ladesäule: zwischen ca. 27,65 und 71 Euro (plus Gebühren)
- kostenfreie Ladesäule: 0 Euro
… oder, realistisch betrachtet, 22 bis 80 Euro
Wer will, sollte jetzt noch einkalkulieren, dass ein gewisser Energieverlust beim Laden unerwünscht, aber unvermeidlich ist (übrigens auch der Grund, warum Akkus beim Laden warm werden). Der ADAC hat vor zwei Jahren für verschiedene Modelle und Lademethoden genauer nachgemessen und geht von Verlusten zwischen 6 und 24 Prozent aus.
Nimmt man einen plausiblen Ladeverlust von 12 Prozent an, erhöht das die Ladekosten mathematisch um 13,6 Prozent, das ergibt:
- Heim-Steckdose: 28,44 Euro * 1,136 = 32,38 Euro
- mit Autostrom: 19,75 Euro * 1,136 = 22,43 Euro
- öffentliche Ladesäule: zwischen ca. 31 und 80 Euro (plus Gebühren)
- kostenfreie Ladesäule: 0 Euro
Im Titel des Artikels haben wir gefragt, ob das Laden eher 30, 60 oder 150 Euro kostet. Jetzt wissen Sie: Beim heimischen Laden sind 30 Euro ein plausibler Wert, beim Laden an der Säule sollte man eher 60 Euro rechnen.
Wer jetzt vergleicht, stellt fest: Trotz hoher Energiepreise ist das "Volltanken" des eigenen E-Autos selbst zu ungünstigen Bedingungen in der Regel billiger, als den Verbrenner mit Benzin zu betanken.
Seinen Stromer in der heimischen Garage mit einem günstigen Spezial-Tarif zu beladen, kann sogar weniger als ein Viertel dessen kosten, was zurzeit für eine Tankladung mit fossilen Brennstoffen veranschlagt wird. (Wobei erwähnt werden muss, dass man zum schnellen heimischen Laden eine Wallbox benötigt, die es nicht kostenlos gibt.)
Reichweitenvergleich nicht vergessen
Klingt interessant? Ist aber erst die halbe Wahrheit. Denn: Richtig aussagekräftig werden die Ladekosten natürlich erst, wenn man sie zu den Kilometern ins Verhältnis setzt, die man mit einem vollen Akku zurücklegen kann. Schließlich wäre wenig damit gewonnen, das E-Auto für 25 Euro zu betanken, wenn es damit nur 100 Kilometer weit käme.
Das ist aber schon länger nicht mehr der Fall: Der ADAC hat bei allen neueren E-Auto-Modellen, die mindestens über 60-kWh-Akkus verfügen, Reichweiten von 350 Kilometern und mehr gemessen.
Der Automobil-Club gibt auch an, dass das Model Y aus unserem Rechenbeispiel rund 17,3 kWh verbraucht, um 100 Kilometer zurückzulegen. Was – bei 36 Cent pro Kilowattstunde – Stromkosten von 6,23 bzw. 8,47 Euro (= mit 12 Prozent Ladeverlust) entspricht. Bei einem Benziner hingegen müssen Sie laut Umweltbundesamt auf 100 Kilometer mit durchschnittlich 7,7 Litern Sprit rechnen, die zurzeit etwa 14,25 Euro kosten (und damit etwa das Doppelte).
Benzin ist auf 100 km etwa doppelt so teurer
Viele neuere E-Modelle weisen vergleichbare Kilometerkosten auf – und viele Vergleichsrechnungen fallen entsprechend zugunsten der Stromer aus. Wobei es auch sehr sparsame Verbrenner und sehr stromhungrige E-Autos gibt, sodass die Diesel- oder Benzinschlucker mitunter günstiger davonkommen.
Eine seriöse Aussage der Form "Strom ist billiger" oder "Benzin ist billiger" sollte deshalb zurzeit niemand treffen. Zumal für eine vollständige Betrachtung auch alle weiteren Betriebskosten der beiden Antriebsformen aufgeführt und verglichen werden müssten: So unterscheiden sich ja nicht nur die Kraftstoffkosten, sondern auch die für Kfz-Steuer, Versicherung und Wartung je nach Fahrzeug und Fahrzeugtyp.
Fazit: "Einmal volltanken, bitte!" ist mit Strom zurzeit nur etwa halb so teuer wie mit fossilen Kraftstoffen. Rechnet man die Kosten auf gefahrene Kilometer herunter, gleicht sich das Bild allerdings stärker an. Hier ist ein Einzelvergleich von Modell zu Modell am fairsten. Wobei bereits sehr viele E-Autos günstiger abschneiden als ihre Verbrenner-Pendants, wenn man auf den Kilometer herunterrechnet.
Ökostrom im ÖKO-TEST-Vergleich
Übrigens: Wer zwar elektrisch fährt, aber weiterhin konventionellen Strom in sein Fahrzeug lädt, fährt nicht wirklich emissionsfrei, da weiterhin Kohle und Gas für den Betrieb des eigenen Fahrzeugs verbrannt werden. Klimaneutralere Mobilität ist deshalb nur mit Ökostrom zu haben, der auch wirklich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.
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