14 Stilltees im Test

Still und leise

Jahrbuch Kleinkinder 2018 | | Kategorie: Kinder und Familie | 18.01.2018

14 Stilltees im Test

Damit es mit dem Stillen klappt, greifen viele Mütter auf Stilltees zurück. Aber sind diese Kräutertees wirklich zu empfehlen? Unser Test zeigt: Die Unterschiede sind deutlich.

Stilltees kennzeichnet eine bestimmte Zusammensetzung verschiedener Kräuter und Samen: alle Mischungen im Test enthalten Fenchel und Kümmel, Anis und Melisse die meisten. Auf vielen Verpackungen werben die Anbieter mit der Aussage "unterstützt die Milchbildung". Dass Fenchel, Anis und Kümmel dazu beitragen, den Milchbildungsprozess anzuregen, wird seit vielen Jahren überliefert - wissenschaftlich belegt ist dies allerdings nicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) verweist darauf, dass diese Tees möglicherweise einen Placeboeffekt haben und lediglich die Flüssigkeitszufuhr der Stillenden erhöhen. Denn ausreichend Flüssigkeit ist wichtig in der Stillzeit. Wir wollten wissen, wie die Qualität von Tees ist, die explizit für stillende Frauen ausgelobt sind. Dafür haben wir 14 verschiedene Stilltees ins Labor geschickt und sie untersuchen lassen.

Das Testergebnis

Unter den Stilltees gibt es klare Sieger und Verlierer. Während vier Tees "mangelhaft" oder "ungenügend" sind, können wir glücklicherweise aber auch sieben Teemischungen empfehlen.

An den großen Unterschieden sind die Pyrrolizidinalkaloide (PA) schuld. Denn die Werte, die das beauftragte Labor gefunden hat, sind teilweise so hoch, dass sie den Richtwert des BfR um ein Vielfaches überschreiten. Dafür kann es nur ein "mangelhaft" geben. PA sind eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die viele Pflanzen zur Abwehr von Fressfeinden bilden. Diese Pflanzen können unter anderem als Beikräuter in die Stilltees gelangen. Beim Menschen gelten PA als leberschädigend und krebserregend.

Erfreulich: Kein Tee überschreitet die Höchstmenge an Nitrat laut Trinkwasserverordnung. Diese wird herangezogen, da es keine gesetzlichen Höchstwerte speziell für Tees gibt. Frei von Nitrat sind allerdings nur drei Tees (Alnatura, Hipp und Lebensbaum). Im Körper kann Nitrat sich teilweise in Nitrit umwandeln, woraus wiederum krebserregende Nitrosamine entstehen können.

Pestizidfrei? Nein, obwohl man das vermuten könnte, da 12 der 14 getesteten Stilltees Bio-Produkte sind. In zwei Dritteln der Tees wies das Labor allerdings zumindest Spuren von verschiedenen Pestiziden nach. Insgesamt ist es bei Kräutermischungen schwierig zu analysieren, welche Zutat mit dem Pestizid belastet ist. So kann sich beispielsweise ein hoher Pestizidgehalt im Fenchel durch die anderen Zutaten verdünnen, und es werden nur noch Spuren im gesamten Tee gefunden. Oder aber alle Zutaten im Tee sind gleichmäßig nur geringfügig belastet. Drei Stilltees weisen jedoch Werte der Pestizide Fenpropidin (H & S Bio Stilltee für Mütter, Beutel und Sidroga Bio Stilltee für die Mutter, Beutel) oder Cypermethrin (Medesign Stilltee, Pulver) auf, die mehr als 20 Prozent der EU-Höchstmenge für Kräutertees ausschöpfen. Dafür gibt es eine Note Abzug.

Strenger sind wir mit der Bewertung, wenn Pestizide in Bio-Produkten nachgewiesen werden. Ausschlaggebend für eine Abwertun...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Anlaufstellen für Stilltees sind vor allem Apotheken und Drogeriemärkte; die meisten der ausgewählten Stilltees waren dort erhältlich, andere haben wir online bestellt. Da gerade Mütter ein hohes Gesundheitsempfinden haben, greifen sie vermehrt zu Bio-Produkten. So sind auch fast alle Produkte im Test aus ökologischem Anbau. Die beiden konventionellen Tees enthalten den Tee lose verpackt. Alle anderen sind in Teebeuteln vorportioniert.

Die Inhaltsstoffe

Kräutertees können erheblich mit sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein. Diese gelten als leberschädigend und krebserregend. Da sie plazentagängig sind und in die Muttermilch übergehen können, ist eine mögliche Belastung in Tees, die für stillende Mütter empfohlen werden, besonders alarmierend. Daneben haben wir die Tees natürlich auch auf Pestizide und Nitrat untersuchen lassen.

Weitere Mängel

Wichtig ist, was drin ist. Stimmt, aber eben auch, was draufsteht. Deshalb haben wir die Stilltees auch danach bewertet, ob alle wichtigen Angaben zur Zubereitung auf der Packung zu finden sind. Als weiteren Mangel werten wir auch, wenn die Tüten, die die einzelnen Teebeutel einschließen, umweltbelastende PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen enthalten.

Die Bewertung

Schon allein wegen ihrer stark erhöhten Pyrrolizidingehalte erhalten zwei Tees die Note "mangelhaft". Alle beide überschreiten den vom BfR empfohlenen Tagestoleranzwert, wenn man davon ausgeht, dass mindestens vier Tassen Tee am Tag getrunken werden. Kommen dann noch erhöhte Pestizidwerte hinzu, wie bei H&S Bio Stilltee für Mütter und Medesign Stilltee, lautet das Gesamturteil "ungenügend".