Mascara-Test: Problemstoffe gehören nicht an sensible Augen

Magazin März 2024: Spaghetti | Autor: Dimitrij Rudenko/Marieke Mariani/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 18.03.2024

Wir haben 16 schwarze Mascaras getestet.
Foto: Irina Bg/Shutterstock

Problematische Inhaltsstoffe in Wimperntusche müssen nicht sein, wie 10 von 16 Mascaras in unserem Test zeigen. In einigen Produkten sind wir aber auch auf bedenkliche Mineralölbestandteile gestoßen. Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt. 

  • Wir haben 16 schwarze Mascaras mit ausgelobtem Volumen-Effekt zur Überprüfung ins Labor geschickt, darunter sieben Mal zertifizierte Naturkosmetik.
  • Die gute Nachricht: Zehn Wimperntuschen schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab.
  • Wir üben aber auch Kritik, unter anderem an bedenklichen Mineralölbestandteile, halogenorganischen Verbindungen und synthetischen Polymeren.

Mascara gehört für viele Frauen zu den Basics ihres täglichen Make-ups. Die schwarze Paste legt sich wie ein Film bis zur Spitze um die kleinen Augenhärchen und sorgt so dafür, dass selbst kurze, dünne und helle Wimpern länger, dichter und dunkler wirken.

Um ihre Produkte an die Frau zu bringen, bewerben die Anbieter Wimperntuschen gerne mit allerlei Superlativen. Doch wie wird dieser Effekt eigentlich erreicht? 

Was steckt in Mascara? 

Die meisten Hersteller verweisen auf ein Zusammenspiel von Inhaltsstoffen und Bürstchen. In den Rezepturen der konventionellen Mascaras sorgen vor allem Fette auf Erdölbasis, Silikone und synthetische Polymere dafür, dass die Paste möglichst gleichmäßig und stabil auf den Wimpern haftet.

Die Naturkosmetik hingegen kommt ohne Kunststoffverbindungen aus – Zertifizierungsstandards wie Cosmos oder Natrue verbieten den Einsatz solcher Substanzen. Vergleichbare Effekte sollen etwa Schellack oder natürliche Wachse wie Carnaubawachs oder Bienenwachs erzielen, doch durch den Verzicht auf Kunststoff hält die Tusche nicht so stabil und verwischt leichter. Deshalb kann die Naturkosmetik nach aktuellem Stand keine wasserfesten Wimperntuschen anbieten. 

Mascarabürsten können eine unterschiedliche Form haben.
Mascarabürsten können eine unterschiedliche Form haben. (Foto: Aanush/Shutterstock )

Wimperntusche im Test: Max Factor, Catrice & Co. im Vergleich 

Für unseren Test haben wir 16 schwarze Mascaras mit ausgelobtem Volumen-Effekt eingekauft, darunter sieben Mal zertifizierte Naturkosmetik. Fazit: Im Vergleich zu unserem vorherigen Test aus dem Jahr 2021 fiel das Testergebnis insgesamt positiver aus.

So fand das Labor nur geringe Spuren polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) in wenigen Mascara-Proben. Die Prüfung auf das potenziell krebserregende und erbgutschädigende N-Nitrosodiethanolamin blieb ganz ohne Befund.

Und auch Arsen, das in früheren Tests noch in einigen Wimperntuschen über den vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) festgelegten Höchstgehalten für technisch vermeidbare Spuren nachgewiesen wurde, fand das Labor diesmal nicht. Hurra! Ohne Kritik können wir die getesteten Wimperntuschen aber nicht entlassen. 

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Labor stößt auf Mineralölbestandteile in Wimperntuschen

Sechs Wimperntuschen enthalten Paraffine, also künstlich hergestellte Fette auf Erdölbasis. Das Problem? Paraffine können mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sein, von denen einige Verbindungen ein krebserregendes Potenzial aufweisen.

Und die Laboranalysen zeigen: Alle paraffinhaltigen Mascaras im Test sind mit MOAH belastet. Hier erwarten wir höhere Reinheitsstandards – oder ein generelles Umdenken: Hersteller, die ganz auf erdölbasierte Fette verzichten, senken auch das Risiko einer MOAH-Verunreinigung.

Die Paraffine selbst, wie auch PEG/PEG-Verbindungen, die wir eigentlich wegen möglicher unerwünschter Einflüsse auf die Hautbarriere kritisieren, werten wir in diesem Test nicht ab. Der Grund: Mascara kommt bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nur mit den Wimpern und nicht mit der Haut in Kontakt. 

Für viele Frauen gehört Mascara zu ihrem täglichen Make-up dazu.
Für viele Frauen gehört Mascara zu ihrem täglichen Make-up dazu. (Foto: Nigmatulina Aleksandra/Shutterstock )

Unerwünschte Inhaltsstoffe in Mascaras im Test

Neben MOAH sind wir im Mascara-Test auch auf folgende unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen: 

  • Propylparaben: Der Konservierungsstoff steht unter Verdacht wie ein Umwelthormon zu wirken.
  • Butylhydroxytoluol (BHT) wird als Antioxidans eingesetzt. Auch bei ihm wird vermutet, dass er wie ein Umwelthormon wirkt.
  • Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
  • Synthetische Polymere: Alle konventionellen Mascaras in unserem Test setzen umweltbelastende synthetische Polymere ein. Solche Substanzen, zu denen auch Silikonverbindungen zählen, sollen für besseren Halt und den wimpernverlängernden Effekt sorgen. Als besonders umweltpersistent gilt die Silikonverbindung Cyclopentasiloxan (D5), auf die wir im Test einmal gestoßen sind. 

Kaum Rezyklat in Mascara-Tuben

Kritik gibt es außerdem für die Verpackungen: Denn recyceltes Plastik aus dem Wertstoffkreislauf suchten wir – bis auf Ausnahmen – leider vergeblich. Nur in den Mascara-Röhrchen des Dr. Hauschka- und des Catrice-Produkts ist sogenanntes Post-Consumer-Rezyklat enthalten.

So finden Sie die passende Wimperntusche

Das Angebot an Wimperntusche ist beachtlich. Mit unseren Tipps finden Sie die richtige Tusche für die Wimpern:

  • Je dickflüssiger eine Mascaraemulsion, desto mehr Volumen liefert sie. Auch die Bürstchen spielen eine Rolle: Längere Borsten bringen mehr Mascara und damit mehr Volumen in den Wimpernkranz.

  • Manche Produkte erzeugen eine zusätzliche Verlängerung durch Microfasern, die sich ans Wimpernende lagern. Kontaktlinsenträgerinnen sollten jedoch vorsichtig sein: Denn die Fasern können unter die Linsen rutschen und die Augen irritieren.

  • In Mascara-Bürstchen sammeln sich mit der Zeit Keime an. Angebrochene Röhrchen sollten deshalb nach spätestens sechs Monaten entsorgt werden.

      Das braucht es für den perfekten Wimpernaufschlag 

      1. Mascara zunächst in Zickzack-Bewegungen auf die oberen Wimpern auftragen. So werden alle Härchen benetzt und besser voneinander getrennt.
      2. Für etwas mehr optische Verlängerung noch einmal mit der Bürste über die Spitzen der Wimpern streifen.
      3. Auch die unteren Wimpern sollten etwas Farbe bekommen: Diese dafür vorsichtig und gezielt mit dem Bürstenende benetzen.
      4. Für einen intensiveren Effekt können die oberen Wimpern erneut getuscht werden. Streifen Sie überschüssige Paste vor dem Tuschen gut ab, um die berüchtigten "Fliegenbeine" zu vermeiden.
      5. Noch mehr Volumen bringt eine Wimpernzange. Diese dafür mit dem Föhn leicht erwärmen und dann für einige Sekunden am Wimpernkranz zusammendrücken. Wichtig: Die Zange immer vor dem Tuschen anwenden. Getuschte Wimpern brechen leichter.

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      Wir haben diese Produkte für Sie getestet

      Testverfahren

      Für unseren Test haben wir 16 schwarze Mascaras mit ausgelobtem Volumen-Effekt eingekauft, darunter sieben Mal zertifizierte Naturkosmetik. Für umgerechnet zehn Milliliter bezahlten wir zwischen 2,88 und 24,38 Euro.

      Unabhängige Labore prüften die Produkte in unserem Auftrag auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Schwermetalle und weitere Elemente – diese Substanzen waren jedoch nur in wenigen Produkten in geringen Spuren nachweisbar, die wir nicht abwerten. Darüber hinaus ließen wir die Wimperntuschen auf Formaldehyd/-abspalter und halogenorganische Verbindungen sowie je nach Deklaration auf N-Nitrosodiethanolamin, Chlorphenesin, Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, polyzyklische und Nitro-Moschusverbindungen sowie Cashmeran untersuchen. Waren Paraffine deklariert, wurden die Produkte einer Prüfung auf Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen (MOSH/MOSH-Analoge/MOAH) unterzogen. Stand in der Inhaltsstoffliste die Silikonverbindung Cyclopentasiloxan (D5), ließen wir im Labor prüfen, ob eine Verunreinigung mit dem als vermutlich fruchtbarkeitsschädigend eingestuften D4 vorliegt. Anhand der Deklaration erfassten wir darüber hinaus synthetische Polymere und BHT. Eine Prüfung der Kunststoffverpackungen auf umweltschädliche PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen blieb bei allen Produkten unauffällig. Des Weiteren fragten wir die Hersteller, ob ihre Plastikverpackungen aus recyceltem Kunststoff aus dem Wertstoffkreislauf bestehen.

      Bewertungslegende

      Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

      Bewertung Testergebnis Weitere Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) MOAH; b) ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) BHT; b) Propylparaben.

      Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder künstliche paraffinartige Stoffe (hier: Simethicone, Cyclopentasiloxane, Dimethiconol, Polybutene) und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl [Co- und Cross-] Polymere, Polyethylene, PVP, VP/Eicosene Copolymer, VP/VA Copolymer; HDI/Trimethylol Hexyllactone Crosspolymer, Polyquaternium-10). Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

      Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben

      Testmethoden

      Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS. Silikone/Paraffine/Erdölprodukte: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS) oder LC-CG/FID (Paraffine). Cyclosiloxane (D4-D9): GC-MS. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID. Konservierungsstoffe: LC-UV. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): GC-MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

      Einkauf der Testprodukte: November 2023

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