Schaumbad, Badeöl & Co. im Test: Gute Badezusätze müssen nicht viel kosten

Magazin Dezember 2023: Margarine | Autor: Dimitrij Rudenko/Julia Dibiasi/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 24.11.2023

Wir haben 51 Badezusätze getestet. Welche können wir empfehlen?
Foto: ÖKO-TEST

Schaum, Sprudel und Duft erhält das Badewasser über Badezusätze. Aber sind sie so gut, wie sie sich anfühlen? Das wollten wir wissen und haben 51 feste und flüssige Badezusätze getestet. Unser Fazit: Neben vielen empfehlenswerten Produkten, gibt es auch ein paar Badezusätze, die negativ auffallen. 

  • Wir haben 51 feste und flüssige Badezusätze getestet, darunter 14 zertifizierte Naturkosmetik-Produkte.
  • Das Ergebnis: Empfehlenswerte Badezusätze gibt es bereits für unter einem Euro pro 100 Milliliter.
  • Aber: Wir sind auch auf unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen. Dazu zählen der bedenkliche Duftstoff Galaxolid, Diethylphthalat (DEP) und PEG-Verbindungen. 

Was gibt es nach einem langen und anstrengenden Tag Schöneres, als sich abends vor dem Schlafengehen eine Runde in die Badewanne zu legen? Das warme Wasser entspannt die Muskeln und wirkt gerade in der kalten Jahreszeit wohltuend. Dazu noch ein schöner Badezusatz mit tollem Duft und pflegenden Versprechen.

51 Badezusätze im Test: Schaumbad, Badeöl & Co. im Vergleich

Doch was genau schütten wir da in unser Badewasser? Teilen wir uns die Wanne möglicherweise mit einer Ladung umstrittener Stoffe? Wir wollten es genau wissen und haben 51 Badezusätze getestet – mit nicht immer erfreulichen Ergebnissen.

Denn obwohl die überwiegende Mehrheit der Produkte gut abschneidet, hat das Labor auch – teils vereinzelt – Substanzen nachgewiesen, die aus unserer Sicht besser nicht mit in die Wanne sollten.

Viele Badezusätze enthalten ätherische Öle für einen angenehmen Duft.
Viele Badezusätze enthalten ätherische Öle für einen angenehmen Duft. (Foto: Inna_Kandybka/Shutterstock )

Bedenkliche Inhaltsstoffe in Badezusätzen im Test 

Folgende Inhaltsstoffe kritisieren wir im Test: 

  • Galaxolid: Der künstliche Moschusduft steht unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Galaxolid kann sich zudem im Fettgewebe des menschlichen Körpers anreichern. 
  • Diethylphthalat (DEP): Die Substanz steht ebenfalls in Verdacht den Hormonhaushalt zu beeinflussen und wird deshalb gerade von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) überprüft. 
  • Halogenorganische Verbindungen: Einzelne dieser mehrere tausend Verbindungen umfassenden Stoffgruppe kommen in Kosmetikprodukten als Konservierungsmittel zum Einsatz. Der Haken: Es gibt halogenorganische Verbindungen, die die Haut reizen oder Allergien auslösen können. Wir werten diese Stoffe deswegen aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab. 
  • PEG-Verbindungen: Sie werden in Badezusätzen als Tenside und Emulgatoren eingesetzt und können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Weil so auch Schadstoffe leichter in die Haut eindringen können, bewerten wir PEG sowie deren Abkömmlinge kritisch.
  • Kunststoffverbindungen: Sie können mit dem Badewasser ins Abwasser und über den Klärschlamm auf die Felder gelangen. Manche dieser Verbindungen sind sehr schlecht abbaubar.
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Glitzermineral mit unklarer Herkunft 

Übrigens: Für einen schönen Schimmer im Badewasser kann das glitzernde Mineral Mica sorgen. Mica stammt jedoch häufig aus Minen in Indien, in denen teilweise auch Kinder unter härtesten Bedingungen arbeiten. Wir fragten die Hersteller deshalb, ob sie Kinderarbeit bei dem von ihnen eingesetzten Mica ausschließen können, und baten um Dokumente und Belege für die Lieferkette.

Die beiden Anbieter, die Mica in ihren Rezepturen einsetzen, kamen dieser Bitte teilweise nach. Ein Anbieter verwies auf den Nachhaltigkeitsbericht seines Rohstoffherstellers, der sich, laut Bericht, für eine saubere Lieferkette einsetzt. Konkrete Belege legte uns das Unternehmen aber nicht vor.

Der andere Anbieter gab an, synthetisch hergestelltes Mica zu verwenden. Doch auch hier erhielten wir keine Belege, die uns eine unkritische Herkunft nachvollziehen ließen.

Ein warmes Schaumbad kann entspannend wirken. Zugesetzte Badezusätze sollten dabei möglichst schadstofffrei sein.
Ein warmes Schaumbad kann entspannend wirken. Zugesetzte Badezusätze sollten dabei möglichst schadstofffrei sein. (Foto: TORWAISTUDIO/Shutterstock )

Einige Badezusätze sehen aus wie Lebensmittel

Was ist außerdem aufgefallen? Zwei Badezusätze im Test ähneln in ihrer Aufmachung einem Lebensmittel. Kinder könnten sie daher leicht verwechseln, Teile davon in den Mund nehmen und eventuell verschlucken.

Während das eine Produkt den Bitterstoff Denatoniumbenzoat enthält, der Kinder ihren Irrtum schnell bemerken und das Produkt wieder ausspucken lässt, fehlt diese Sicherheitsschranke in einem weiteren Produkt. Das bemängeln wir.

In der Kritik: "Klimaneutral"-Werbung auf manchen Packungen

Weitere Kritik betrifft Werbung auf Produkten im Test. So sind einige überprüfte Badezusätze mit dem "klimaneutral"-Siegel der Firma Climate Partner bedruckt. Grundsätzlich sehen wir Werbung mit dem Begriff "klimaneutral" kritisch, weil bei der Produktion von Waren CO₂ anfällt und Konsum unserer Meinung nach nie klimaneutral sein kann.

Bei Siegeln, die eine "Klima-Neutralität" bescheinigen, geht es zudem oft um Kompensationsprojekte, deren Wirkung häufig nicht belegt ist. Auch gibt es keine gesetzlichen Mindeststandards, an die sich privatwirtschaftliche Unternehmen wie Climate Partner für entsprechende Zertifizierungen halten müssen.

Beim einem der so beworbenen Badezusätze kommt hinzu: Die aufgedruckte Zertifizierung war laut Labelvergeber Climate Partner zum Zeitpunkt unserer Anfrage nicht gültig.

Das sollten Sie rund ums Baden wissen

Tipps zum Baden: 

  1. Wie bei fast allem gilt auch beim Baden das Motto: In Maßen statt in Massen. Zehn bis 15 Minuten Badedauer pro Vollbad sind ideal.
  2. Wassertemperaturen zwischen 36 und 38 Grad belasten den Kreislauf weniger als heißere Bäder.
  3. Badezusätze, die dem pH-Wert der Haut entsprechen, schonen den natürlichen Säureschutzmantel der Haut und beugen so deren Austrocknung vor.

Schaumbad, Badesalz & Co.: Wo liegen die Unterschiede?

Der Namensdschungel für Badezusätze ist riesig und für Verbraucher verwirrend. Was zum Beispiel soll man sich unter einem "Wellnessbad" vorstellen? Viele der Namen dienen dem Marketing und haben mit den Inhaltsstoffen wenig zu tun. Doch es gibt Unterschiede zwischen den Badezusätzen:

  • Flüssige Produkte wie Schaum-, Creme- und Kräuterbäder enthalten meist eine große Menge an Tensiden. Sie schäumen und sie reinigen. Zu den Tensiden kommen – mal mehr, mal weniger – rückfettende, pflegende Stoffe.
  • Pflege ist das Hauptthema von Ölbädern. Sie sind sehr gut darin, der Haut das beim Baden verlorene Fett zurückzugeben, hinterlassen allerdings am Wannenrand einen hartnäckigen Ölfilm.
  • Badesalze, meist auf Basis von Meersalz, können die Haut schön weich machen: Das Salz erzeugt einen gewissen Peeling-Effekt.
  • Dann wären da noch die Badezusätze, die aussehen als kämen sie direkt aus der Confiserie: Badetrüffel und Badekonfekt etwa. Hier stehen eindeutig Wellness und Badespaß im Vordergrund.
  • Ein besonderes Erlebnis verheißen auch Badekugeln und Badebomben. Häufig sprudeln sie durch die Kombination von Natron mit Zitronensäure.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Insgesamt haben wir 51 feste und flüssige Badezusätze getestet, darunter 14 zertifizierte Naturkosmetik-Produkte. Eingekauft haben wir die Badezusätze in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Supermärkten und im Internet zu Preisen zwischen 0,17 Euro und 14,50 Euro umgerechnet auf 100 Milliliter oder Gramm.

In verschiedenen unabhängigen Laboren wurden die Badezusätze anschließend auf Formaldehyd/-abspalter, Nitromoschus- und polyzyklische Moschusverbindungen, Cashmeran und Diethylphthalat untersucht. Ebenfalls analysieren ließen wir deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können. Anhand der Deklaration haben wir zudem PEG/ PEG-Derivate und synthetische Polymere erfasst. Bei Badezusätzen, die aufgrund ihrer optischen Erscheinung mit Lebensmitteln verwechselt werden könnten, haben wir geschaut, ob der Bitterstoff Denatoniumbenzoat in der Rezeptur angegeben ist und ob Warnhinweise wie "kein Lebensmittel" oder ähnliche aufgedruckt sind. Darüber hinaus haben wir uns die Verpackung der Badezusätze genauer angesehen und auf "klimaneutral"-Auslobungen geachtet. Zudem haben wir bei den Herstellern Nachweise zum Rezyklat-Anteil der in Plastikverpackungen/-flaschen angebotenen Badezusätze angefordert und diese auf Plausibilität überprüft. Zu guter Letzt haben wir Umkartons erfasst, die aus unserer Sicht überflüssig sind, wenn sie keine Glasflaschen schützen.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHCB; in Tabelle "künstlicher Moschusduft"); b) ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) ein gemessener Gehalt von mehr als 100 mg/kg DEP.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: auf unsere Nachfrage hin keine oder keine konkreten Angaben zu Herkunft, Hersteller und/oder Lieferkette des im Produkt eingesetzten Mica (CI 77019). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (Acryl- und/oder Methacryl- [Co- und Cross-] Polymere, Polyquaternium-Verbindungen); b) Werbung mit einem ungültigen "klimaneutral"-Siegel. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; c) in einem Kosmetikum, das mit einem Lebensmittel verwechselt werden kann, Bitterstoff Denatoniumbenzoat nicht deklariert und laut Anbieter nicht eingesetzt; d) Werbung mit vermeintlicher Klimaneutralität, CO2-Neutralität oder einer missverständlichen CO2-Bilanz, wenn nicht bereits wegen Werbung mit einem ungültigen "klimaneutral"-Siegel abgewertet wurde.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen nicht überprüft haben.

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testmethoden: August 2023

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