13 Internetversicherungen im Test

Vollschutz nirgendwo

ÖKO-TEST Juni 2015 | | Kategorie: Geld und Recht | 29.05.2015

13 Internetversicherungen im Test

E-Mail schreiben, einkaufen oder Geld abheben - alles funktioniert online. Das bringt Gefahren und Risiken mit sich. ÖKO-TEST hat neuartige Internetversicherungen unter die Lupe genommen. Die Analyse ist mehr als ernüchternd.

Cyber-Crime ist das neue Angstwort. Fast kein Tag vergeht, an dem nicht neue Angriffe auf das Netz gemeldet werden. Anfang Januar 2014 warnte das Bonner Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Bürger, 16 Millionen E-Mail-Accounts seien gehackt worden. Im Dezember 2014 wurden in Deutschland 5.500 Computersysteme durch ein sogenanntes Botnetz mit Schadsoftware infiziert, so das Bundeskriminalamt (BKA) nach einem erfolgreichen Schlag gegen die Täter. Über Botnetze können per E-Mail-Anhang oder Download Cyberkriminelle fremde Computer nach Belieben steuern und dort Daten stehlen.

Laut BKA lag die Schadensumme im Jahr 2013 für die Bereiche Computerbetrug, Betrug mit Zugangsdaten zu Kommunikationsdiensten und dem digitalen Identitätsdiebstahl beim Onlinebanking (Phishing) bei rund 59 Millionen Euro. Nachdem die Phishingfälle im Jahr 2012 deutlich zurückgegangen waren, sind sie nun wieder um rund 19 Prozent angestiegen. "Diese Entwicklung zeigt einmal mehr, dass die Täterseite in der Lage ist, mit den verbesserten Sicherheitsmechanismen im Onlinebanking, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, Schritt zu halten", so das BKA im "Bundeslagebild". Immer öfter sind zudem mobile Endgeräte betroffen. Außerdem zeigen alle Zahlen nur die Spitze des Eisberges. Laut einer Studie des Landeskriminalamtes Niedersachsen werden nur neun Prozent aller Delikte im Bereich Cyber-Crime angezeigt. Hochgerechnet bedeutet das allein für den Bereich Phishing mehr als 45.000 Taten und Schäden von rund 180 Millionen Euro pro Jahr.

Da ist es kein Wunder, dass Versicherer ein neues Geschäftsfeld entdeckt haben. Vorreiter ist die Düsseldorfer Arag-Versicherung. Seit Oktober 2012 konnte sie schon 25.000 Kunden von ihrer Web@ktiv Versicherung überzeugen. Dagegen hat die Münchener Allianz ihr Produkt DigitalSchutz kurz vor der ÖKO-TEST-Analyse vom Markt genommen. Es sei lediglich testweise verkauft worden. Anscheinend ist man mit dem "Rundum-Schutz für Ihr digitales Leben" - so die Werbung - noch nicht zufrieden. ÖKO-TEST hat jetzt 13 Tarife untersucht, die aktuell am Markt angeboten werden.

Das Testergebnis

Klassischer Schutz als Maßstab. Noch herrscht auf dem Markt ein kunterbuntes Durcheinander. Unsere Tabelle zeigt daher anhand von typischen Schäden, wo Internetversicherungen eine Mehrleistung gegenüber klassischen Policen erbringen. Denn auch die private Haftpflichtversicherung hilft bei Schäden, die Dritten durch die Onlinekommunikation entstehen. Viele Hausratversicherungen zahlen, wenn Cyberkriminelle Geld vom Konto stehlen. Umfangreich ist außerdem die Absicherung, die herkömmliche Rechtsschutzpolicen beim Streit um Identitätsmissbrauch oder Onlinekauf bieten.

"Keine grundsätzliche Mehrleistung". Immer wenn eine der klassischen Policen - also private Haftpflicht, Hausrat oder Rechtsschutz - Schäden aus einem Bereich in der Regel mitversichert, wurde der Schutz der Internetversicherun...

Testverfahren

Alle Daten wurden den Bedingungen der Versicherer entnommen und in eine von ÖKO-TEST entwickelte Übersicht eingetragen. Die Übersicht wurde den Unternehmen zu einer Plausibilitätsprüfung und Verifizierung zurückgespielt. Die Leistungen von drei Benchmarktarifen - private Haftpflicht PrivatSpar 4.0 50 Plus der NV-Versicherung, Hausratversicherung XXL der InterRisik und die Rechtsschutzversicherung Privat- und Berufs-RS für Privatkunden der Jurpartner Versicherung - wurden ebenfalls in die von ÖKO-TEST entwickelte Übersicht eingetragen und den Unternehmen zu einer Plausibilitätsprüfung und Verifizierung zurückgespielt. Danach wurden die Leistungsdaten in allen 18 Leistungsbereichen der Internetversicherungen mit denen der drei klassischen Policen verglichen. Bei grundsätzlicher Leistung einer klassischen Police wurde die Leistung der Internetversicherung mit "keine grundsätzliche Leistung" bewertet. Unterschiede bei Limits oder Versicherungssumme wurden nicht berücksichtigt. Daher können die Leistungen von Internetversicherungen auch dort, wo mit "keine grundsätzliche Leistung" bewertet wurde, im Detail summenmäßig höher oder niedriger ausfallen. Gibt es keine grundsätzlich vergleichbare Leistung bei den klassischen Policen, erhält der Leistungsbereich der Internetversicherung die Bewertung "Mehrleistung". Die jeweiligen Mehrleistungen wurden detailliert in Fußnoten aufgeführt.