Milben- und allergendichte Matratzenbezüge im Test: Einige enthalten Schadstoffe

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 | Autor: Maren Klein | Kategorie: Bauen und Wohnen | 19.10.2012

Wir haben Milben- und allergenfreie Matratzenbezüge getestet, hier sind die Ergebnisse.
Foto: Ana Blazic Pavlovic/Shutterstock

Hausstauballergiker reagieren auf den Kot von Milben, der sich auf Matratzen sammelt. Zwischenbezüge halten Milbenallergene fern. Fast alle Encasings im Test halten ihr Versprechen. Wer's nachts auch luftig und schadstofffrei mag, muss aber genau hinsehen.

Aktualisiert am 19.10.2012 | Nach dem Aufstehen ist die Nase zu, man bekommt schwer Luft, wegen des ständigen Hustens und Niesens bringt die Nacht keine richtige Erholung mehr. Wer unter diesen Symptomen leidet, der findet die Ursache womöglich im Bett: Hausstaubmilben. Mit mangelnder Hygiene hat das wenig zu tun. Selbst der sauberste Haushalt wird nie milbenfrei sein.

Milbenallergendichte Zwischenbezüge, sogenannte Encasings, sollen den Milbenkot in der Matratze festhalten, sodass er sich nicht im Raum verteilen kann. Schöner Nebeneffekt: Wo nichts rauskommt, kommt auch nichts rein, die Nahrungszufuhr für die Milben wird also gestoppt.

Matratzenbezüge im Test: Das sind die Ergebnisse

ÖKO-TEST hat neun Encasings, die als luftdurchlässig beworben wurden, eingekauft und geprüft, ob sie wirklich dicht halten. Natürlich haben wir auch das Material auf Schadstoffe testen lassen.

Das Ergebnis: Bis auf eine Ausnahme schlugen sich alle Encasings bei den anspruchsvollen Tests der Praxisprüfung sehr gut. Das Material hält über 40 Prozent der 0,3 Mikrometer großen Partikel zurück. Daraus kann man schließen, dass die Raumluftbelastung ein ganzes Stück unter dem Schwellenwert von zwei Mikrogramm des Milbenkotallergens "Der p 1" pro Gramm Hausstaub bleiben wird - ab hier beginnen bereits sensibilisierte Menschen, auf die Allergene zu reagieren.

Milbenallergendichte Bezüge eignen sich besonders für Menschen mit einer Hausstauballergie.
Milbenallergendichte Bezüge eignen sich besonders für Menschen mit einer Hausstauballergie. (Foto: brizmaker/Shutterstock)

Matratzenbezüge im Test: Ein Produkt ist nicht atmungsaktiv

Ein Sonderfall ist der Bezug eines Herstellers. Wir kauften ihn als "luftdurchlässig" im Sanitätshaus ein; das ließen wir uns auch vor dem Einkauf noch einmal vom Hersteller bestätigen. Als das Produkt dann bei uns ankam und wir auf dem Etikett keine entsprechende Info finden konnten, riefen wir noch einmal an. Wieder sagte die Frau der Infohotline, das Produkt sei selbstverständlich luftdurchlässig. In den Prüfungen zeigte sich, dass praktisch keine Luft durchgeht.

Schön dicht - das ist die eine Seite. Doch auf der anderen Seite möchte niemand das Gefühl haben, auf einer Plastiktüte zu schlafen. Fast alle Encasings führen die Feuchtigkeit, die die Haut während der Nacht abgibt, gut ab. Mit anderen Worten: Sie sind atmungsaktiv. Nur bei diesem Produkt ist die Wasserdampfdurchlässigkeit nicht allzu hoch, sodass es in der Schlafkuhle unangenehm klamm werden kann.

Problemstoffe in Matratzenbezügen gefunden

Die Schadstoffbelastung der Bezüge hält sich in Grenzen. In zwei Bezügen wurden umstrittene halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Viele Stoffe dieser Gruppe können Allergien hervorrufen. Aus fünf Überzügen löst sich das giftige Spurenelement Antimon, das in der Herstellung von Polyester eingesetzt wird, in Gehalten, die zum Punktabzug führen.

Alle Bezüge bekommen unter Weitere Mängel Punktabzug für den Einsatz von optischen Aufhellern. Völlig überflüssig, zumal es unter dem Betttuch doch sowieso niemand sieht!

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Der Einkauf: Insgesamt neun als luftdurchlässig und atmungsaktiv beworbene Bezüge. Zwei davon aus Baumwolle, weil ÖKO-TEST Leser häufig danach fragen. Zwei Produkte aus dem Internet, eines aus dem Sanitätshaus und fünf von Herstellern, die uns auf Nachfrage (inkognito) von den großen Krankenkassen als Kooperationspartner genannt wurden.

Die Materialprüfung: Was haben wir in der Vergangenheit nicht alles in Encasings gefunden! Giftige zinnorganische Verbindungen, das Desinfizierungsmittel Triclosan oder den Insektenkiller Permethrin. Wir wollten wissen, ob diese üblen Stoffe noch immer eingesetzt werden, ob weitere halogenorganische Verbindungen eingebracht wurden und ob mit überflüssigen optischen Aufhellern gearbeitet wird. Außerdem wurde geprüft, ob sich Schwermetalle aus den Textilien lösen und ob die Baumwollencasings mit Formaldehyd behandelt wurden.

Der Praxistest: Ein Encasing soll so dicht gewebt sein, dass die allergenen Stoffe im Milbenkot nicht durchgehen. Bei der Prüfung des Partikelrückhaltevermögens sind die Tester von Teilchen ausgegangen, die gerade mal einen Durchmesser von 0,3 Mikrometer haben. Trocknen Milbenköddel ein, können sie zu solch kleinen Teilchen zerfallen. Diese zurückzuhalten, ist eine Herausforderung, vor allem wenn in einer Apparatur noch mit Druck gearbeitet wird, mit dem ein Luftstrom, der winzig kleine Prüfpartikel enthält, durch die Probe des Encasingmaterials gepresst wird. Auf der anderen Seite wurde gemessen, wie viele Partikel durch das Gewebe hindurchgehen. Warum so streng? Weil ein Encasing, das so 40 Prozent dieser Partikel zurückhält, dafür sorgt, dass in der Raumluft der Schwellenwert für das Milbenkotallergen "Der p 1" nicht überschritten wird. Auf dem gleichen Prüfstand ließen wir ermitteln, wie es um die Luftdurchlässigkeit steht.

Während des Schlafens gibt die Haut jede Menge Feuchtigkeit ab. Textilien setzen dieser verdampfenden Feuchtigkeit mal mehr, mal weniger Widerstand entgegen - je höher der Widerstand, desto geringer ist die Wasserdampfdurchlässigkeit. Wir ließen dies am Hautmodell messen.

Die Bewertung: Matratzenencasings sollen dafür sorgen, dass die Allergene so gut wie möglich in der Matratze zurückgehalten werden. Gleichzeitig sollen die Bezüge aber auch luft- und wasserdampfdurchlässig sein. Ein "sehr gutes" Encasing kann beides: es schützt und bietet dennoch Schlafkomfort. Bei den Inhaltsstoffen gehen wir ebenfalls keine Kompromisse ein - auch wenn ein Betttuch drübergezogen wird, muss das Encasing schadstofffrei sein.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) mehr als 1 mg/kg Antimon; b) halogenorganische Verbindungen.

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung setzt sich aus den Noten der Einzelergebnisse Partikelrückhaltevermögen (60 %), Luftdurchlässigkeit (20  %) und Wasserdampfdurchlässigkeit (20 %) zusammen. Es kann nicht besser sein als das Teilergebnis Partikelrückhaltevermögen. Partikelrückhaltevermögen: hoch = sehr gut (Abscheidewirkung von mehr als 40 % gegen 0,3-µm-Partikel). Luftdurchlässigkeit: hoch = sehr gut (Luftdurchlässigkeit von mehr als 70 l/[dm² x min]); etwas reduziert = gut (Luftdurchlässigkeit von mehr als 35 bis 70 l/[dm² x min]); gering = befriedigend (Luftdurchlässigkeit von mehr als 1 bis 35 l/[dm² x min]); kaum luftdurchlässig = mangelhaft (Luftdurchlässigkeit von weniger als 1 l/[dm² x min]). Wasserdampfdurchlässigkeit: hoch = sehr gut (Wasserdampfdurchgangswiderstand von weniger als 5,5 m²Pa/W); gering = ausreichend (Wasserdampfdurchgangswiderstand von mehr als 20 m²Pa/W).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um fünf Noten: Produkt, das als "luftdurchlässig" verkauft wird, tatsächlich aber kaum luftdurchlässig ist (Luftdurchlässigkeit von weniger als 1 l/[dm² x min]). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) optische Aufheller; b) fehlender Hinweis, dass es sich um einen Zwischenbezug handelt, der noch einmal mit der normalen Bettwäsche überzogen werden muss und/oder fehlender Hinweis, dass auch das Partnerbett überzogen werden soll.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis Praxisprüfung. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Bei einem "ungenügenden" Testergebnis Weitere Mängel kann das Gesamturteil nicht besser sein als "mangelhaft".

Einkauf der Testprodukte: November/Dezember 2010

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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