Das Gartenjahr beginnt im Frühling immer zeitiger und geht im Herbst immer länger – mit besten Grüßen von der Klimakrise.
Doch die Kehrseite der Entwicklung sind endlos scheinende Hitzephasen und beinharte Trockenheit, gegen die keine Gießkanne mehr ankommt – verbunden mit überraschenden Frostschäden im Frühling, steinharten Böden und vertrockneten Rasenflächen im Sommer, dazu verkümmerten Früchten an den Obstbäumen im Herbst.
Dennoch gibt es Hoffnung, zumindest für unsere Gärten – und Wege, Vorsorge zu treffen, weiß Tanja Matschinsky. Die Gärtnerin und Gartenplanerin mit langjähriger Baumschulenerfahrung betreut an der Hessischen Gartenakademie, die beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) angesiedelt ist, das Projekt "Klimaanpassungen und Artenvielfalt".
"Die Folgen des Klimawandels für den Haus- und Kleingarten beschäftigen uns seit Jahren", sagt sie. Die Akademie bietet Seminare und Veranstaltungen für Kleingärtner und Freizeitgärtner an und versucht, sie für naturnahes Gärtnern zu gewinnen.
Pflanzenbedeckter Boden schützt vor Trockenheit
Eine der wichtigsten Regeln gilt dabei dem Boden. "Wir müssen", sagt Tanja Matschinsky, "die Verdunstung verringern." Je mehr nackter, kahler Boden brach in der Sonne liege, umso mehr Feuchtigkeit könne verloren gehen.
Um mehr Wasser im Garten zu halten, gebe es aber mehrere Möglichkeiten, angefangen mit einem dichten Pflanzenteppich aus Bodendeckern, Sträuchern und Stauden. Für ganz unterschiedliche Standorte von sonnig bis schattig eignen sich beispielsweise Teppichsedum, Sternmoos, Bodendeckerrosen und Teppichknöterich, Elfenblume, Golderdbeere und Dickmännchen, Steinquendel, die kleinblütige Bergminze Triumphator und sogar Katzenminze.
Auch Mulchen hilft gegen trockene Böden. In den Beeten des Nutzgartens lassen sich am besten Rasenschnitt, Laub, Schnittgut oder Stroh verstreuen. Auch Gartenwege und Gebrauchsflächen sollten bedeckt, aber eben nicht versiegelt sein.
Holzhäcksel und Rindenmulch geben ein schönes, naturnahes Bild. Für einen festeren Untergrund sollten Pflasterflächen wasserdurchlässig gestaltet werden – entweder durch offenporiges Drainagepflaster oder Steine, die mit breiteren Fugen verlegt werden, sodass Regenwasser im Boden versickern kann.
Vor dem Ausbringen von Rindenmulch an Sträuchern oder auf freigelegten Baumscheiben sollten allerdings Hornspäne ausgebracht werden, weil die Zersetzung des Rindenmulchs dem Boden anfangs mehr Nährstoffe entzieht als abgibt, rät die Expertin.
Mit Hecken und Sträuchern für Schatten sorgen
Gegen zu große Hitze an sonnigen Standorten hilft freilich auch eine bessere Verschattung durch Bäume, Hecken und Sträucher – darunter etwa Hainbuchen und Hopfenbuchen, Feldahorn, Elsbeeren, Stadtulmen und Gewöhnliche Felsenbirnen, die mit Trockenheit besser umgehen können als andere.
Auch weitere Obstbäume können Schatten spenden. Während es Apfelbäume eher kühler mögen, sind Birne, Aprikose, Pfirsich und Quitte durchaus wärmeliebend. Der Trick aus dem professionellen Obstanbau für gute Ernten: Frühzeitig einige Früchte von den Zweigen entfernen, damit genug Kraft für schöne Exemplare bleibt.
Regenwasser auffangen und speichern
Netze und Vliese, die über kleinere Bäume geworfen werden, schützen gegen Schäden durch Spätfröste im April oder Mai und im Sommer gegen Verbrennung. Für weitere Wasserreservoirs, eine bessere Versickerung oder Abkühlung im Garten sorgen Elemente wie Zisternen im Erdreich und eine Reihe Regentonnen oder sogar kleine Wasserläufe, Mulden und Teiche, die leicht von der Regenrinne beginnend anlegt werden.
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"Auch unterirdische Rigolen aus Kies können Regenwasser gut aufnehmen, speichern, weiterleiten und versickern", sagt Tanja Matschinsky. "Wir dürfen Regenwasser nicht abtransportieren, sondern sollten es auf dem Grundstück halten."
Manche Pflanzen kommen mit Hitze besser zurecht
"Resistent" gegen die Klimakrise seien eigentlich gar keine Pflanzenarten, betont die Expertin. Doch es gebe einige Arten, die Hitze und Trockenheit besser vertragen. Ergänzen kann man die Arten mit nichtheimischen Arten wie Astern und mediterranen Kräutern, etwa Thymian, Oregano und Lavendel, den man mit Wildrosenarten kombinieren kann.
Allerdings brauchen mediterrane Pflanzen einen wasserdurchlässigen, eher mineralischen Boden, weil sie in nasser Erde leicht faulen und Starkregen oder feuchte Winter ihnen schaden können.
Pflanzenvielfalt hilft Insekten
Wichtig ist bei der Umstellung auf den Klimawandel vor allem eine breitere Vielfalt. Matschinsky: "Mit einem großen Reichtum an unterschiedlichen Pflanzen vergrößert man die Verschiedenartigkeit und verlängert zugleich den Blütenzeitraum für die Insekten."
Anders als in der freien Natur, wo sich keine fremden Arten ausbreiten sollten, benötige man in den Gärten der Siedlungsbereiche eine breitere Pflanzenauswahl. Mit Totholz und Sandarien schaffe man zusätzlich Lebensräume für Insekten, die den Garten vielfältiger und resilienter machen.
Kräuterrasen ist resistenter gegen Trockenheit
Nur den Anhängern klassischer Rasenteppiche macht Tanja Matschinsky wenig Hoffnung. "Der Rasen ist ein Auslaufmodell", sagt sie. "Je weniger man davon hat, umso besser." Besser sei ein robuster Kräuterrasen, der von blühenden, niedrigen Kräutern durchsetzt ist. "Er braucht keinen Dünger und keine Wässerung – gerade in trockenen Jahren ist er viel überlebensfähiger als monotoner Rasen."
Wenn man nicht die natürliche Entwicklung durch Nichtstun abwarten will, gibt es dafür spezielle Saatgutmischungen. Wer sich dennoch nicht gleich davon trennen kann, möge seinen Rasen in Hitze- und Trockenperioden nicht zu kurz mähen. "Je kürzer der Rasen, umso mehr leidet er unter Trockenheit", sagt Matschinsky.
Besser sei eine Schnitthöhe von sechs bis acht Zentimetern. "Je höher er wächst, umso mehr Schatten und Feuchtigkeit bleibt – und je größer ist seine Überlebenschance."
Diese Pflanzen trotzen Trockenheit und Sonne
Für halbschattige, trockene Standorte mit durchlässigen Böden eignen sich diese Pflanzen:
Bodendecker:
- Kaukasus-Storchschnabel-Sorten, Blut-Storchschnabel-Sorten (heimisch)
- Mauerpfeffer, niedrige Sorten
- Thymian, niedrige Sorten (heimische Sorte Echter Quendel [Thymus pulegioides] und Sandthymian [Thymus serpyllum])
- Zwergwildaster
Höhere Stauden:
- Duftnessel-Sorten
- Färberkamille (heimisch)
- Kleinblütige Bergminze "Triumphator"
- Kugeldistel
- Purpursonnenhut
- Wiesenschafgarbe (heimisch)
Höhere Gehölze
- Bartblume
- Blauraute
- Gewöhnliche Felsenbirne
- Kornelkirsche
- Wildrosen-Sorten
Diese Pflanzen wachsen im trockenen Halbschatten
Für halbschattige, trockene Standorte mit durchlässigen Böden bieten sich diese Pflanzen an:
Bodendecker
- Duft-Salomonssiegel
- Gewöhnliche Akelei
- Kleines Immergrün
- Nesselblättrige Glockenblume (heimisch)
- Stinkende Nieswurz
- Teppich-Johanniskraut
- Waldsteinie
- Weiße Sommerwaldaster
Höhere Sträucher
- Feldrose
- Liguster
- Mannsblut
- Sparrige Zwergmispel
- Strauch-Efeu
(Empfehlungen des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen)