In unseren Test von 32 Haarfarben haben wir bewusst auch solche einbezogen, die sich grün geben, in Wirklichkeit aber auch mit chemischen Zutaten arbeiten.
Das Testergebnis
Hui oder Pfui. In diesem Test gibt es kein Mittelfeld. Mit insgesamt 19 "sehr guten" Farben gibt es immerhin eine Menge Produkte, die rein pflanzlich färben. Aber im Test finden sich auch eine ganze Reihe von Herstellern, die ihren Chemiekeulen nur ein grünes Deckmäntelchen übergestreift haben. Einige der getesteten Produkte dürften so überhaupt nicht verkauft werden.
Die Verpackungen der Farben von Naturtint, Hairwonder, Biotinta oder Naturigin suggerieren Natürlichkeit. Extrem allergisierende aromatische Amine, halogenorganische Verbindungen und nicht zuletzt PEG/PEG-Derivate, die die Haut noch durchlässiger für diese Stoffe machen können - das klingt allerdings gar nicht nach Natur pur. Ein Sonderfall ist zudem die Haarfarbe Surya Brasil Henna Cream von Surya Nature: Der Produktname vermittelt den Eindruck, dass die Haare mit natürlichem Henna gefärbt werden - doch das Labor konnte nicht einmal Spuren pflanzlicher Färbemittel nachweisen.
Wir kritisieren nicht nur, wenn nicht drin ist, was draufsteht, sondern auch, wenn gar nicht erst drauf steht, was drin ist. Das ist vor allem ein Problem, wenn bedenkliche Stoffe enthalten sind. Ein Negativbeispiel ist die Royal Brown Henna Herbal Base Powder Hair Dye: Die vorgeschriebene Inhaltsstoff-Deklaration (INCI) sucht man vergeblich. Das ist Grund genug für den Stempel "Nicht verkehrsfähig". Nachgewiesen wurden im Labortest aber außerdem das in Haarfarben verbotene o-Aminophenol, der CMR-Stoff p-Aminophenol und das extrem sensibilisierende p-Phenylenediamin.
Dreist genug, auf die Verpackung zu schreiben, dass man einen verbotenen Inhaltsstoff einsetzt, ist der Hersteller des Profix Organics Henna Permanent Powder Hair Colour: 2-Nitro-P-Phenylendiamine ist ein CMR-Stoff - er steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Deshalb ist er in Haarfarben nicht erlaubt. Auch dieses Produkt darf deshalb nicht in der EU gehandelt werden.
Auf der Verpackung der Biotinta Phito Haarfarbe aus Pflanzenextrakten werden die zur Färbung eingesetzten Substanzen als sogenannte "May contain"- oder "+/-"-Deklaration genannt. Mit einer solchen Auflistung aller Färbebestandteile, die möglicherweise in einem Produkt enthalten sein könnten, aber es nicht zwangsläufig sind, gibt sich der Gesetzgeber seit der Neuauflage der Kosmetikverordnung bei Haarfarben nicht mehr zufrieden. Die EU-Kommission unterstrich gegenüber ÖKO-TEST: "Die neue Kosmetikverordnung wurde 2009 beschlossen und trat im Juli 2013 in Kraft. Dies sah eine Übergangszeit von dreieinhalb Jahren vor, die den Wirtschaftsteilnehmern erlaubte, die neuen Anforderungen umzusetzen und unnötige Produktrücknahmen vom Markt zu vermeiden." Die Übergangsfristen zwischen Beschluss in 2009 und Inkrafttreten der Kosmetikverordnung in 2013, in ...