Shampoo ohne Silikone im Test: Knapp die Hälfte ist "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2020 | Autor: Svenja Markert | Kategorie: Kosmetik und Mode | 30.10.2019

Shampoo ohne Silikone im Test: Wir haben insgesamt 40 Produkte überprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Gut zu Haar und Umwelt: Das ist die Hoffnung, die Kunden in ein Shampoo ohne Silikone setzen. Doch sind die Produkte auch frei von Schadstoffen? Im Test fallen 7 von 40 Shampoos durch. Mehr als die Hälfte können wir aber mit "sehr gut" und "gut" empfehlen.

Aktualisiert am 17.10.2019; Einkauf Testprodukte Jan-Feb 2019 | Silikon war jahrelang die Antwort der Schönheitsindustrie auf sprödes Haar, es wirkt dadurch glatter und geschmeidiger. Außerdem ziept es damit nicht mehr beim Kämmen. Doch es gibt auch Kritiker, die den Einsatz von Silikonen in Shampoos bemängeln.

Denn, wenn man auf Dauer silikonhaltige Shampoos anwendet, kann es sein, dass die Haare mit der Zeit lasch wirken. Vor allem aber gilt Silikon als problematisch für die Umwelt. Denn über silikonhaltige Kosmetik gelangt es ins Abwasser, so auch in unsere Gewässer und über Klärschlamm in den Boden.

Manche Silikone gelten als besonders kritisch, da sie sehr langlebig sind und sich somit in der Umwelt anreichern. Dazu zählen die Siloxane D4 und D5, die deshalb in der EU ab 2020 in Shampoos und Co. beschränkt sind. Mittlerweile gibt es neben silikonfreier Naturkosmetik aber auch viele konventionelle Shampoos, die ohne auskommen.

Shampoo ohne Silikone im Test: Sieben fallen durch

Im Test: 40 Shampoos ohne Silikone, darunter 14 als Naturkosmetik zertifizierte Produkte. Dass sie silikonfrei sind, steht teilweise auf der Verpackung, manchmal verrät es nur die Zutatenliste. Wir haben die Shampoos von Laboren auf Problemstoffe analysieren lassen. Zudem haben wir ihre Zutatenliste auf andere Kunststoffbestandteile überprüft, die ebenfalls die Umwelt belasten können.

Das Ergebnis: 17 von insgesamt 40 Shampoos ohne Silikone im Test schneiden mit "sehr gut" ab, sieben weitere mit "gut". Damit ist mehr als die Hälfte der Produkte empfehlenswert. Darunter vor allem die getestete Naturkosmetik. Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" fallen allerdings auch sieben Shampoos durch den Test. Unsere Hauptkritik: enthaltene Polyethylenglycole und chemisch verwandte Stoffe (PEG), problematische Konservierungs- und Duftstoffe sowie Kunststoffe.

Weiter zu den getesteten Produkten

Kunststoffe in silikonfreien Shampoos im Test

22 der getesteten Shampoos enthalten Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG), die die Haut durchlässiger machen können für körperfremde Stoffe.

Fünf silikonfreie Shampoos im Test fallen mit  „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch.
Fünf silikonfreie Shampoos im Test fallen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch. (Foto: skynesher/shutterstock)

Elf der getesteten silikonfreien Shampoos bemängeln wir wegen anderer Kunststoffverbindungen. In ihnen stecken Carbomer und Polyquaterniumverbindungen, die wie Silikone Haare zum Glänzen bringen sollen. Allerdings können auch diese Kunststoffe über das Abwasser zu einem Umweltproblem werden. Zudem gibt es Alternativen: etwa Weizenproteine oder Inulin aus der Chicoréewurzel.

Weiter zu den getesteten Produkten

Kritik an problematischen Konservierern

An fünf "ungenügenden" Shampoos haben wir besonders viel zu kritisieren. Vier davon enthalten problematische Konservierer. Das ist zum einem das starke Allergen Methylchloroisothiazolinon, abgekürzt CIT. Bei einem Shampoo ohne Silikone im Test sind zusätzlich noch Parabene deklariert, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. 

Die mögliche hormonelle Wirkung ist auch unser Kritikpunkt am UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat. Ein Anbieter im Test setzt ihn nicht als UV-Filter für Kopf und Haut ein, sondern zum Schutz des Produkts. Die Industrie verwendet die chemischen Filter auch, um zu verhindern, dass Sonnenstrahlen etwa den Duft oder die Farbe ihrer Kosmetik verändern. Das ist unnötig, viele andere Anbieter lösen es einfach über die Art der Verpackung.

Kritik gibt es auch für Duftstoffe, die in den fünf "ungenügenden" Shampoos ohne Silikone im Test enthalten sind. Einer der bemängelten Duftstoffe ist Lilial. Diese Verbindung war im Tierversuch fortpflanzungsschädigend.

Weiter zu den getesteten Produkten

Haarshampoo: So erkennen Sie typische Silikone

Wir haben für Sie zwei Tipps zur Haarpflege mit silikonfreien Shampoos:

  • Viele Anbieter werben damit, dass ihr Shampoo silikonfrei ist. Wenn es nicht groß auf der Verpackung steht, erkennen Sie typische Silikone an den Bezeichnungen "Dimethicone" und "Dimethiconol".
  • Wenn man die Haarpflege auf silikonfrei umstellt, sehen die Haare oft vorübergehend etwas angegriffen aus. Verzagen Sie nicht gleich nach wenigen Haarwäschen.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 5/2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020 im Oktober 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 41 Shampoos eingekauft. Gemeinsam haben sie alle: Hier steckt kein Silikon drin. Das steht teilweise mit dicken fetten Buchstaben auf der Verpackung, manchmal verrät es nur die Lektüre der kleingedruckten Inhaltsstofflisten. 250 Milliliter kosten zwischen ein paar Cent und mehr als zehn Euro. 14 der Saubermacher schmückt ein Label, das ÖKO-TEST als Garant für echte Naturkosmetik akzeptiert.

Im Labor ließen wir überprüfen, ob die Anbieter kritische Duftstoffe für ihren typischen Produktgeruch einsetzen. Außerdem haben die Labore die Shampoos auf bedenkliche Konservierungsmittel getestet. Manche Anbieter verzichten zwar auf Silikone, verwenden dafür aber andere synthetische Polymere, die möglicherweise auch die Umwelt belasten. Dafür gibt es Punkabzug unter den weiteren Mängeln.

Bei manchen Kandidaten kommt so viel zusammen, dass sie die schlechteste Note kassieren. Immerhin bemängeln wir keine ganz besonders problematischen Inhaltsstoffe, wie etwa krebsverdächtige oder verbotene Konservierer.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter den Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Methylchloroisothiazolinon (in der Tabelle: CIT); b) Butylphenylmethylpropional (in Tabelle: Lilial); c) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (in Tabelle: künstlicher Moschusduft) und/oder Cashmeran; d) der bedenkliche UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) bedenkliche Parabene (hier Butylparaben); c) der allergieauslösende Duftstoff Hydroxycitronellal.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: a) synthetische Polymere (Carbomer, Polyquarternium-7, Polyquaternium-10, Polyquaternium-16, Polyquaternium-30 und/oder Polyquaternium-39).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

Testmethoden 

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, Moschusverbindungen, Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogen­gehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Isothiazolinone: Extraktion mit einem Essigsäure-Methanol-Gemisch, HPLC-DAD. Parabene: LC-UV nach Lösen der Probe in geeignetem Lösemittel. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar bis Februar 2019 

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 5/2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020 im Oktober 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.