Kuscheltiere im Test: Viele sind empfehlenswert

Jahrbuch Kleinkinder 2016 | Autor: Jörg Döbereiner | Kategorie: Kinder und Familie | 14.01.2016

Kuscheltiere im Test: Wir haben 24 Plüschtiere getestet.
Foto: PeopleImages/Shutterstock

Kinder lieben Kuscheltiere nicht nur, sie herzen, knutschen, werfen sie und nuckeln an ihnen. Doch einige Testprodukte strotzen vor Schadstoffen. Immerhin: 17 Plüschtiere können wir empfehlen.

Aktualisiert am 14.01.2016 | Niedlich sein ist nicht genug! So intensiv wie Kinder mit ihren Lieblingsplüschtieren spielen und kuscheln, müssen die Tierchen vor allem zwei Grundanforderungen erfüllen: Sie müssen so sorgfältig verarbeitet sein, dass die Kleinen nicht an verschluckbare Kleinteile gelangen können, und sie müssen frei von Schadstoffen sein.

Leider gehören gerade Plüschtiere nach Erfahrung von ÖKO-TEST oft zu den schrottigeren Spielzeugen am Markt. Vielleicht weil sie so niedlich sind, dass sie sich sowieso gut verkaufen? 

Kuscheltiere im Test: Hersteller haben nachgebessert

Damit Eltern, Großeltern und andere Schenkende wissen, welche Tierchen wirklich zum Kuschelgefährten für Kinder taugen, haben wir 24 Plüschtiere in verschiedenen Laboren auf Herz und Nieren testen lassen.

Das Ergebnis: Es gibt eine bunte Auswahl an 17 "guten" und "sehr gutem" Kuschelmaterial. Denn seit der letzten Veröffentlichung des großen Plüschtiertests Ende 2014 haben die Hersteller viele der unsicheren Spielzeuge aus dem Programm genommen, andere haben Mängel behoben. Ob diese Produkte jetzt wirklich in Ordnung sind, haben wir selbstverständlich nachgeprüft.

Von der Anschaffung der vier Tabellen-Schlusslichter raten wir allerdings immer noch dringend ab niedlich hin oder her.

Labor findet bedenkliche Stoffe in Plüschtieren

Was ist im Kuscheltier-Test zum Beispiel negativ aufgefallen?

  • Ein Plüschtier im Test einer bekannten Marke haarte so stark, dass es unserer Meinung nach die Sicherheit der Kinder gefährdet, wenn diese die Stofffasern in den Mund stecken.
  • Ein anderes untersuchtes Kuscheltier zeigte an mehreren Stellen eklatante Schwächen: Die Naht ist nicht reißfest, aus dem Fell sind einzelne Fasern herauszupfbar und das Etikett lässt sich abreißen, Kinder könnten es verschlucken.
  • Einige Plüschtiere stecken voller umstrittener Inhaltsstoffe und kassieren dafür Notenabzüge. So enthält etwa ein Produkt giftiges Pyren, das zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) zählt. Dieser Stoff kommt laut Umweltprobenbank des Bundes unter anderem in Tabakrauch und Motorabgasen vor. Er wird aber auch für die Herstellung optischer Aufheller verwendet. In Plüschtieren hat er freilich nichts verloren.

Tipps zu Kuscheltieren

ÖKO-TEST rät:

  • Nehmen Sie ein Plüschtier selbst in die Hand, bevor Sie es Ihrem Kind zum Spielen geben: Haart es, wenn Sie mit der Hand durchs Fell fahren? Riecht es auffällig? Lösen sich sogar kleine Teile? Dann besser die Finger davon lassen. Andersherum kann ein Kuscheltier aber trotz neutralen Geruchs durchaus umstrittene Inhaltsstoffe enthalten. Für wirklich empfehlenswertes Spielzeug hilft deshalb nur der Blick in unseren Test.
  • Die Plastikbeutel, in denen die Kuscheltiere verpackt sind, sind für Kinder gefährlich, besonders die dünnen Folien. Lassen Sie Kinder nicht damit spielen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Klassische Plüschtiere finden sich in jedem Kinderzimmer - und können zum treuen Freund und Beschützer werden. Wir haben 24 Plüschtiere eingekauft. Mit dabei sowohl Plüschtiere traditioneller, deutscher Hersteller als auch Produkte aus kontrolliert biologischem Baumwollanbau und Discountartikel. Für das teuerste Produkt haben wir 69,30 Euro ausgegeben, das günstigste gab es für 7,99 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Die Kuscheltiere wurden von vier verschiedenen Laboren auf ihre Inhaltsstoffe geprüft. Wir fahndeten unter anderem nach giftigen Schwermetallen wie Blei und Chrom, nach umweltschädlichen Nonylphenolethoxylaten und nach potenziell krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Außerdem wollten wir unter anderem wissen, ob verbotene Farbstoffe im Fell stecken.

Die Praxisprüfung: Plüschtiere fallen unter die europäische Spielzeugnorm EN 71. Sie legt genau definierte Tests fest, die Spielwaren bestehen müssen. Im Labor wurden die kuscheligen Freunde nach dieser Norm untersucht: Wie reißfest sind die Nähte? Wie leicht entzündet sich das Fell? Lösen sich Kleinteile, die Kinder beim Spielen verschlucken könnten? Zudem wollten wir wissen, wie es um die Farbechtheit der Plüschtiere steht, wenn Kinder an ihnen nuckeln oder sie mit Schweiß in Kontakt kommen.

Die Bewertung: Sowohl bei der Praxisprüfung als auch bei den Inhaltsstoffen legen wir strengere Maßstäbe an als das geltende Recht. Um "sehr gut" abzuschneiden, mussten die Plüschtiere in beiden Kategorien unseren hohen Ansprüchen gleichermaßen genügen.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Unter dem Testergebnis Praxisprüfung führen zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) Etikett reißt beim Zugversuch ab und ist verschluckbar (keine Verletzung der Norm); b) Spielzeug haart stark. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Rückennaht reißt, Füllmaterial nicht zugänglich; b) Folie des Verpackungsbeutels zu dünn, Verpackung ist dem Hersteller klar zuzuordnen; d) einzelne Fasern aus dem Stoff herauszupfbar. Zur Abwertung um eine Note führt: Teile des Spielzeugs färben etwas ab; e) fehlendes CE-Zeichen und/oder unvollständige Angaben zum Hersteller (fehlende Kontaktadresse).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein stark erhöhter Gehalt von mehr als 200 μg/kg einer oder mehrerer Einzelverbindungen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein erhöhter Gehalt von mehr als 100 μg/kg bis einschließlich 200 μg/kg einer oder mehrerer Einzelverbindungen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) halogenorganische Verbindungen; b) mehr als 1 mg/kg Antimon im Eluat; c) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt; d) optische Aufheller mit Hautkontakt.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller ohne Hautkontakt, wenn nicht bereits unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe wegen optischer Aufheller mit Hautkontakt abgewertet wurde.

Das Gesamturteil beruht auf den Testergebnissen Praxisprüfung und Inhaltsstoffe. Es kann nicht besser sein als das schlechteste dieser beiden Einzelergebnisse. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note.

Testmethoden

Inhaltsstoffe (je nach Produkt und seiner Zusammensetzung): Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Analysiert wurde eine Mischprobe aus Stoff und Füllung im Verhältnis 1:1. Phthalate, weitere Weichmacher und phosphororganische Verbindungen: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Analysiert wurde eine Mischprobe aus Stoff und Füllung im Verhältnis 1:1. Formaldehyd: SOP 4192, Nachweis mit Carbazol/Schwefelsäure. Elemente: Röntgenfluoreszenzanalyse. Blei und Chrom im Eluat: Herstellen einer Probe und Durchführung der Extraktion gemäß EN 71-3 - 2013. Zugabe der internen Standards (Rhodium und Rhenium). Angabe der Ergebnisse in lösliches Element mg/kg bezogen auf die Probensubstanz. Quantitative Bestimmung gemäß DIN EN ISO 17294-2 "Bestimmung von 62 Elementen durch ICP-MS". Verwendung von Rhodium und Rhenium als interne Standards; Kalibrierung des ICP-MS mittels Multielementstandards (simple linear). Antimon im Eluat: Elution von Schwermetallen mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Analysiert wurde eine Mischprobe aus Stoff und Füllung im Verhältnis 1:1. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Aromatische Amine: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung mit und ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Januar 2013). Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-3, Prüfung nach DIN ISO/TS17234 für Leder. Bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-15 DIN EN 14362-3 (September 2012). GC/MS, Dünnschichtchromatografie. Bestimmungsgrenze 5 mg/kg. Zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine. Muster wurden als qualifizierte Mischproben untersucht. Allergisierende Dispersionsfarbstoffe: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005); Dünnschichtchromatografie, HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector). Muster wurden als qualifizierte Mischproben untersucht. Optische Aufheller: UV-Licht (qualitativ). Nonylphenolethoxylate, qualitativ: LC-MS/MS nach Extraktion, bei Positivbefund: HPLC-FLD-Messung. Mischprobe aus Füllung und Außenmaterial. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe: GC-MSD (getestet auf 25 polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe nach EU/EPA/JECFA).
Praxistest: Sicherheit von Spielzeug: nach Spielzeugnorm DIN EN 71-1, mechanische und physikalische Tests, mechanische und physikalische Eigenschaften sowie nach DIN EN 71-2 mechanische und physikalische Tests, Entflammbarkeit. Speichel- und Schweißechtheit: nach DIN 53160-1,2 Speichel-/Schweißechtheit; die Bewertung der Echtheitsprüfungen erfolgt unter den in der Norm festgelegten Bedingungen mittels Graumaßstab (Lichtechtheit mittels Blaumaßstab), wobei Note 5 die beste Note darstellt und Note 1 die schlechteste.

Einkauf der Testprodukte: Juni 2014.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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