Übersicht: Verantwortungsvolle Geldanlagen

Bad Bank?

ÖKO-TEST April 2016 | Kategorie: Geld und Recht | 31.03.2016

Übersicht: Verantwortungsvolle Geldanlagen

Deutschlands Banken legen großen Wert darauf, sich in der Öffentlichkeit als faire und nachhaltige Finanzdienstleister zu präsentieren. Doch wie engagiert und transparent sind sie wirklich? Der neue Fair Finance Guide Deutschland, der ÖKO-TEST exklusiv vorab zur Verfügung gestellt wurde, zeigt große Defizite.

Vertraut man der Werbung, dann ist die Idee von einem sozial und ökologisch verantwortungsvollen Umgang mit Geld auch in der Finanzindustrie längst angekommen. "Die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben, ist heute genauso wichtig wie der wirtschaftliche Erfolg, den wir damit erzielen", schreibt zum Beispiel die Deutsche Bank auf ihrer Homepage und ergänzt: "Bei allem, was wir tun, wollen wir Wert schaffen für unsere Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter und zugleich einen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten." Mehr noch: Deutschlands größtes Kreditinstitut und zugleich eine der einflussreichsten Banken der Welt verspricht: "Für uns heißt das: Integrität und Verantwortung müssen unser Handeln bestimmen." Auch die Commerzbank feilt an ihrem Image und versucht sich als fairer und verantwortungsbewusster Finanzdienstleister zu positionieren. Denn seit der Finanzkrise 2008 hat das Vertrauen der Kunden gegenüber Banken stark gelitten. Schließlich haben insbesondere die Investmentbanken mit fragwürdigen und zum Teil hochspekulativen Geschäften das Weltwirtschaftssystem an den Rand des Abgrunds gebracht. Berichte über die Finanzierung von Atomkonzernen, von Klimakillern wie Kohlebergbau- und Kohlestromunternehmen oder Streumunition in Riester-Produkten taten ihr Übriges. Immer mehr Bankkunden stellen sich seither die Frage, was die Institute mit ihrem Geld überhaupt machen. Sie wollen wissen, ob sie nichtsahnend womöglich schmutzige, klima- und umweltschädliche Geschäfte mitfinanzieren oder gar in Spekulationsgeschäfte und Waffenhandel verstrickt sind. Von diesem Trend profitieren grüne Nischenbanken mit alternativem Geschäftskonzept. Schon seit mehreren Jahren werden sie mit neuen Anlagemitteln geradezu überschwemmt. Allein in der Zeit von 2010 bis Ende 2015 sind zum Beispiel die Kundeneinlagen bei den mittlerweile 13 Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland um mehr als 50 Prozent von 19,1 Mrd. Euro auf 28,7 Mrd. Euro gewachsen - Tendenz weiter ansteigend.

Kein Wunder daher, dass sich inzwischen fast alle traditionellen Kreditinstitute ebenfalls um ein nachhaltigeres Profil bemühen. Schließlich gilt "social banking", wie es im Fachjargon heißt, weiterhin als Wachstumsmarkt. Rund 16 Millionen potenzielle Kunden mit einem Gesamtvermögen von rund 620 Milliarden Euro machte die Unternehmensberatung zeb vor einigen Jahren als potenzielle Zielgruppe aus - darunter viele gebildete Verbraucher mit deutlich überdurchschnittlichem Einkommen. Nahezu jedes Geldhaus hat daher mittlerweile soziale und ökologische Unternehmensleitlinien für sich verabschiedet. Das soll vertrauensbildend wirken und Kompetenz demonstrieren. Schließlich wollen die Institute ihren Kunden nicht nur halten oder gar zurückgewinnen. Vielmehr wollen sie sich privaten wie institutionellen Investoren gegenüber auch als kompetenter Ansprechpartner in Sachen Nachhaltigkeit sowie als Produktlieferant empfehlen. Um das entsprechende Know-how, aber auc...