Sie sind jung, schnell, lässig, innovativ - und brennen darauf, die etablierte Welt von Banken und Versicherungen zu revolutionieren: Fintechunternehmen schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Mitte diesen Jahres zählte die Unternehmensberatung Barkow Consulting allein in Deutschland bereits 405 Fintechunternehmen - und fast jede Woche kommen ein bis zwei neue hinzu. Das Gros der jungen Start-ups ist im Bereich Crowdinvesting/Crowdlending oder als Robo-Advisor tätig (siehe ÖKO-TEST-Magazin 6/2016 und 8/2016).
Doch auch die Zahlungsdiensteanbieter, die Insur-Tech-Unternehmen sowie digitale Finanzdienstleister im Spar-, Bank- und Beratungsgeschäft nehmen sprunghaft zu. Vertraut man den Medien, dann haben die jungen Wilden den Kampf gegen das Establishment längst gewonnen. "Fintechs hängen Banken ab" lautete zum Beispiel eine Headline der Börsen-Zeitung vom August 2015. Der Spiegel widmete den "Lümmel von der neuen Bank" in diesem Jahr sogar ein ganzes Dossier. Denn mittlerweile greifen die Fintechs auch die Versicherungsbranche massiv an. Doch ob die jungen Technologie-Start-ups, die auf Handy-Apps statt auf Filialen und Smartphone-Tools statt auf Beratung setzen, nicht nur für frischen Wind in der Branche, sondern auch für dauerhaft tragfähige Geschäftsmodelle sorgen, steht auf einem anderen Blatt. Auch wenn Wagniskapitalgeber und Business Angels die jungen Finanzfirmen immer wieder mit frischem Geld ausstatten: Die Kapitaldecken der Newcomer sind oft dünn, der Wettbewerb ist hart und viele kämpfen damit, genügend Kunden zu gewinnen.
2015 waren zum Beispiel die Zahlungsdiensteanbieter der neue Hype am Fintechmarkt. Nie wieder Zettel ausfüllen, um Geld zu überweisen. Einfach die Handwerkerrechnung mit dem Smartphone fotografieren und ab geht die Post. Denn die Bezahl-App liest in Sekundenschnelle die Daten aus und trägt sie in ein Überweisungsformular ein. So einfach können Überweisungen im Zeitalter der neuen, ellenlangen IBAN und BIC sein. Oder Rechnungen zwischen Freunden teilen, dem Kumpel fix die Kosten für Festivaltickets erstatten - das geht sogar, wenn man nur die Handy-Nummer oder E-Mail-Adresse der Betreffenden kennt. Messenger-Apps für sogenannte P2P-Zahlungen machen das möglich, wobei P2P schlicht für Person zu Person oder Peer-to-Peer steht.
Auch an der Supermarktkasse oder im Internet kann man mittlerweile nicht nur mit der Giro- oder Kreditkarte zahlen, sondern auch mit der Smartphone-App. Anders als in den USA, Schweden oder anderen europäischen Ländern, wo sich bargeldlose Zahlungen via App wachsender Beliebtheit erfreuen, halten sich die Deutschen bei mobilen Payment-Apps aber noch zurück. Zwar können sich 88 Prozent aller Bundesbürger theoretisch vorstellen, Zahlungen über Fintechs abzuwickeln, so eine Umfrage des auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Beratungsunternehmens Confinpro. Doch in der Praxis hat die Nutzung von Payment-Apps seit vergangenem Jahr gerade ma...