Bei Crowdinvestments beteiligen sich Anleger über Onlineportale, wie Conda, GLS Crowd oder bettervest, als Finanziers an erfolgversprechenden Start-ups und kleineren Firmen oder sie finanzieren nachhaltige Immobilien. Ein anderes Beispiel sind Projekte für erneuerbare Ernergien. Neben dem prickelnden Gefühl, womöglich gleich von Beginn an dabei zu sein, wenn die nächste bahnbrechende Geschäftsidee entsteht, lockt die Aussicht auf eine üppige Rendite.
Das ist vor allem in der anhaltenden Niedrigzinsphase verführerisch. Denn Renditen von 3,5 bis neun Prozent sind potenziell weit lukrativer als mickrig verzinste Sparanlagen. Wird zusätzlich noch eine Beteiligung am Unternehmenswert angeboten, winkt glatt eine Vervielfältigung des Kapitaleinsatzes.
Neben solchen Gewinnchancen sehen sogar Investments an der Börse vergleichsweise bieder und langweilig aus. Obendrein ist die Einstiegshürde niedrig. Anleger sind oft schon mit 50, 100 oder 250 Euro dabei. Ein gutes ökologisches Gewissen und bisweilen auch kleine Geschenke gibt es bei vielen Offerten gratis dazu.
Crowdinvesting: Zahl der Portale explodiert
Kein Wunder daher, dass die Zahl der Internetportale, die Crowdfinanzierungen anbieten, seit dem Start der ersten Projekte im Jahr 2010 geradezu explodiert. Mehr als 37 Portale bieten mittlerweile allein in Deutschland ihre Dienste für Crowdinvestment an. Zehn davon haben sich ausschließlich auf nachhaltige und oder ökologische Projekte spezialisiert, bei weiteren sieben Portalen sind grüne Projekte zumindest ein Schwerpunkt.
Zusammen haben sie in der Zeit von Oktober 2011 bis Mitte März 2019 sagenhafte 762,5 Millionen Euro an Finanzierungsmitteln bereitgestellt, so der Brancheninformationsdienst crowdfundig.de. Weitere 95 Millionen Euro kamen bis Ende Juni 2019 hinzu. Der Löwenanteil der Gelder (60,7 Prozent) floss in Immobilienfinanzierungen, weitere 14 Prozent entfallen auf Neugründungen und Start-ups, darunter auch viele nachhaltige junge Firmen. Grüne-Energie-Projekte machen dagegen lediglich 3,2 Prozent des Marktes aus.
Wir haben uns die Crowdportale genauer angeschaut. Den gesamten Artikel und eine detaillierte Übersicht lesen Sie im e-Paper.
„Das ist nichts für klassische Anleger“
Ob sich das gewaltige Wachstum des Marktes auch für die Anleger lohnt, wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Zwar locken die Plattformen mit einer hohen Rendite. Die ist meist erfolgsabhängig und kann aus einer jährlichen Gewinnbeteiligung sowie bei neu gegründeten Unternehmen zusätzlich aus einer Exit-Beteiligung oder Beteiligung am Unternehmenswert bestehen. Denn wenn der Anleger später aussteigt, ist das Unternehmen üblicherweise sehr viel mehr wert als zu Beginn der Finanzierung. „Gleichzeitig ist das Risiko aber enorm“, weiß Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK).
Denn beim Crowdinvesting stecken Anleger ihr Geld oft in neu gegründete oder zumindest sehr junge Unternehmen. „Das ist nichts für klassische Anleger und definitv nichts für die Altersvorsorge. Das Risiko ist vergleichbar mit den Aktienemissionen am Neuen Markt zur Jahrtausendwende. Da hat sich mancher die Finger verbrannt“, warnt Kienle.
Crowdinvesting: Erfolgsmeldungen mit Vorsicht genießen
Ähnlich könnte es beim Crowdinvesting aussehen, fürchtet Dirk Ulbricht, Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) in Hamburg. Er rät, die Erfolgsmeldungen, mit der sich die Branche gerne schmückt, durchaus mit Vorsicht zu genießen. Denn das Gros der Projekte läuft noch. Nur ein knappes Fünftel der Projekte wurde bislang erfolgreich abgeschlossen. In allen anderen Fällen ist dagegen noch offen, ob die Anleger ihr Geld je wiedersehen und die versprochenen Erträge erhalten.
Mitte Juni registrierte das Branchenportal Crowdinvest bereits 18 Projekte mit einem Finanzierungsvolumen von 13,2 Millionen Euro, die sich im Zahlungsverzug befinden. Bei den Start-up-Finanzierungen häufen sich bereits die Pleiten.
Geld anlegen: Eine Übersicht der Crowdportale
„Für die Altersvorsorge sind solche Investments sicherlich ungeeignet. Aber wenn jemand Crowdinvesting unbedingt ausprobieren will und das nötige Spielgeld hat, werden wir ihm davon nicht abraten“, sagt Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Hessen. „Man sollte sich der Risiken eines Totalverlustes aber auf jeden Fall bewusst sein.“
Um dieses Risiko zu minimieren, ist es unerlässlich, sich so detailliert wie möglich über das potenzielle Anlageprojekt zu informieren. Tipps, worauf Sie achten sollten, und alle Crowdportale in der Übersicht finden Sie im e-Paper.
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