Alternative Banken in der Übersicht: Moral oder Masche?

Ratgeber Rente, Geld, Versicherungen 8:2010 | Kategorie: Geld und Recht | 01.10.2010

Alternative Banken in der Übersicht: Moral oder Masche?

Die Finanzkrise hat auch gute Seiten - immer mehr Sparer und Anleger fragen nach, wie und wo ihr Geld arbeitet. Vom zunehmenden Misstrauen gegenüber etablierten Kreditinstituten profitieren grüne Banken. Sie werden mit neuen Anlagemitteln geradezu überschwemmt.

Bankencrash, Klimakrise, Ausbeutung der Dritten Welt - das Misstrauen gegenüber dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem wächst. Als Konsequenz stellen immer mehr Sparer und Anleger nicht nur das Wachstums- und Gewinndenken traditioneller Geldhäuser infrage. Vielmehr kehren sie etablierten Banken den Rücken zu und tragen ihr Geld zu grünen Nischenbanken mit alternativem Geschäftskonzept.

Die Folge: Ethisch-ökologische Geldhäuser, die - statt auf Gewinnmaximierung und Spekulationen - auf das klassische Kreditgeschäft setzen, werden seit Ende 2008 von Kunden fast überrannt. Die GLS-Bank in Bochum konnte den Ansturm der Kunden in 2009 schon fast nicht mehr bewältigen. Mit einem satten Wachstum von 33 Prozent steigerte die anthroposophisch angehauchte Bank, die sowohl ihre Eigenmittel als auch die Gelder der Kunden ausschließlich nach sozial-ökologischen Kriterien investiert, ihre Bilanzsumme auf 1,35 Mrd. Euro. Das Einlagevolumen nahm sogar um stolze 37 Prozent auf 1,15 Mrd. Euro zu, die Zahl der Kunden stieg um 17 Prozent auf 73.000. Es hätten sogar noch mehr sein können.

"Wir sind 2009 nur deshalb nicht noch mehr gewachsen, weil wir die Kapazitäten nicht entsprechend ausbauen konnten", so Thomas Jorberg, Chef der GLS-Bank. Doch weil "Germanys Most Sustainable Bank", wie das britische Magazin "The New Economy" die im vergangenen Jahr mehrfach ausgezeichnete Bank titulierte, mit weiterhin rasantem Wachstum rechnet, stellte sie - mitten in der Krise - immerhin 51 Mitarbeiter neu ein. Für den sich abzeichnenden neuen Kundenansturm - bereits im Januar legte die Bilanzsumme weitere fünf Prozent zu - stehen jetzt 254 Mitarbeiter bereit.

Kundenansturm bei grünen Banken

Ähnlich sieht es bei der Umweltbank in Nürnberg aus. Die ausschließlich auf Finanzierung und Förderung von Umweltprojekten spezialisierte Bank konnte ihre Bilanzsumme 2009 um 30,4 Prozent auf 1,65 Mrd. Euro steigern. Die Zahl der Kunden stieg um 15 Prozent auf nunmehr 80.000, die Kundeneinlagen explodierten gar um 40,1 Prozent auf 998 Mio. Euro - und ein Ende des Wachstumstrends ist auch hier nicht in Sicht.

"Green Banking" ist oft nur Imagepolitur

Ursache für das sprunghafte Wachstum nachhaltiger Banken ist aber nicht allein die Verunsicherung durch die Wirtschaftskrise, auch wenn sie den Trend zu grünen Banken noch verstärkt hat. "Die Finanzkrise hat den Vorteil, dass die Menschen sich endlich Gedanken machen, was mit ihrem Geld geschieht", sagt Umweltbank-Chef Popp. Ähnlich sieht das auch die auf Finanzdienstleistungen spezialisierte Managementberatung zeb. In einer Studie vom November 2009 stellen die Experten aus Münster grundlegende Veränderungen in der Einstellung der Bevölkerung fest. Reines Renditestreben sei nicht mehr die einzige Entscheidungsgrundlage für die Geldanlage. Vielmehr wollen Anleger auch Kriterien wie soziale Lebensqualität, Umweltbewusstsein, Transparenz, Ehrlichkeit, Gemeinsinn und Sicherheit berücksichtigt sehen.

Für Banken, die solche nachhaltigen Anlageziele berücksichtigen, sieht die zeb nicht nur großes Wachstumspotenzial. Vielmehr kommt die Managementberatung zu dem Ergebnis, dass sich vor allem Verbraucher mit überdurchschnittlichem Einkommens- und Vermögensniveau für nachhaltige Geldanlagen interessieren. "Wir schätzen, dass das Ertragspotenzial bei dieser Zielgruppe doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt der Bevölkerung", so Ulrich Hoyer, Partner bei zeb.

Bei derart glänzenden Gewinnaussichten sollten Anleger allerdings misstrauisch werden. Ein boomender Markt lockt mit Sicherheit auch Institute an, bei denen die Nachhaltigkeit nicht Herzenssache, sondern lediglich werbewirksamer Kundenköder ist. Ein gutes Beispiel dafür scheint die Noa-Bank zu sein, die schon wenige Monate nach ihrem Start in Konkurs gegangen ist. Wer wirklich sicher sein will, dass sein Geld nur in saubere und nicht auch in schmutzige Geschäfte fließt, muss sich daher gut informieren und bei allen Offerten genau hinschauen. Längst tummeln sich am Markt für ethisch-ökologische Anlagen nicht nur alternative Nischenbanken. Auch konventionelle Institute präsentieren sich immer öfter in einem neuen Kleid.

"Wir setzen auf Grün", erklärt zum Beispiel die Deutsche Bank auf ihrer Website www.banking-on-green.com und versichert, dass "Nachhaltigkeit für die Deutsche Bank als internationaler Finanzdienstleister integraler Bestandteil des Handelns im Kerngeschäft und weit darüber hinaus ist". Mit entsprechend stimmungsvollen Bildern wird interessierten Kunden zudem eine breite Palette von ethisch-ökologischen Geldanlage- und Finanzierungsmöglichkeiten offeriert - wozu die Deutsche Bank neben Fördermaßnahmen und nachhaltigen Investmentfonds auch ihren db-Studienkredit zählt. Auch die Umweltschutzanstrengungen im eigenen Haus werden anschaulich demonstriert und die Greentowers der Bank in Frankfurt als "umweltfreundlichste Hochhäuser der Welt" präsentiert.

Internationale Nachhaltigkeits-Research-Agenturen stufen die Geschäftspolitik von Deutschlands Großbank jedoch kaum als durchgängig nachhaltig ein. Im Gegenteil. "Urgewald", ein Netzwerk aus verschiedenen Umweltschutzorganisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), hat kürzlich sogar ein 22-seitiges Dossier über "unverantwortliche Geschäftspraktiken" der Deutschen Bank zusammengestellt. Unter dem Schlagwort "Leistung, die Leiden schafft" listet sie zahlreiche Beispiele für Investments und Finanzierungen auf, bei denen die Bank in Kriege, Vertreibungen, Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen verstrickt sein soll - das wäre das genaue Gegenteil der versprochenen nachhaltigen Geschäftspolitik. "Kein anderes deutsches Bankhaus hat seit Beginn der 90er-Jahre so viele ökologische und soziale Nachhaltigkeitserklärungen unterzeichnet wie die Deutsche Bank. "Alles nur Imagepolitur", findet Urgewald.

Ein Blick hinter die Fassaden ist wichtig

Auch die Hypo-Vereinsbank, die Commerzbank und die DZ-Bank präsentieren sich neuerdings als "nachhaltige Institute". Die DZ-Bank hat sogar eine eigene Website eingerichtet, auf der sie ihre nachhaltigen Aktivitäten preist. Bei vielen konventionellen Produkten ging die DZ-Bank aber nicht gerade "verantwortungsvoll" mit ihren Kunden um, wie die zahlreichen Anlegerklagen zu den hochspekulativen Cobold-Anleihen zeigen, mit denen sich Verbraucher ebenso wie mit Lehman Brothers Zertifikaten schon während der Finanzkrise die Finger verbrannten.

Die Beispiele zeigen: Wer sein Geld nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien arbeiten lassen will, sollte sich niemals allein auf wohlklingende Werbung verlassen. Denn oft ist nur die Fassade grün. Der Blick hinter die Kulissen ist nicht immer einfach. Doch wer wissen will, mit welcher Bank er es wirklich zu tun hat, nutzt die unabhängige Website www.banksecrets.eu. Sie veröffentlicht, wenn ein Institut zum Beispiel mit schmutzigen Praktiken aufgefallen ist. Noch pfiffiger ist die ebenfalls unabhängige Website www.banktrack.org. Hier finden Interessierte nicht nur Details zur offiziellen, nachhaltigen Geschäftspolitik von Großbanken aus aller Welt und detaillierte Angaben zu den tatsächlich unternommenen Umweltschutzanstrengungen der Geldhäuser. Gleichzeitig deckt Banktrack auch etwaige schmutzige Geschäfte im Verborgenen der Institute auf.

Einen kritischen Blick sollten sich Anleger allerdings auch bei grünen Nischenbanken bewahren. Denn nicht bei allen Instituten sind die angelegten Gelder im gleichen Maße geschützt. Außerdem haben auch die grünen Institute durchaus unterschiedliche Anlageschwerpunkte, die sie je nach Grad der Transparenz mal mehr, mal weniger offenlegen. Es lohnt sich also ein genauer Vergleich.

Grüne Banken sind oft nicht transparent

Die Bochumer GLS-Bank, eine der ältesten nachhaltigen Banken in Deutschland, legt ihr Geschäftsgebaren so detailliert wie kein anderes Institut offen. Nach dem Motto: "Wir lassen uns gern in die Karten schauen", werden nicht nur die Anlagekriterien, sondern auch alle Eigenanlagen der Bank auf der Homepage beschrieben und veröffentlicht - eine Ausnahme in der sonst penibel auf Diskretion bedachten Bankenwelt. Anleger können zudem frei entscheiden, in welchen Bereichen ihr Geld bevorzugt investiert werden soll, etwa in Bio-Höfe, alternative Wohnprojekte, freie Schulen, Behinderteneinrichtungen oder Solarfirmen.

Ansonsten ist die 1974 gegründete GLS-Bank eine ganz normale Genossenschaftsbank. Die angelegten Spargelder sind wie das ganze Institut durch die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken geschützt. Als Vollbank bietet das Institut neben allen Standardprodukten zur Geldanlage auch ein Girokonto an.

Die Anlagekonditionen sind nicht üppig, liegen aber im Marktdurchschnitt. Das Tagesgeldkonto gibt es ab 10.000 Euro, der Zinssatz liegt bei 1,00 Prozent.

Einen Tick bessere Konditionen bietet die Umweltbank. Hier gibt es das Tagesgeldkonto schon ab 500 Euro zu 1,25 Prozent Zinsen. Allerdings ist die Umweltbank eine klassische Zweitbank: Ein Girokonto offerieren die Nürnberger nicht. Der besseren Rendite steht zudem ein höheres Anlagerisiko gegenüber - zumindest bei größeren Anlagebeträgen: Die Umweltbank unterliegt nur der gesetzlichen Einlagensicherung. Im Ernstfall sind daher nur Einlagen bis 50.000 Euro, ab 2011 bis 100.000 Euro abgesichert.

Dass sie trotzdem regen Zulauf hat, liegt an der spezialisierten Geschäftspolitik. Als grüne Förderbank finanziert sie mit den Einlagen der Kunden nur ökologische Projekte. Für die private Baufinanzierung hat sie sogar ein ausgefeiltes System entwickelt: Je ökologischer das Bauvorhaben ist, umso günstiger gibt es den Kredit. Ihr gesamtes Kreditportefeuille sowie die Eigenanlagen legen die Nürnberger Banker allerdings nicht im Detail offen. Sie informieren jedoch dezidiert über alle Anlagekriterien. Außerdem gibt die Bank eine ökologische Produktgarantie, die vom Umweltbeirat kontrolliert wird. Über sämtliche Umweltaktivitäten und die CO2-Einsparung von allen finanzierten Projekten informiert jährlich ein ausführlicher Umweltbericht.

Starkes Wachstum, wenn auch mit 28 Prozent auf etwas niedrigerem Niveau, verzeichnet ebenso die Ethikbank, die drittjüngste und mit Abstand kleinste unter den "grünen" Banken (Bilanzsumme Ende 2009: 91 Mio. Euro). Die 2002 als Tochter der Volksbank Eisenberg in Thüringen gegründete Direktbank bietet ihre Produkte, Girokonto, Sparanlagen, Wertpapiere, Altersvorsorge, Kredite (nur für Privatkunden) sowie eine Mikrofinanzanleihe aber in ganz Deutschland und Österreich an. Die ihr zufließenden Mittel investiert die Ethikbank ausschließlich in sozial und ökologisch korrekte Projekte und Wertpapiere. Bislang werden aber nur die Anlagekriterien und das Portfolio der Eigenanlagen im Detail auf der Website des Instituts im Internet veröffentlicht. Bei den Öko-Krediten verrät die Bank nur die Gesamtsummen je Verwendungszweck.

Auf Zinsen wollen nur wenige verzichten

Wie streng die Anlagekriterien bei den Firmenkunden der Bank angelegt werden, bleibt etwas nebulös. Nach Angaben von Silke Schröder, Vorstandsmitglied der Bank, wird lediglich nach Branchen gefiltert, ob ein Betrieb ein Konto eröffnen darf oder nicht. Bei der Ethikbank können Kunden zwar nicht im Detail bestimmen, wo ihr Geld arbeiten soll. Sie können aber - übrigens ebenso wie bei der GLS- Bank - freiwillig auf einen Teil der Zinsen zugunsten von Förderprojekten verzichten. Hier überwacht ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Einhaltung des Verwendungszwecks. Die Zinsen der Ethikbank liegen im unteren Marktdurchschnitt, für das Tagesgeldkonto ohne Mindestanlage werden bis zu einem Anlagebetrag von 5.000 Euro zum Beispiel 0,75 Prozent Zinsen gezahlt. Nur für Neukunden gibt es 1,75 Prozent. Die Einlagen sind bei der Volksbanktochter zu 100 Prozent geschützt.

Zinsverzicht zugunsten von sozialen, caritativen oder anderen nachhaltigen Projekten hat auch bei den Kirchenbanken Tradition. Denn christliche Banken engagieren sich traditionell stark im sozial-caritativen Bereich. Zudem streben Kirchenbanken - wie die meisten Alternativbanken - keine Gewinnmaximierung, sondern allenfalls Gewinnoptimierung an. Auch das ist kein Selbstzweck. Damit werden diakonische Einrichtungen und soziale Projekte finanziert.

Gezieltes Projektsparen bieten derzeit aber nur drei der sieben Kirchenbanken an. "Wir haben 2005 umfangreiche Kundenbefragungen durchführen lassen. Sie zeigten, dass Kunden zwar Wert auf Nachhaltigkeit legen, das darf aber nicht zulasten der Rendite gehen", sagt KD-Bank-Chef Ekkehard Thielser. Ganz auf Zinsen verzichten wollen daher immer weniger Anleger. Sie sind aber durchaus bereit, als Preis für das gute Gewissen von der Jagd nach überdurchschnittlichen Renditen Abstand zu nehmen.

Auch Mikrokredite von Kirchenbanken

Armutsbekämpfung ist traditionell ein weiterer Anlageschwerpunkt bei den Kirchenbanken. Die meisten Institute engagieren sich auch im Mikrofinanzbereich - vorwiegend in Entwicklungsländern. Die Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit, die allerdings nicht zu den Banken zählt, ist bereits seit 35 Jahren auf diesem Sektor aktiv. Sie vermittelt die Anlagegelder ihrer Mitglieder weltweit als faire Kredite an Mikrofinanzorganisationen, Genossenschaften und Fairtradeorganisationen, um die wirtschaftliche Eigenständigkeit benachteiligter Menschen zu fördern. Per Ende 2009 lag das Kreditvolumen insgesamt bei 394 Mio. Euro, vergeben über 790 Partner in 32 Länderbüros. Zugleich beweist Oikocredit, dass Mikrofinanzanlagen - anders als viele vermuten - kein hochriskantes Geschäft sind: Der Wert der Anteile, die die niederländische Genossenschaft seit 1975 an mittlerweile 36.000 Investoren, darunter 17.000 Deutsche, ausgegeben hat, ist noch nie gesunken. Seit zehn Jahren erhalten die Anleger zudem regelmäßig zwei Prozent Dividende pro Jahr.

Strenge Kriterien für die Anlageauswahl

Geldanlagen und Kreditnehmer wählen die Banken im Dienste der Kirche aber nicht nur nach christlicher Ethik aus. Alle Investitionen werden mithilfe eines strengen Nachhaltigkeitsfilters bewertet, der auf Basis des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens entwickelt wurde, der wiederum als umfassend und vorbildlich zur Bewertung ökologischer, sozialer und ethischer Auswirkungen gilt. Angewandt wird meist ein Best-in-Class-Auswahlverfahren, kombiniert mit Ausschlusskriterien. Die definiert aber jedes christliche Haus anders. Denn vor allem ethische Kriterien haben oft etwas Subjektives. "Nehmen Sie nur den Bereich Alkohol. Viele Kunden wollen hier grundsätzlich nicht investieren. Ein Kloster mit angeschlossener Brauerei sieht das seit Jahrhunderten aber vielleicht etwas anders", schildert BiB-Manager Sommer das Problem. Im Zweifel sollten Anleger daher immer prüfen, welche Anlagepolitik und -kriterien auch ihren persönlichen Vorstellungen entsprechen. Auch mit der Transparenz und den Möglichkeiten zur Überprüfung der Anlagepolitik hält es jede Kirchenbank anders.

Manche Institute scheuen sogar ganz die Öffentlichkeit. Die katholische Pax-Bank in Köln und die Liga-Bank in Regensburg wollten uns keine Daten liefern. Begründung: Sie seien nur für hauptberuflich im Kirchenbereich tätige Privatkunden geöffnet. Daher mangele es an öffentlichem Interesse. Doch vielleicht hat die Scheu auch einen anderen Grund: Die beiden christlichen Institute mussten sich im vergangenen Jahr vorhalten lassen, es mit der Anlagemoral nicht ganz so genau zu nehmen. In ihren drei Label-Fonds, die sie über Union-Investment aufgelegt hatten, waren Aktien von zwei Tabak-, einem Rüstungsunternehmen sowie einem Hersteller von Antibabypillen zu finden - ein klarer Verstoß gegen die eigenen Anlageziele und zugleich ein Indiz, wie wichtig Transparenz für Anleger ist.

Die wie die GLS-Bank anthroposophisch inspirierte Triodos-Bank hat mit so viel Transparenz keine Probleme. Das niederländische Institut, mit Niederlassungen in Belgien, Großbritannien und Spanien - und seit Dezember 2009 auch in Deutschland - gehört zu den Pionieren im nachhaltigen Banking und fördert bereits seit 30 Jahren grünes Unternehmertum aller Art. Transparenz gehört dabei zum Geschäft. Alle Kredite werden im Internet veröffentlicht. Erst im vergangenen Jahr wurde das Bankhaus, das sich mit 200.000 Kunden als Europas größte Nachhaltigkeitsbank bezeichnet, von der Financial Times unter 165 Instituten aus 42 Ländern zur "Sustainable Bank of the Year" gewählt.

Als Direktbank will Triodos von Frankfurt aus nun den Sparkassen und Volksbanken in Deutschland Marktanteile streitig machen. Bislang können Privatkunden bei der Bank, die der niederländischen Einlagensicherung angehört, nur ein Tagesgeldkonto und einen Sparplan abschließen. Noch im laufenden Jahr soll eine Kreditkarte, 2011 Investmentfonds dazukommen. Die Alternativbank macht sich aber nicht nur für konsequent soziale und ökologische Geldanlagen stark. Zusammen mit elf der weltweit führenden nachhaltigen Banken, darunter auch die GLS-Bank und die Alternative-Bank in der Schweiz, hat Triodos das neue internationale Bündnis "Global Alliance of Banking on Values" gegründet, das Alternativen zu den krisengeschüttelten Finanzmärkten der Gegenwart entwickeln will.

Die Noa-Bank - zu gut, um wahr zu sein

Bankgründer Francios Jozic gefiel sich in der Rolle des Angreifers. Er wolle den etablierten Banken mit einer anderen, transparenteren Bank Konkurrenz machen, verkündete er stolz bei Eröffnung der Noa-Bank im November 2009. Zugleich versprach er, bei ihm könnten Anleger mitentscheiden, was mit ihrem Geld geschieht. Mit diesem hehren Versprechen und überdurchschnittlich hohen Zinsen avancierte die Direktbank schnell zu den Topanbietern im Tagesgeldbereich. Doch keine zehn Monate nach der Eröffnung ist die "andere Bank" schon wieder pleite. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellte am 25. August 2010 den Entschädigungsfall fest. Das bedeutet: Die Bank ist nicht mehr in der Lage, sämtliche Einlagen seiner Kunden zurückzuzahlen. Betroffen sind schätzungsweise 15.000 Anleger, die zuletzt noch insgesamt 172 Mio. Euro dort angelegt hatten. Ihre Einlagen sind aber nur bis zum Höchstbetrag von 50.000 Euro geschützt. Denn die Noa-Bank war nur Mitglied der gesetzlichen Einlagensicherung.

Überraschend kommt die Schließung nicht. Während die Noa-Bank noch im Mai in Wirtschafts- und Finanzmagazinen als Spitzenreiter bei den Tagesgeldkonten rangierte, hatte ÖKO-TEST schon Ende Februar den Verdacht geäußert, dass "die andere Bank" in erster Linie als Refinanzierungsquelle für das Factoringgeschäft von Bankgründer Jozic dienen sollte. Dessen Vorläuferfirma, die Quorum AG, wurde seinerzeit in die Noa-Bank integriert. "Dass", so warnten wir damals, "passt weder zum vermarkteten Image des ,social bankings', noch ist es ohne Risiko." Denn beim Factoring kauft die Bank den Firmen offene Forderungen ab, um diese dann später einzutreiben. Für die Vorfinanzierung ist viel Geld nötig. Ob das Geschäftsmodell hält, was es verspricht, erschien uns schon damals fragwürdig - die Insolvenz des Instituts bestätigt unsere kritische Sicht.

Fragen Sie Ihre Bank

Wer wissen will, ob seine Bank wirklich nachhaltig wirtschaftet, sollte ihr einfach ein paar Fragen stellen:

  • Was tun Sie für den Umweltschutz?
  • Wie sieht die nachhaltige Geschäftspolitik Ihres Hauses aus, welche Kriterien wenden Sie an?
  • In welchen Projekten und Ländern arbeitet mein Geld?
  • Welche ethischen, ökologischen oder sozialen Produkte bieten Sie für die Geldanlage, die Altersvorsorge etc. an?
  • Wie gehen Sie mit sozial Schwachen um. Gibt es ein Girokonto auf Guthabenbasis für Arbeitslose oder Kunden mit schlechter Bonität und geringem Einkommen? Bieten Sie Ihren Kreditkunden Hilfe bei Zahlungsproblemen an?

Wenn die Bank nicht antwortet, sollten Sie nachhaken oder notfalls das Institut wechseln. Das gilt auch, wenn die Antworten unbefriedigend ausfallen. Mittlerweile gibt es eine breite Palette von Alternativbanken, unter denen Sie wählen können.

Bankenalternativen

Wer nicht mit der gesamten Bankverbindung zu einem nachhaltigen Geldinstitut wechseln will, dem stehen weitere Geldanlagemöglichkeiten offen. Die Paritätische Geldberatung eG in Nordrhein-Westfalen vermittelt Anlegern zum Beispiel mündelsichere Sparanlagen oder ein Mietkautionsbuch. Die Konten werden bei der Bank für Sozialwirtschaft geführt, die sonst nur institutionellen Kunden offensteht. Diese ist Mitglied in der Sicherungseinrichtung der Volks- und Raiffeisenbanken. Das bedeutet: Kundeneinlagen sind zu 100 Prozent geschützt.

Die Paritätische Geldberatung ist Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und finanziert mit den Kundenanlagen soziale Einrichtungen und Projekte, die auf diese Weise günstige Kredite erhalten, oft auch Mikrokredite. Das Einlagengeschäft wird online oder per Telefon abgewickelt werden - und das Geld arbeitet zu marktüblichen, aber bescheidenen Zinsen für einen guten Zweck.

Scharia-konforme Banken

Im Frühjahr 2010 hat auch die erste islamische Bank in Deutschland ihre Pforten eröffnet. Die Kuveyt Türk Bank aus Istanbul bietet in ihrer Zweigstelle in Mannheim ausschließlich Anlagen an, die die Vorschriften des islamischen Religionsgesetzes befolgen. Zu deren Grundsätzen gehört neben dem Zinsverbot auch, dass das Geld nicht in abstrakte Finanzgeschäfte, sondern konkret in Unternehmen gesteckt werden soll. Zudem sind Negativkriterien zu beachten: Alkohol, Schweinefleisch, Rüstung, Pornografie und Glücksspiel sind tabu. Damit verfolgen islamische Banken auch ein alternatives Geschäftsmodell. Sie arbeiten aber nicht nur nach religiösen Grundsätzen, sie wollen durchaus Gewinne machen. So gibt es korankonforme Techniken, die westliche Darlehen ersetzen: Wer zum Beispiel ein Haus oder Auto erwerben will und das Geld nicht bar zur Verfügung hat, geht zur Bank. Die zahlt dem Verkäufer den gewünschten Kaufpreis und verkauft es zu einem erhöhten Preis, der in Raten abgestottert werden kann, an den Bankkunden weiter.