Hohe Zinsen, hohe Sicherheit - was will man mehr für sein Geld", mit diesen Worten rührt die Europa-Versicherung eifrig die Werbetrommel für Kapitallebensversicherungen. Auch die Kölner Rating Agentur Assekurata kommt in ihrer diesjährigen Studie zur Überschussbeteiligung zu dem Ergebnis, dass Lebensversicherungen ein "attraktives Renditeniveau im Vergleich mit Altersprodukten mit ähnlichem Risikoprofil" bieten.
Die Verbraucher sehen das offenbar ganz anders aus. Das belegt die zunehmende Zahl an Vertragsabbrüchen, die 2012 zum dritten Mal in Folge angestiegen ist und mit einem Volumen von stornierten Verträgen im Wert von 14,43 Milliarden Euro einen bislang nie gekannten Höchststand erreicht. Insgesamt werden mehr als zwei Drittel aller langlaufenden Verträge vorzeitig gekündigt.
ÖKO-TEST wollte genau wissen, ob das Eigenlob der Branche zutrifft oder ob die Klagen der Kunden berechtigt sind. Um das herauszufinden hat ÖKO-TEST 83 reale abgelaufene Verträge von 39 Versicherern unter die Lupe genommen. Insgesamt handelt es sich um 76 Kapitallebensversicherungen und sieben Rentenversicherungen, darunter drei fondsgebundene Verträge, die zwischen 1963 und 2001 abgeschlossen wurden und Laufzeiten zwischen 12 und 45 Jahren haben. Die Stichprobe, die auf anonymisierten Beratungsfällen der Verbraucherzentrale Hamburg beruht, ist zweifelsohne nicht repräsentativ. Dennoch vermittelt sie einen guten Eindruck von den realen Renditen abgelaufener Policen. Denn alle Verträge wurden von den Verbrauchern durchgehalten und bis zum Schluss ohne Zahlpausen oder Beitragsfreistellungen bedient. Abgebrochene Policen, bei denen Stornokosten und dergleichen die Ablaufleistung belasten, sind unter den ausgewerteten Verträgen ebenfalls nicht enthalten.
Das Testergebnis
Als Altersvorsorge nicht geeignet. Die Zahlen belegen, was Kritiker schon immer argwöhnten: Als Sparvertrag für die Altersvorsorge taugen Kapitallebensversicherungen absolut nicht. Im Schnitt brachten die Policen lediglich zwischen 3,10 bis 4,49 Prozent Rendite pro Jahr - je nach Laufzeit des Vertrags. Selbst mit 100-prozentig sicheren Bundesanleihen, die am Markt gekauft und bei der Finanzagentur des Bundes verwahrt worden wären, hätten die Kunden bei gleichem Beitrag und Laufzeit jedoch locker zwischen 4,33 bis 6,73 Prozent Rendite pro Jahr erzielt - und zwar nach Kosten. Kurz gesagt: Wer zur Lebensversicherung statt zum Sparplan mit Bundesanleihen griff, hat Jahr für Jahr auf 1,23 bis 2,35 Prozent Ertrag verzichtet. Dabei spielt es keine Rolle, wann die Police abgeschlossen wurde und wie lange sie lief. Ein gutes Geschäft waren die Verträge nie. Sogar Policen, die in einer früheren Hochzinsphase abgeschlossen oder noch in guten Zinszeiten fällig wurden, bleiben mit ihren Erträgen hinter den Vergleichssparplänen mit Bundesanleihen zurück. Denn der Blick über alle Laufzeiten und Abschlusstermine zeigt: Von den möglichen Ertragschancen am Markt...