18 Unfallversicherungen mit Beitragsrückgewähr im Test

Teurer Unsinn

ÖKO-TEST Januar 2016 | | Kategorie: Geld und Recht | 28.12.2015

18 Unfallversicherungen mit Beitragsrückgewähr im Test

Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr klingt nach Sicherheit zum Nulltarif. Doch die Versicherungen verschenken nichts, sondern nehmen viel, wie unser Test zeigt.

Mit dem flotten Spruch "Ihr Plus an Sorglosigkeit - Mehr Sicherheit mit der R+V-Kapital-Unfall-Police", preist die Raiffeisenbank Gotha ihr Angebot. Für die Axa aus Köln ist das Produkt "einfach genial" und der Kunde ist "schlau", weil er "clever und sinnvoll kombiniert". Bei der LVM aus Münster oder der Sparkasse Duisburg heißt es salopp "Unfallschutz mit Geld-zurück-Garantie". So etwas nennt Axel Kleinlein schlicht eine Täuschung. "Es gibt keine Versicherung zum Nulltarif", so der Chef des Bundes der Versicherten (BdV).

Die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr - kurz UBR-Police - hat seit Jahren einen schlechten Ruf. Der wurde noch schlechter, als Vermittler der Düsseldorfer Ergo-Versicherung ab 2009 Lebensversicherungen stornierten und die Kunden überredeten den gesamten Rückkaufswert in UBR-Policen zu investieren. Ein superschlechter Wechsel. Nachdem Vorwürfe bekannt wurden, hat Ergo 2011 insgesamt 5.000 betroffene Kunden angeschrieben und eine Rückabwicklung angeboten. Überraschenderweise wurde das Angebot gerade einmal von 47 Kunden oder 0,94 Prozent voll angenommen. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die UBR-Police von den meisten wohl nicht verstanden wurde.

Die UBR-Police ist eine Kombination aus Unfallversicherung und einem Sparvorgang. Ein kleiner Teil des Beitrages wird für den Versicherungsschutz verwendet, der größere Teil fließt in einen Spartopf. "Zunächst entsteht für Sie der Eindruck, als würden Sie Ihr Geld zurückbekommen. Die Bezeichnung "Beitragsrückgewähr" führt zur Vermutung, dass man seine Versicherungsprämie zurückbekommt. "Das ist allerdings falsch, Sie bekommen nicht die Prämie, sondern die zu viel gezahlte Prämie mit einer meist geringen Verzinsung zurück", sagt Versicherungsmakler Peter Föll, von der Ino24 AG aus Pleidelsheim.

Wir haben die UBR-Policen auf den Prüfstand gestellt. Die Angebote haben wir vorsichtshalber über den Versicherungsmakler Ino24 eingeholt. Denn bei einer direkten Anfrage hätten wir wohl mit vielen Absagen rechnen müssen. Insgesamt hat ÖKO-TEST 18 Tarife von sechs Anbietern mit laufender und mit einmaliger Zahlung untersucht. Angeboten werden diese Produkte immer noch von sehr großen Versicherern und über die Gruppe der öffentlichen Assekuranzen, wie die Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt oder die Versicherungskammern Bayern auch über die Sparkassen. Die R+V Versicherung aus Wiesbaden versorgt Raiffeisenbanken. Allein die LVM aus Münster war trotz mehrfacher Mahnungen von Ino24 nicht bereit, ein Angebot abzugeben. Wahrscheinlich lag das am Abfrager. Denn die LVM verkauft UBR-Policen über den eigenen Außendienst und arbeitet selten über Versicherungsmakler.

Im Test wurde ermittelt, mit welcher Verzinsung Kunden für ihr Sparkapital rechnen können. Dafür wurde modellhaft das Sparkapital nach Kosten für den Risikoschutz, also den Unfallschutz, ermittelt. Über das Analysehaus InnoSystems haben wir aus einem Marktvergle...

Testverfahren

Per "Mystery Shopping" haben wir über den Versicherungsmakler Peter Föll von der Ino24 AG aus Pleidelsheim Angebote zur Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr (UBR) eingeholt. Eine Kinderpolice wurde über die DeTe Assekuranz, Köln, dem Versicherungsmakler der Deutschen Telekom Gruppe, beantragt. Außerdem wurde ein real auslaufender Vertrag untersucht. Ziel war es festzustellen, welche Rendite die Kapitalanlage von UBR-Policen bringt. Dabei haben mit jeweils zwei Modellrechnungen den Gesamtbeitrag jeder UBR-Police um den Risikoanteil bereinigt. Wir sind dabei von der Annahme ausgegangen, dass Risikoschutz, also eine private Unfallversicherung, auch separat gekauft werden kann. Um einen fairen Risikoabzug zu gewährleisten, haben wir als Vergleichsmaßstab Unfallpolicen ausgewählt, die das Analysehaus Innosystems aus Innig am Ammersee mindestens mit "A" beurteilt hat und ihnen somit ein "gutes Leistungsvermögen" bescheinigt. Wir haben für jeden Vergleich jeweils zwei Angebote ermittelt. Einen "günstigen" Unfallschutz und ein "teures" Angebot. Da die Garantie und die prognostizierte Leistung der UBR-Angebote feststehen, führen höhere Risikokosten zu einer besseren Beitragsrendite. Der Kunde zahlt in unserer Rechnung weniger ein. Bei einem "günstigen" Unfallversicherungsangebot fällt somit die Rendite schlechter aus, weil der Kunde in diesem Modellfall einen höheren Anteil sparen kann. Beispiel: Kostet der Unfallschutz pro Jahr rund 92 Euro, beträgt die Beitragsrendite der Signal Iduna mit Überschüssen für den Tarif Optimal bei monatlicher Zahlung 1,46 Prozent. Ist der Unfallschutz günstig und kostet wie im Modellfall nur rund 52 Euro, liegt die Beitragsrendite nur bei 0,97 Prozent. Ermittelt hat die Beitragsrendite in allen Fällen der Sachverständige und Versicherungsmathematiker Peter Schramm aus Diethardt im Taunus. Während bei UBR-Verträgen mit monatlicher Zahlung die Risikoprämie einfach von der Einzahlung abgezogen werden konnte, musste für Policen mit Einmalzahlung der Bruttoeinmalbeitrag um den Barwert der künftigen jährlichen Risikobeiträge gemindert werden, um den Einmalsparbeitrag zu ermitteln. Dafür wurde der Bruttoeinmalbeitrag um den mit einem Diskontierungszinssatz von 2,75 Prozent berechneten Barwert der künftigen jährlichen Risikobeiträge vermindert.

Anforderungen an die Verträge: Erwachsener, geboren am 13.12.1970, Programmierer, keine gefährlichen Hobbys, Versicherungsbeginn 1.12.2015, Ablauf 1.12.2035, Vertragsdauer 20 Jahre, Police: Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr, monatliche Zahlung oder Einmalbeitrag. Kind: geboren am 18.9.2012, Vertragsdauer vom 1.12.2015 bis 1.12.2030, Police: Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr. Realer Vertrag: abgeschlossen am 30.1.2004; Laufzeit: 12 Jahre, Versicherungsschutz 7 Jahre, Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr, Einmalzahlung.

Ermittlung der Marktpreise: Für die Verträge Signal Iduna UBR Optimal und UBR Exklusiv, Versicherungskammer Bayern UBR Basis/Plus (Einmalzahlung/monatliche Zahlung), Axa UBR CAX1, Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt UBR Basis/Plus (Einmalzahlung/monatliche Zahlung) mit 100.000 Euro Invalidität ohne Progression wurden am Markt das Angebot der KAB GmbH KAB Premium mit Mehrleistung ab 90 % Invalidität, Invaliditätssumme 100.000 Euro ohne Progression mit einer Jahresprämie von 52,36 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der Konzept und Marketing Gruppe der Tarif U4 advanced 100.000 Euro Invalidität ohne Progression mit einer Jahresprämie von 92,02 Euro (teure Unfallversicherung); für den Vertrag R+V UBR Unfall comfort monatliche Beitragszahlung/Einmalzahlung 100.000 Euro Invalidität und 500 Prozent Progression wurden am Markt das Angebot der KAB GmbH KAB Premium Invaliditätssumme 100.000 Euro mit 500 Prozent Progression mit einer Jahresprämie von 85,68 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der Konzept und Marketing Gruppe der Tarif U4 advanced 100.000 Euro Invalidität mit 500 Prozent Progression mit einer Jahresprämie von 179,30 Euro (teure Unfallversicherung); für den Vertrag Axa UBR CAX1 monatliche Beitragszahlung/Einmalzahlung mit 100.000 Euro Invalidität und 350 Prozent Progression wurden am Markt das Angebot der KAB GmbH KAB Premium Invaliditätssumme 100.000 Euro mit 350 Prozent Progression mit einer Jahresprämie von 79,73 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der Konzept und Marketing Gruppe der Tarif U4 advanced 100.000 Euro Invalidität mit 350 Prozent Progression mit einer Jahresprämie von 165,02 Euro (teure Unfallversicherung); für den Vertrag Axa Kinder UBR JKX1 monatliche Zahlung 100.000 Euro Invalidität Mehrleistungsmodell ab 75 Prozent, Vollinvalidität 300.000 Euro wurden am Markt das Angebot GVO Versicherung VIT Invaliditätssumme 100.000 Euro mit 500 Prozent Progression, Vollinvalidität 500.000 Euro mit einer Jahresprämie von 49,98 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der Konzept und Marketing Gruppe der Tarif U4 advanced 100.000 Euro Invalidität mit 500 Prozent Progression, Vollinvalidität 500.000 Euro mit einer Jahresprämie von 120,58 Euro (teure Unfallversicherung); für den Vertrag Allianz UBR FlexiPlus monatliche Zahlung 100.000 Euro Invalidität Mehrleistungsmodell ab 35 Prozent doppelte Leistung; ab 70 Prozent fünffache Leistung, Vollinvalidität 500.000 Euro wurde am Markt das Angebot Janitos Basis Trend Invaliditätssumme 100.000 Euro mit 600 Prozent Progression, Vollinvalidität 600.000 Euro mit einer Jahresprämie von 105,91 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der KAB GmbH der Tarif Rundum Sorglos mit 100.000 Euro Invalidität und 600 Prozent Progression, Vollinvalidität 600.000 Euro mit einer Jahresprämie von 195,67 Euro (teure Unfallversicherung); für den Vertrag Allianz UBR Einmalbeitrag inkl. FlexiPhase Einmalzahlung 49.000 Euro Invalidität Mehrleistungsmodell ab 35 Prozent doppelte Leistung, ab 70 Prozent fünffache Leistung Vollinvalidität 245.000 Euro wurde am Markt das Angebot Janitos Basis Trend Invaliditätssumme 49.000 Euro mit 600 Prozent Progression, Vollinvalidität 294.000 Euro mit einer Jahresprämie von 51,90 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der KAB GmbH der Tarif Rundum Sorglos mit 49.000 Euro Invalidität und 600 Prozent Progression, Vollinvalidität 294.000 Euro mit einer Jahresprämie von 95,88 Euro (teure Unfallversicherung); für den "realen Vertrag Rentner 70 Jahre" der Allianz Einmalzahlung 14.000 Euro Vollinvalidität, Leistung ab 20 Prozent Invalidität, Mehrleistung ab 70 Prozent Unfallrente wurden am Markt das Angebot VHV Klassik-Garant Invaliditätssumme 16.000 Euro ohne Progression, Vollinvalidität 16.000 Euro mit einer Jahresprämie von 35,70 Euro herangezogen (günstige Unfallversicherung) sowie von der GVO Versicherung VIT ML90 mit 16.000 Euro Invalidität ohne Progression, Vollinvalidität 16.0000 Euro mit einer Jahresprämie von 47,60 Euro (teure Unfallversicherung).