Jahr für Jahr investieren Banken und Investmenthäuser Milliardenbeträge in Personal und Analysen, um mit ihren Fonds oder gemanagten Depots bessere Ergebnisse als der Marktdurchschnitt (Index) zu erzielen - bekanntlich mit begrenztem Erfolg. Unter Wissenschaftlern gilt es längst als gesicherte Erkenntnis, dass auch der beste Fondsmanager den Markt nicht dauerhaft übertreffen kann. "Das schaffen allerhöchstens ein bis zwei Prozent der Fondsmanager, wie unsere Studien wiederholt gezeigt haben", sagt Alexander Kempf, Professor für Betriebswirtschafts- und Finanzierungslehre und Leiter des Center for Financial Research an der Universität zu Köln. Mehr noch: Selbst in kritischen Börsenzeiten wie der aktuellen Finanzkrise oder dem Crash nach dem 11. September 2001 schaffen es viele aktiv gemanagte Fonds nicht, die Kursstürze an den Börsen für die Anleger wenigstens abzufedern.
Kein Wunder daher, dass ausgerechnet in der Finanzmarktkrise eine Fondsvariante hohe Mittelzuflüsse erzielt, die hierzulande bislang eher ein Schattendasein führte: börsennotierte Indexfonds. Bei diesen "Exchange Traded Funds" oder kurz "ETF" unternimmt das Management gar nicht erst den - ohnehin selten erfolgreichen - Versuch, durch gezielte Auswahl besonders aussichtsreicher Aktien eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Stattdessen wird das Fondsvermögen von vornherein in einem Wertpapierportfolio angelegt, das in seiner Zusammensetzung dem Aktienkorb eines führenden Börsenindex oder einem Geldmarkt- bzw. Rentenindex entspricht.
2008 ist das Marktvolumen der ETFs nach Angaben des Finanzdatenanbieters Bloomberg um stolze 17 Milliarden Euro auf 81 Milliarden Euro kräftig gestiegen. Und das obwohl die zugrunde liegenden Börsenbarometer teilweise zweistellige Wertverluste hinnehmen mussten. Der Grund ist simpel: ETFs sind nicht nur einfach, transparent und kostengünstig. Die börsennotierten Papiere sind auch liquide und ausfallsicher. Das Geld der Anleger ist hier als Sondervermögen geschützt und kann auch bei einem etwaigen Konkurs des Anbieters nicht verloren gehen.
ÖKO-TEST hat 56 ETFs getestet, darunter acht Renten- und Geldmarktfonds sowie 34 ETFs auf große, marktbreite Aktienindizes.
Daneben wurde acht Strategie-ETFs und sechs Öko-ETFs geprüft, die die Wertentwicklung von Nachhaltigkeitsindizes widerspiegeln.
Das Testergebnis
Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds sind alle untersuchten ETFs ausgesprochen kostengünstig. Doch in jeder Anlagegruppe gibt es sichtbare Kostenunterschiede - und die wirken sich auf das Anlageergebnis aus.
Bei den Renten- und Geldmarkt-ETFs machen die fondsinternen Verwaltungskosten (TER) im Schnitt lediglich 0,1 bis 0,2 Prozent vom Fondsvermögen aus. Verglichen mit aktiv gemanagten Rentenfonds, bei denen zwischen 0,6 bis 1,24 Prozent TER fällig werden, ist das supergünstig. Das heißt: Aktiv gemanagte Rentenfonds sind sechs bis zehn Mal so teuer, bringen aber keinesfalls besseren Ertrag. Auf Jahressicht war mit den Renten-ETFs eine Rendite von 6,5 bis 8,3 Prozent zu erzielen. Das Gros der aktiv gemanagten Euro- Rentenfonds schaffte gerade mal 2,2 Prozent Plus.
Noch deutlicher sind die Kostenvorteile im Aktienbereich. Bei Aktien-ETFs machen die Verwaltungskosten im Schnitt höchstens ein Zehntel der Kosten aus, die bei aktiv gemanagten Aktienfonds fällig werden (1,45 bis 1,9 Prozent TER, vereinzelt sogar über zwei Prozent).
Gute Aktien-ETFs auf marktbreite deutsche oder europäische Indizes kommen im Schnitt mit einer TER von 0,1 bis 0,3 Prozent aus. Manche ETF-Anbieter langen jedoch deutlich tiefer in die Anlegertaschen. Der iShares ETF auf den Stoxx 50 (DE) kostet mit 0,52 Prozent TER zum Beispiel fast doppelt so viel. Auch die USB lässt sich die Indexnachbildung bei ihrem ETF auf den britischen FTSE 100-Index mit 0,56 Prozent TER teuer bezahlen. Wer sein Geld nach ökologischen Kriterien anlegen will, muss sogar bis zu 0,65 Prozent TER einkalkulieren.
Einige Anbieter gleichen hohe Verwaltungskosten durch Zusatzeinnahmen aus. Das gilt zum Beispiel für ETFlab und UBS. Beide Fondsgesellschaften leihen die Aktien aus ihren ETF einfach für eine Weile aus, zum Beispiel an Banken und Hedgefonds. Mit den Erträgen aus der Wertpapierleihe lassen sich negative Indexabweichungen dann teilweise kompensieren.
Das Risiko dabei ist für den ETF vergleichsweise gering. Der Entleiher muss für die entliehenen Aktien Sicherheiten hinterlegen, zum Beispiel Staatsanleihen. Die sind mittlerweile oft wertvoller als die entliehenen Dividendentitel selbst. Außerdem darf kein ETF-Fonds für längere Zeit mehr als zehn Prozent seines Vermögens an einen einzelnen Geschäftspartner verleihen. Das schreibt das Investmentgesetz vor.
Die Börsenkosten von ETFs fallen dagegen kaum ins Gewicht. Für ETFs, die liquide Märkte abbilden, beträgt der Spread im Schnitt zwischen 0,1 bis 0,3 Prozent. Das ist nur ein Bruchteil der üblichen fünf Prozent Ausgabeaufschlag, den Banken beim Kauf aktiv gemanagter Fonds verlangen.
Bei umsatzstarken ETFs schrumpft der Spread sogar weiter. Beim db-x-tracker auf den EONIA Geldmarktindex, dem mit durchschnittlich 882 Mio. Euro Monatsumsatz derzeit beliebtesten Geldmarktfonds, macht er nur 0,01 Prozent aus.
Ähnlich gering ist er bei den Euro-Stoxx-50-ETFs von iShares und db x-tracker. Beide Anbieter haben zudem in jedem Marktsegment ein oder zwei umsatzstarke und kostengünstige Indextracker im Angebot.
Neben der Liquidität und den Kosten entscheidet die Art der Indexnachbildung und die Berechnungsmethodik über die Qualität des Fonds. Weil die Erträge bei ETFs auf einen Kursindex bis zum Ausschüttungstermin das Barvermögen des Fonds erhöhen, weicht der ETF bis dahin vom Index ab. Dieser sogenannte "Cash drag" kann dem ETF in schlechten Börsenzeiten einen positiven "Tracking Error" bescheren, in guten Zeiten bleiben Fonds mit hohem Cash drag jedoch hinter dem Index zurück.
Manche Fondsgesellschaften, wie db x-tracker, comStage und Lyxor machen gar nicht erst den Versuch, den Index über die darin enthaltenen Wertpapiere für teure Kosten eins zu eins nachzubilden. Stattdessen bauen sie den Index über Swapgeschäfte aus der Retorte nach. Das ist kostengünstiger und hat den Vorteil, dass die Wertentwicklung des Index vom ETF wirklich ganz
exakt nachmodelliert werden kann. Für die Anleger wird zugleich die Steuerbelastung minimiert. Denn die Erträge aus Swapgeschäften müssen nicht jährlich, sondern erst beim Verkauf des Fonds versteuert werden. Das verschafft Anlegern einen Zinseszinseffekt und eine etwas höhere Nachsteuerrendite.
Umgekehrt bergen Swap-ETFs jedoch ein Emittentenrisiko (siehe Kompaktspalte). Denn wenn der Swappartner pleitegeht, ist der versprochene Ausgleichbetrag dahin. In der Praxis ist das Ausfallrisiko jedoch eng begrenzt.
Ärgerlicher ist es, dass der Anleger bei Swap-ETFs selten erfährt, in welche Papiere er investiert. Denn die tatsächliche Zusammensetzung des Fondsvermögens verrät oft nur der Halbjahres- oder Geschäftsbericht. Dann ist das Erstaunen oft groß: So waren die ETFs von db x-tracker auf den DAX und die Euro Stoxx 50 zumindest bis Juni 2008 fast ausschließlich in japanischen Aktien investiert. Für den Ausgleich zum Index hatte der Swappartner, die Deutsche Bank, zu sorgen.
Doch egal, ob Swap- oder herkömmlicher ETF: Nur eine kleine Handvoll der Fonds ist bei der Indexabbildung auch über einen längeren Zeitraum wirklich top und erwirtschaftet annähernd den Indexertrag. Alle anderen weichen geringfügig von der Indexperformance ab.
Unterm Strich schafften es aber immerhin acht ETFs aufs Siegertreppchen: Auf Platz eins rangieren die beiden iShares ETFs auf den DAX und auf den Dow Jones EURO STOXX 50 (DE) - dicht gefolgt von den db x-trackern auf diese Indizes auf Rang 2. Auch der Lyxor ETF auf den EURO STOXX 50 ist Spitze, rangiert infolge der mäßigen Liquidität aber nur auf Platz zwei.
Topfonds - Floprendite
Indexfonds erheben gar nicht erst den Anspruch, den Markt, in den sie investieren, zu schlagen. Sie bilden nur den jeweiligen Index nach. Auch der Test von Indexfonds verrät daher nur, wie kostengünstig ETFs sind und wie verlässlich sie den jeweiligen Index nachbilden. Ob Anleger mit den ETFs in der Vergangenheit auch gute Erträge erzielen konnten, hängt dagegen nicht vom der Qualität des jeweiligen Fonds, sondern von der Marktentwicklung ab. Im Moment spiegelt die Performance der Aktien-ETFs das ungeschminkte Ausmaß der aktuellen Finanzmarktkrise wider: Alle weltweiten Aktienindizes haben in den vergangenen ein bis zwei Jahren 40 bis 50 Prozent ihres Wertes verloren. Deshalb weisen selbst Top-ETFs, wie der iShares DJ EuroStoxx 50 (DE), im Zweijahreszeitraum einen Verlust von minus 47,84 Prozent auf. Die Anleihemärkte haben infolge sinkender Zinsen dagegen im gleichen Zeitraum Kursgewinne erzielt. Doch obwohl die ETFs auf Staatsanleihen im Zweijahreszeitraum ein Plus von 12,4 bis 14,8 Prozent aufweisen, schneiden die Renten-ETFs im Test bestenfalls durchschnittlich ab. Diese auf den ersten Blick verkehrte Welt liegt schlicht daran, dass die Indextracker bei Anleihen mit dem Tempo der Marktentwicklung nicht ganz Schritt halten konnten. Sie hinken der Performance von Rentenindizes derzeit hinterher. Bleibt als Trost für Anleger, dass sich dieses Bild schon bald umdrehen könnte: Die Aktienmärkte dürften ihre schwärzesten Tage mittlerweile bereits gesehen haben. Wer hier im Laufe des Jahres einsteigt, ist vermutlich bald wieder mit Kursgewinnen dabei.
Richtig anlegen mit ETFs
Anleger, die sich für Indexfonds entscheiden, stehen zunächst vor der Frage, auf welchen Markt sie setzen. Denn der kostengünstigste und beste ETF nutzt nichts, wenn der Markt, in den er investiert, keine Rendite erzielt. Das A und O für eine erfolgreiche Indexanlage ist daher die richtige Asset-Allokation, also die Zusammenstellung verschiedener Anlagemärkte. Erst im zweiten Schritt kommt es dann auf die Wahl des besten ETFs für die jeweilige Anlageklasse oder -region an.
Wer sein Geld längerfristig liegen lassen will, fährt am besten mit einem breit gestreuten Depot, in dem neben Anleihen aus dem Euroraum deutsche und europäische Aktien sowie vielleicht ein paar internationale Märkte vertreten sind. Ein solches Depot muss allenfalls einmal im Jahr nachjustiert werden, meint Professor Martin Weber von der Universität Mannheim, der die kostengünstige Indexanlage bereits seit Jahren propagiert.
Bei Beimischung von ETFs auf internationale Indizes ist aber auch das Währungsrisiko zu beachten. Denn der Indexstand wird immer zunächst in lokaler Währung ermittelt und dann in Euo umgerechnet.
Im Einkauf liegt der Gewinn
Für Privatanleger ist es zudem wichtig, den Anlagebetrag nicht auf zu viele kleine Positionen aufzuteilen. Sonst zehren die Bankgebühren den Kostenvorteil der ETF wieder auf. Denn die meisten Kreditinstitute verlangen für den Kauf der Indexfonds über die Börse Mindestspesen, so dass sich Investments erst ab 1000 bis 5000 Euro pro Fonds lohnen.
Kostengünstiger sind Direktbanken, die oft auch Sparpläne für ETFs anbieten. Doch auch hier gilt: Auf die Bankgebühren achten. Hohe Mindestspesen und teure Depotgebühren zehren den Kostenvorteil der ETFs bei kleinen Anlagesummen schnell wieder auf.
Swap-ETFs
Weil die Abbildung marktbreiter Börsenindizes aufwendig und teuer ist, bauen immer mehr Fondsgesellschaften den Index indirekt über sogenannte Swapgeschäfte nach. Dabei stellen sie einen x-beliebigen Aktienkorb zusammen, der dem Index keinesfalls entsprechen muss. Allerdings achten sie darauf, ausschließlich sehr liquide Titel im Depot zu haben. Dieser Aktienkorb wird dann an ein Tauschgeschäft (Swapgeschäft) gekoppelt, das der Fonds mit einer Bank oder einem anderen Finanzdienstleister abschließt. Die Vereinbarung: Der Tauschpartner muss stets dafür sorgen, dass die Wertentwicklung des ETFs auch der Indexentwicklung entspricht. Anders als der ETF besitzt er daher tatsächlich die im Index vorhandenen Aktien. Entwickelt sich nun der Aktienkorb des ETF schlechter als der Index, muss der Swappartner die Differenz in bar ausgleichen. Umgekehrt steht ihm eine eventuelle Outperformance zu, falls sich der tatsächliche Aktienkorb des ETFs besser als der Index entwickelt.
Eine solche Swapkonstruktion macht es einfacher, den Index wirklich exakt nachzubilden, und reduziert gleichzeitig die Transaktionskosten des Fonds. Denn der Aktienkorb muss nur dann neu zusammengestellt werden, wenn die Performance sehr stark von dem Zielindex abweicht.
Gleichzeitig besteht jedoch ein Kontrahentenrisiko. Wenn der Swappartner pleitegeht, ist die eventuell fällige Ausgleichszahlung verloren. Anleger bekommen dann nur die Rendite aus dem tatsächlichen ETF-Aktienkorb - und die kann meilenweit vom repräsentierten Index abweichen. Deshalb dürfen Swapgeschäfte maximal zehn Prozent vom Fondsvermögen ausmachen. Auf der anderen Seite besteht kein Ausfallrisiko, wenn sich der tatsächliche Aktienkorb des ETFs besser als der abgebildete Index entwickelt. Das Risiko von Swap-ETFs hängt deshalb auch von der Zusammensetzung des tatsächlichen Aktienkorb des ETFs ab.