52 Tierkrankenversicherungen im Test

Tierisch kompliziert

ÖKO-TEST Juli 2014 | | Kategorie: Geld und Recht | 27.06.2014

52 Tierkrankenversicherungen im Test

Krankheitsschutz gibt es auch für Haustiere. Tierhalter können ihren Hund oder ihre Katze versichern. Doch die Bedingungen sind schwer verständlich und haben viele Fallstricke. Zwischen den Anbietern gibt es zudem große Unterschiede.

Aus die Maus. "Die Axa Assistance hat Anfang 2012 ihre Tierkrankenversicherungen aus strategischen Gründen eingestellt", teilte uns Geschäftsführerin Luiza Savu-Bürger mit. Ende 2012 wurden zum Ärger der Kunden alle Verträge gekündigt. Bei einem anderen Anbieter unterzukommen, ist schwer, denn die Assekuranzen sind bei der Aufnahme der Tiere extrem wählerisch. Sie möchten nur gesunde Tiere versichern. Der Ausstieg der Axa aus dem Markt könnte mit unserem Mitte 2011 veröffentlichten Vorläufertest zusammenhängen. Damals hatte die Axa durchweg schlecht abgeschnitten. In die Marktlücke ist der Tiergarant-Versicherungsdienst gestoßen. Der Vermittler vertreibt seine Produkte unter dem Namen Petplan und ist für die niederländische Unigarant UVM Verzekeringsmaatschappij tätig. Das Marktpotenzial in Deutschland ist groß. "Wir gehen davon aus, dass weniger als fünf Prozent der in Deutschland lebenden Hunde und Katzen krankenversichert sind", schätzt Agila-Vorstand Patrick Döring. Damit gibt es noch über zehn Millionen potenzielle vierbeinige Kunden. ÖKO-TEST hat 52 Tarife von sechs Anbietern für den Krankenschutz von Hunden und Katzen intensiv auf ihre Leistungsstärke geprüft. Auch die Uelzener Versicherung stellte sich in diesem Jahr erstmals dem Test. Geholfen hat uns die langjährige Tierärztin Marietta Bartels aus Düsseldorf, mit der wir ein Fallszenario aus der täglichen Tierarztpraxis entwickelt haben. Tiere sind immer Privatpatienten. Laut Expertin Bartels rechnen viele Kollegen in Großstädten den dreifachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ab. Die so entstehenden Gesamtkosten für den Tierhalter wurden daher als Basis der Analyse festgelegt und mit den Leistungen aus dem Versicherungsschutz verglichen. Im Testfall sind ein Hund und eine Katze zwei Jahre lang gesund. Lediglich Vorsorgeuntersuchungen fallen an. Außerdem werden die Tiere sterilisiert. Im dritten Jahr erwischt es die Vierbeiner dann richtig. Sie müssen aufwendig ambulant behandelt und zweimal unter Narkose operiert werden.

Das Testergebnis

Einschränkungen im Kleingedruckten. Grundsätzlich gibt es bei Tierkrankenversicherungen Ausschlüsse, Wartezeiten, Selbstbeteiligungen, gedeckelte Versicherungssummen und unterschiedliche Leistungen. Das Kleingedruckte macht die Angebote zum Buch mit sieben Siegeln. Schutz gibt es zudem nur für gesunde Tiere. Werden später angeborene Krankheiten diagnostiziert, geht der Besitzer leer aus. Außerdem werden bestimmte Krankheiten zeitweilig oder ganz vom Schutz ausgeschlossen. Bei der Allianz gilt das immerhin für zwölf Erkrankungen 24 Monate lang.

Im schlechtesten Fall zahlen die Kunden drauf. In unserem Test gilt das für den Krankenschutz von Fressnapf bei Katzen und Hunden sowie für den Katzen-Voll-Schutz der Uelzener. Ursache sind die hohen Prämien, die Leistungen vollkommen auffressen. Während bei Fressnapf die magere Höchstleistung aus dem ersten Jahr von 500 Euro für Hunde und 250 Eu...

Testverfahren

Der Aufwand für die Behandlungskosten in drei Jahren auf Basis des dreifachen Satzes der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) diente als Benchmark für die einzelnen Tarife. Verglichen wurde, um wie viel günstiger ein versicherter gegenüber einem unversicherten Kunden abschneidet. Aus diesem Unterschied wurde eine Kostenübernahmequote in Prozent errechnet. Tarife, die über 45 Prozent Ersparnis bieten, bekamen den ersten Rang, über 30 den zweiten, über 15 den dritten, darunter den vierten. Die Daten wurden Ende Mai 2014 Februar aus Vergleichsrechner oder den Internetseiten der Anbieter entnommen und den Unternehmen zu einer Plausibilitätsprüfung zurückgespielt. Das Leistungsfallszenario: Hund und Katze sind in den ersten beiden Jahren gesund. Kosten entstehen nur für Vorsorge (Impfungen, Wurmkur etc.). Das ist schon deshalb realistisch, weil Tiere jung sind und die Versicherer nur gesunde Tiere annehmen. Außerdem werden die Tiere im ersten Jahr sterilisiert. Im dritten Jahr werden die Tiere ernstlich krank. Es werden aufwendige ambulante Behandlungen notwendig, außerdem muss das Tier zweimal unter Vollnarkose operiert werden. Insgesamt fallen folgende Kosten an: erstes Jahr Vorsorge: Hund 101 Euro / Katze 71 Euro; Sterilisation, nichtmedizinisch indiziert: Hündin 429 Euro / Katze 155 Euro; zweites Jahr Vorsorge: Hund 101 Euro / Katze 71 Euro; drittes Jahr Vorsorge: Hund 101 Euro / Katze 71 Euro; ambulante Behandlungen wegen Ohrenentzündung, Durchfall, Husten/Allergie, eingewachsener Kralle: Hund 806 Euro / Katze 565 Euro; erste Operation (komplizierte Fraktur): Hund 2.238 Euro / Katze 1.566 Euro; zweite Operation (Fremdkörper entfernen): Hund 672 Euro / Katze 470 Euro. Insgesamt fallen für den Hund 4.448 Euro und für die Katze 2.969 Euro. Die OP-Kosten allein belaufen sind für den Hund auf 2.910 Euro und für die Katze auf 2.036 Euro Euro. Anforderungen an die Tarife: Erhoben wurde die Bruttoprämie bei jährlicher Zahlung (ohne besondere Rabatte) für einen Einjahresvertrag für einen Beagle (14 kg, Schulterhöhe 37 cm) bzw. einen Schäferhund (30 kg, Schulterhöhe 63 cm) sowie für Katzen (Siam und Hauskatze, Mischling und Freigänger). Alle Tiere sind weiblich und am 1. Januar 2014 geboren. Sie sind gesund, haben einen Impfpass, einen Chip zur Erkennung und sind nicht sterilisiert.