Noch vor einem Jahr galten Riester-Fondssparpläne als Renner unter den Riester-Produkten. Dieser Trend hat sich seit der Finanzkrise gedreht. Zwar verkündete der BVI Bundesverband Investment und Asset Management Ende Oktober 2009, die staatlich geförderte Fondsrente sei auch während der Marktturbulenzen der vergangenen Quartale gefragt gewesen. "Das Erfolgsmodell der Riester-Rente mit Investmentfonds ist inzwischen voll etabliert", so BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seipp. Stolz verweist er darauf, dass mittlerweile insgesamt 2,5 Millionen Riester-Fondssparpläne abgeschlossen wurden - 300.000 mehr als noch vor zwölf Monaten. Doch ein Blick auf die nackten Zahlen hinter den Kulissen entlarvt die sprachlich geschickt verpackte Erfolgsmeldung als Zweckoptimismus. Der Absatz in den ersten neun Monaten 2009 ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 50 Prozent eingebrochen. Im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2007 sind es sogar fast 60 Prozent. Und auch viele Besitzer von Riester-Fonds hadern mit ihrem Schicksal. Denn der Blick auf die Kontoauszüge enttäuscht. Schwarz auf Weiß können insbesondere jüngere Sparer, die in stark aktienhaltige Sparpläne investiert haben, dort nachlesen, wie tief ihre Riester-Fonds während der Finanzkrise in die Miesen gerutscht sind.
Von den zweistelligen Renditen, mit denen vor allem Spitzenreiter-Fonds vor zwei bis drei Jahren noch glänzen konnten, ist in den meisten Fällen nicht viel übrig geblieben. Bleibt als schwacher Trost, dass die Kurserholung an den Börsen im Jahr 2009 zumindest einen Teil der Verluste aus 2008 wieder wettgemacht hat und dass an der Beitragsgarantie keinerlei Abstriche gemacht werden müssen. Denn bei Riester-Fondssparplänen ist eines sicher: Zum Rentenbeginn müssen auf jeden Fall alle eingezahlten Beiträge und Zulagen zur Verfügung stehen - ganz egal, wie sich die Börsen bis dahin entwickelt haben. Das schreibt der Gesetzgeber so vor - und notfalls müssen die Fondsgesellschaften dafür sorgen.
Die staatlich vorgeschriebene Kapitalgarantie ist nicht nur ein wichtiges Verkaufsargument seit Beginn der Finanzkrise. Mancher Anbieter hat im vergangenen Jahr auch auf seine Depotmitteilung vorsorglich nicht nur den aktuellen Wert der Fondsanteile draufgeschrieben, sondern auch wie hoch die bisher erreichte Mindestgarantie bereits ist. Das beruhigt und soll den Sparern den notwendigen Seelenfrieden geben, um Einzahlungen auch in schlechten Zeiten durchzuhalten. Hilfreich ist auch der Hinweis auf das Sicherheitsnetz, das der Staat um alle Fondssparpläne spannt: Selbst bei Zahlungsunfähigkeit der Anbieter ist das Geld nicht verloren, weil die Fonds Sondervermögen sind, die nur den Anlegern zustehen.
Dennoch gilt: Die Finanzkrise ist zur Bewährungsprobe für die aktienhaltige Vorsorge geworden. Dabei haben sich manche Riester- Fonds in den turbulenten Börsenzeiten gar nicht so schlecht geschlagen, wie die Untersuchung von ÖKO-TEST zeigt. Allerdings werden die Risiken deutlicher, die bei dieser Vorsorgeform aus dem Auf und Ab der Börse resultieren. Außerdem zeigt sich, wie wichtig die Umschichtung in sichere Rentenanlagen rechtzeitig vor Auszahlung ist. Wenn die Fondsmanager das Vermögen nicht sicher durch die Börsenturbulenzen manövrieren und zu Rentenbeginn rechtzeitig für Gewinnabsicherung sorgen, springt nur eine magere Zusatzrente heraus.
ÖKO-TEST hat in den vergangenen Jahren die Wertentwicklung von sieben Fondssparplanangeboten verfolgt, die bereits seit 2002 am Markt sind. Alle sieben Anbieter offerieren bei ihren Riester-Fonds jeweils unterschiedliche Anlagemischungen je nach Alter des Vorsorgesparers bei Vertragsbeginn. Wir haben deshalb durchgängig die Produktlinien für vier verschiedene Altersklassen (25, 35, 45 und 50 Jahre) unter die Lupe genommen und am Beispiel eines Durchschnittsverdieners (Sparer A mit 30.000 Euro Bruttojahresgehalt) und eines Gutverdieners (Sparer B mit 52.500 Euro Bruttojahresgehalt) über die Jahre hinweg getestet.
Das Testergebnis
Eine Note, aus der sich die Güte der Riester-Fonds auf einen Blick ablesen lässt, haben wir - anders als in früheren Jahren - diesmal nicht vergeben. Denn der Vergleich über die Jahre hinweg zeigt, dass die Testsieger immer wieder wechseln. Es gibt bislang keinen einzigen Riester-Fonds, der stets und in allen Börsenphasen gute Ergebnisse gebracht hat.
Am besten abgeschnitten hatten in der Vergangenheit bislang die stark aktienhaltigen Anlagemischungen für jüngere Sparer. Doch die sind in der Finanzkrise stark unter Druck geraten und der Langfristvergleich zeigt: Es gibt keinen einzigen Fondsmanager bei den Riester-Fonds, der diese Entwicklung rechtzeitig vorhergesehen hat. Der weltweite Kurssturz an den Börsen 2008 hat alle auf dem falschen Fuß erwischt - was dazu führte, dass die anfänglichen Testsieger im Krisenjahr auf einmal zu den Verlieren wurden oder sich bestenfalls im Mittelfeld wiederfanden. Der Grund: Die aktienhaltigen Anlagemischungen sind überwiegend für gute Börsenzeiten konzipiert. Sie bringen in Aufschwungphasen zwar üppige Erträge, bergen gleichzeitig aber hohe Verlustrisiken, wenn es an den Börsen kracht.
Einzig die beiden früheren Testsieger DWS-Top-Rente und Union Profi-Rente schafften es, bei den Anlagemischungen für 25-Jährige rechtzeitig gegenzusteuern und wenigstens allzu große Verluste zu vermeiden. So liegt die DWS-Top-Rente beim Vergleich vom Oktober 2009 zwar seit Mitte 2002 mit -0,79 Prozent (Sparplan B) bzw. -1,12 Prozent (Sparplan A) im Minus, die Uni Profirente bescherte jüngeren Vorsorgesparern in der Zeit seit Sommer 2002 ein Minus von 1,29 Prozent (Sparer B) bzw. 1,36 Prozent (Sparer A). Das klingt bitter, doch: Hätten die Sparer im gleichen Zeitraum komplett in den Dax investiert, läge ihr Minus bei über 5 Prozent. Deshalb haben die Manager von diesen beiden Riester-Fonds einen guten Job gemacht - und jüngere Sparer haben genug Zeit, die Verluste in guten Börsenzeiten bis zum Rentenbeginn mehr als wettzumachen.
Wer vor knapp acht Jahren dagegen die Deka-Bonus-Rente für 25-Jährige oder den HANSAgeneration-Plan für 25-Jährige abgeschlossen hat, der zunächst ausschließlich in den Hansa-Dynamik-Fonds investiert, hat mit seiner Altersvorsorge seither tiefe Verluste erlitten und im Schnitt pro Jahr ein Minus von 9,32 bis 9,39 Prozent (Deka-Bonus-Rente) oder 6,21 Prozent Verlust erzielt. Dabei glänzten auch diese beiden Riester-Fonds in guten Börsenzeiten mit überdurchschnittlichen Erträgen. Doch für schlechte Börsenzeiten waren sie offenbar nicht gerüstet. Anleger müssen folglich zweifeln, ob sie jenseits der Beitragsgarantie bis Rentenbeginn noch eine nennenswerte Wertsteigerung erwarten können.
Cominvest, die mittlerweile zur Allianz Global Investors-Gruppe (AGI) gehört, hat sich dagegen mit einer cleveren Politik einem Langfristvergleich entzogen: Weil Anleger bei ihrem Riester-Sparplan den Aktienfonds selber wählen können, meldete sie in den einzelnen Jahren immer nur Anlageergebnisse für wechselnde Fonds. Bis Ende 2007 meldete sie die Ergebnisse für das Cominvest Förderdepot mit dem europäischen Aktienfonds Fondiropa - und sicherte sich damit einen der vorderen Plätze. Denn der Fondiropa-Fonds ist vor allem für gute Börsenzeiten konzipiert. In der Krise schmierte er daher ab. Seither meldet Cominvest bzw. AGI daher nur die Ergebnisse bei Anlage in den deutschen Aktienfonds Fondak P oder den Mischfonds Cominvest Fondra. Beide Fonds hätten in den früheren Boomjahren nur mittelprächtige Ergebnisse geliefert. Die Zeit der Finanzkrise haben sie jedoch vergleichsweise gut bewältigt. Und das flexible Anlagekonzept des Mischfonds Cominvest Fondra ist für die derzeitige Börsensituation ideal. Das hat dem Cominvest-Förderdepot mit dem Fondra-Fonds beim letzten Test folgerichtig in allen Altersklassen gute bis sehr gute Testnoten beschert.
Die defensiveren Angebote für ältere Sparer vermochten dagegen schon in guten Börsenzeiten nicht zu überzeugen. In der Krise konnten sie Verluste zwar eher vermeiden. Doch mehr als 2,4 bis 2,9 Prozent Rendite pro Jahr (Cominvest Förderdepot mit dem Mischfonds Fordra) war bei den Anlagemischungen für 45- und 50-Jährige seit 2002 nicht drin. ¡ Riester-Fondssparpläne lohnen sich daher allenfalls für jüngere Sparer, die Rückschläge an den Börsen aussitzen können. Sie dürfen langfristig auf eine gute Rendite hoffen - vorausgesetzt, sie haben mit etwas Glück auf den richtigen Sparplan gesetzt. Denn die Beispiele zeigen: Bei den bislang angebotenen Riester-Fondssparplänen kommt es ganz entscheidend auf die Fondsauswahl und auf das Geschick des jeweiligen Fondsmanagers an. Je nach Börsenentwicklung liegt zudem mal der eine, mal der andere Sparplan vorn. Auf eine Gesamtnote haben wir deshalb verzichtet. Denn wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob jene Sparpläne, die heute vorne liegen auch morgen noch zu den Gewinnern gehören. Ein Wechsel im Management oder in der Anlagestrategie kann aus Testsiegern schnell Verlierer machen - und umgekehrt. Anleger kommen daher nicht umhin, vor dem Kauf eines Riester-Fondssparplans erst einmal zu prüfen, ob die gebotene Anlagemischung ihrer persönlichen Risikoneigung entspricht. Nur solche Riester-Fonds kommen überhaupt für den Kauf infrage.
Im zweiten Schritt sollten sie dann prüfen, wie der jeweilige Sparplan in den vergangenen acht Jahren abgeschnitten und vor allem wie er die Krise seit 2008 gemeistert hat. Im bisherigen Langfristvergleich haben hier nur die DWS Top-Rente und die Uni-Profirente akzeptable Ergebnisse geliefert. Dass die DWS-Top-Rente in den letzten beiden Jahren etwas besser als die Uni-Profi-Rente abschneidet, liegt einerseits an dem in Krisenzeiten flexibleren Management-Konzept. Andererseits hat die DWS allen Riester-Sparern seither angeboten, auf den kostengünstigeren Sparplan von DWS direct umzusteigen. Hier können die Riester-Fonds mit 50 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag erworben werden. Das schlägt sich auch bei der Rendite nieder.
Die sorgfältige Vorauswahl entbindet Riester-Fonds-Sparer aber nicht von der Mühe, ihr Riester-Fonds-Depot von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Nur wenn das Management im Vergleich zu den Mitbewerbern und der Börsenentwicklung konstant gute Ergebnisse liefert, lohnt es sich, dauerhaft dabeizubleiben. Ansonsten sollten sich Riester-Fondssparer nicht scheuen, den Anbieter eventuell zu wechseln oder den Sparplan beitragsfrei zu stellen. Denn bei dauerhaft schlechten Anlageergebnissen sind die Vorsorgegelder in einem Riester-Produkt mit weniger Anlagerisiko, wie Banksparplänen, im Zweifel besser investiert.
Rücktauschaktion
Aus Furcht vor Kursverlusten hat Union Invest bei vielen Riester-Sparern Ende 2008 die Reißleine gezogen: Just im Börsentief wurden ihre Aktienfondsanteile in den Rentenfonds umgeschichtet. Weil viele Kunden darüber verärgert sind, gibt es jetzt eine Rücktauschaktion. Wer will, kann sein Kapital wieder in den Aktienfonds einzahlen. Der Haken dabei: Der bisherige Plan muss gekündigt, ein neuer eröffnet werden. Und die Kapitalgarantie gilt dann nur noch für das aktuell vorhandene Kapital. Die erlittenen Verluste sind dagegen unwiderbringlich verloren.
Neue Vertriebsstrategie
Seit Allianz Global Investors die ehemalige Fondsgesellschaft der Commerzbank, Cominvest, übernommen hat, bieten die Fondsstrategen der Allianz nur noch das Cominvest FörderDepot als Riester-Fondssparplan an. Der Vertrieb der Allianz-dit-Fondsvorsorge wurde dagegen im Sommer 2009 eingestellt. Bestandssparer können die Allianz-Sparpläne jedoch weiterführen.
Kein Fondssparplan mehr
Auch die deutsche Postbank/BHW Invest hat den aktiven Vertrieb ihres Riester-Fondssparplans mit dem BHW Triselect Fonds eingestellt. Sie setzt stattdessen vermehrt auf ihre Riester-Rentenversicherung, die auch in fondsgebundener Variante erhältlich ist.