Baugeld wird immer billiger. Nach der historischen Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf 0,05 Prozent Anfang September sind die Finanzierungsbedingungen für Immobilien auf ein historisches Allzeittief gefallen. Obwohl die Preise für Häuser und Wohnungen überall anziehen und in Ballungsgebieten schon fast überteuert sind, ist der Erwerb der eigenen Wände dadurch für viele mittlerweile erschwinglich. Doch Vorsicht: Das billige Baugeld hat seine Kehrseite. Einerseits verlocken die niedrigen Zinsen zum Immobilienkauf. Andererseits treibt die wachsende Nachfrage die Preise.
Nicht nur Vermieter, sondern auch Eigenheimerwerber sollten daher vor der Unterschrift unter den Notarvertrag sorgfältig prüfen, ob Haus oder Wohnung auch in einer gefragten Region liegen, sodass der Wiederverkaufswert in späteren Jahren noch stimmt. Sonst kann es passieren, dass der Werteverfall höher ist als die ersparte Miete oder die erzielten Mieterträge, wenn später berufsbedingt oder im Alter ein Umzug und Verkauf des Hauses nötig wird.
Vielen Eigennutzern ist allerdings egal, wie sich die Preise entwickeln. Sie schauen nur auf das spottbillige Baugeld, mit dem sich der Traum vom eigenen Heim endlich erfüllen lässt. Auch das kann blauäugig sein, warnt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ist die Finanzierung zu knapp kalkuliert und die Zinsbindung zu kurz gewählt, können steigende Zinsen auch Eigennutzer aus der Bahn werfen und sie am Ende sogar um ihre Immobilie bringen. Denn wenn die Zinsen nach Ablauf der ersten Zinsbindungsfrist deutlich steigen, kann die Monatsrate für die Anschlussfinanzierung schnell explodieren. Hausbesitzer mit knappen Budget können die Last dann womöglich nicht mehr schultern. Deshalb sollte sich niemand blind von den Minizinsen zum Hauskauf verleiten lassen. Damit billiges Baugeld nicht zur Armutsfalle wird, müssen Lage und Ausstattung der Immobilie stimmen und die Finanzierung muss dauerhaft tragbar bleiben.
ÖKO-TEST hat den Markt für Baugeld unter die Lupe genommen und 62 Banken, Baugeldvermittler, Direktanbieter, Versicherungen und Bausparkassen jeweils um Angebote für zwei ganz konkrete Modellfälle gebeten. Anschließend wurden die günstigsten Kredite für Hypothekendarlehen mit 10- , 15- und 20-jähriger Zinsbindung sowie die preiswertesten Offerten bei Kombinationen der Bankkredite mit Förderdarlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aus über 200 Offerten ermittelt.
Das Testergebnis
So preiswert wie nie. Keine Frage: Die Baugeldzinsen haben ein neues Rekordtief erreicht. Kosteten Hypotheken mit zehn Jahren Zinsbindung vor Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 noch rund 5,28 Prozent Zinsen, so sind sie heute im Schnitt schon für 1,93 Prozent Effektivzins zu haben. Der Preis für Baugeld hat sich in den letzten sechs Jahren also um fast 64 Prozent verbilligt.
Preisvergleich spart. Trotz Minizinsen klaff...