Bio-Joghurt, Bio-Eier und -Äpfel landen oft im Einkaufskorb, bei Öko-Fonds greifen Anleger dagegen nur selten zu. Dabei ist das Angebot an nachhaltigen Aktien-, Renten- und Mischfonds riesig. Allein in Deutschland stehen Anlegern mittlerweile 433 Nachhaltigkeitsfonds zur Auswahl, die insgesamt ein Vermögen von knapp 85 Milliarden Euro verwalten. Betrachtet man den gesamten europäischen Markt stehen Grünanlegern sogar 1.853 Fonds mit einem Gesamtvermögen von 452 Milliarden Euro offen. Das zeigt: Aus den einstigen Nischenprodukten sind in Zeiten des Klimawandels längst Trendprodukte mit wachsender Bedeutung geworden.
Bleibt die Frage, warum derzeit fast überwiegend institutionelle Anleger bei grünen Geldanlagen zugreifen, während sich Privatanleger auffallend zurückhalten. Vertraut man einer Umfrage des Instituts für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI), sind es vor allem unzureichende Informationen über die Produkte (40,1 Prozent) und deren Wirkung (35,2 Prozent), die Verbraucher von grünen Geldanlagen abhalten. Ulrike Brendel, Leiterin des Projekts "Gut fürs Geld, gut fürs Klima" von der Verbraucherzentrale Bremen sieht das ähnlich. "Den meisten Verbrauchern ist der Markt zu intransparent. Viele wissen auch gar nicht, dass sie klimafreundlich und nachhaltig anlegen könnten. Denn in der herkömmlichen Bankberatung werden sie darauf nie hingewiesen", so Brendel.
Um die Finanzwirtschaft grüner zu machen und mehr Geld in nachhaltige Investments zu lenken, hat die EU-Kommission daher Anfang März einen ehrgeizigen Aktionsplan vorgelegt (Einzelheiten siehe Kasten S. 123). Dabei will sie unter anderem ein EU-Label für grüne Investmentfonds und Green Bonds entwickeln, das Anlegern die Produktauswahl leichter macht. Die nationalen Öko-Ratingagenturen in den EU-Staaten scharren im Hintergrund bereits mit den Hufen, um ihr jeweiliges System als Blaupause für ein neues EU-weites Siegel zu preisen. Denn Europa hat in den vergangenen 20 Jahren eine Vielzahl von Labels für grüne Geldanlagen auf den Markt gebracht, die bislang aber meist nur innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen gelten.
ÖKO-TEST hat 19 dieser ESG- oder SRI-Label unter die Lupe genommen und die jeweiligen Auswahlverfahren, Kriterien und Analysemethoden miteinander verglichen. Die wichtigsten Fakten dazu finden Sie in der Tabelle, die detaillierten Testergebnisse im Internet.
Das Testergebnis
Nichts als Nebel. Was Verbraucher wünschen, ist klar: Eine saubere Geldanlage, die gut für das Klima ist und obendrein Gewissheit bietet, dass mit dem Ersparten keine Rüstungsgüter, keine Atomenergie, keine Menschen- oder Arbeitsrechtsverletzungen, keine Kinderarbeit, keine Korruption und keine Umweltverschmutzung finanziert wird. Doch ein Gütesiegel, das ihnen die Auswahl eines solchen Produkts einfach macht, gibt es bislang nicht. Jedes Label setzt andere Schwerpunkte, arbeitet mit unterschiedlichen Methoden und stellt verschieden hohen Hür...