Wer sein Geld in Investmentfonds anlegen will, steht vor einem kaum lösbaren Problem. Über 8.000 unterschiedliche Fonds werden derzeit in Deutschland angeboten. Wie soll man unter diesen tausenden Produkten die besten finden? Hier bieten Fonds-Ratingagenturen ihre Hilfe an. Sie vergeben jedes Jahr Oscars für besonders erfolgreiche Investmentfonds. Die Preisverleihung steht dem Glamour in Hollywood mittlerweile kaum noch nach. Für die erfolgreichen Fonds und ihre Manager werden überall rote Teppiche ausgerollt. Denn mit Gewinnern können die Anbieter glänzend verdienen, wie hohe Mittelzuflüsse nach jeder Preisvergabe zeigen. Für unerfahrene Anleger sind die Einstufungen oft ein wichtiger Anhaltspunkt für die Kaufentscheidung.
Doch halten die preisgekrönten Fonds, was sie versprechen? ÖKO-TEST wollte es genauer wissen und hat die Testsieger von fünf Bewertungsagenturen aus den vergangenen vier Jahren unter die Lupe genommen. Untersucht haben wir insgesamt 137 Fonds. Die Preisträger aus den Kategorien internationale, europäische und deutsche Aktien- sowie flexible Mischfonds finden Sie hier im Heft, weitere auf www.oekotest.de
Das Testergebnis
Fehler im System: Unser Test zeigt, dass die Auszeichnungen zur Prognose der künftigen Wertentwicklung nicht taugen. Lediglich 15 der untersuchten 137 Gewinner konnten ihre exzellente Leistung dauerhaft halten. Das entspricht einer "Erfolgsquote" von bescheidenen 10,9 Prozent. Die restlichen 89,1 Prozent rutschen mehr oder weniger stark ab. Schon nach einem Jahr zählen 81,4 Prozent der Preisträger nicht mehr zu den Performancespitzenreitern. Knapp ein Viertel der prämierten Fonds ist sogar regelrecht abgeschmiert und schreibt mittlerweile rote Zahlen, was in allen untersuchten Fällen nicht nur an der Marktentwicklung liegt. Die vom Top- zum Flopperformer mutierten schneiden sogar schlechter ab als die Börsenbarometer (Indizes) der Märkte, in die sie investieren. Das nährt den Verdacht, dass die Manager bisweilen höhere Risiken eingegangen sind, um eine gute Bewertung zu erhalten. Eine solche Anlagepolitik rächt sich oft im Nachhinein: Performanceüberflieger leben in der ständigen Gefahr abzustürzen - und mit ihnen die Anleger.
Gütesiegel mit begrenzter Haltbarkeit. Dass Bewertungen nur begrenzte Haltbarkeit haben, müssen Anleger immer wieder recht schmerzhaft erfahren. Wer 2010 zum Beispiel in einen der "besten" Mischfonds wie den seinerzeit von Euro Fund Award gekürten M&W PrivatFonds investierte, hat in den vergangenen drei Jahren nur Verluste gemacht. Mit einem Minus von 16,57 Prozent schnitt er in den vergangenen zwölf Monaten sogar besonders schlecht ab.
Fund-Awards als Warnsignal? Die Wandlung vom Top zum Flop muss aber nicht einmal daran liegen, dass die falschen Fonds gekürt wurden oder die Manager versagen. Ein Grund dafür kann sogar die Verleihung des Preises sein. Weil sich Anleger um Produkte mit Top-Bewertung geradezu reißen, ...