Erster Platz", "Best-Preis-Garantie", "TÜV-geprüft", "Testsieger": Die Werbung mit Gütesiegeln und Testergebnissen hat auch bei Finanzdienstleistungen Hochkonjunktur. Schließlich wird die Orientierung bei Bank- und Versicherungsprodukten für Verbraucher durch ein ständig wachsendes Angebot zunehmend schwieriger. Mit "Brief und Siegel" versuchen sich die Anbieter daher aus der Masse herauszuheben.
Wer Kredite, Versicherungen oder Tagesgeldkonten vergleichen will, sieht sich deshalb mittlerweile nicht nur einem immer unübersichtlicher werdenden Produktangebot gegenüber, sondern auch einem ganzen Schilderwald höchst unterschiedlicher Prüfsiegel. Längst nicht alle Gütesiegel stammen von unabhängigen Institutionen. Zudem bleiben die Prüfkriterien oft im Dunkeln oder es werden eher Nebensächlichkeiten testiert. Kurz: Die meisten "Gütesiegel" sind mit Vorsicht zu genießen.
Bester Beweis sind die Auszeichnungen, die das Tagesgeldkonto der mittlerweile in Konkurs gegangenen isländischen Kaupthing Edge Bank 2008 erhielt - teilweise sogar noch wenige Wochen, bevor das Institut im Oktober seine Pforten wegen Zahlungsunfähigkeit schließen musste. Das Internetportal www.vergleich.de kürte das Konto zum Beispiel noch im August 2008 zum "Testsieger" bei den Tagesgeldkonten. Bei den Finanzinformationsdiensten www.Forium.de und www.Biallo.de schnitt die isländische Bank im Juli in "verbraucherfreundlichen Produktchecks" ebenfalls bestens ab. Bei Biallo blieb die Empfehlung sogar bis zum 5. Oktober 2008 online. "Da war die Islandkrise noch nicht virulent", redet sich Portalinhaber Horst Biallowons in einem Internetblog heraus. Zum Vergleich: ÖKO-TEST hatte bereits Ende Mai 2008 vor dem isländischen Institut gewarnt.
Ein Siegel ist kein Garant für Qualität
Zweifel an der Unabhängigkeit von Gütesiegeln ruft ein Blick auf Vergleichsportale im Internet wach, die vorgeben, Verbrauchern jeweils die günstigsten Angebote für Versicherungen, Geldanlagen, Kredite, Bankkonten und sonstige Finanzdienstleistungen herauszufiltern. Dabei werden anhand der Nutzerdaten entweder die Testsieger oder Best-Preis-Angebote im individuellen Vergleich gekürt. Oder die Portalbetreiber zeichnen einzelne Anbieter generell als Testsieger aus. Der Grund für solche Auszeichnungen ist simpel: Wenn ein Güte- oder Testsiegel das Angebot ziert, greifen Verbraucher schneller zu - und die meisten Portalbetreiber verdienen mit dem Preisvergleich schlicht ihr Geld. Sie vermarkten entweder die Vergleiche selbst oder sie verdienen Provisionen an der Weiterleitung potenzieller Kundendaten und -anfragen.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen stellte jedoch bei einer Stichprobe von Preissuchmaschinen fest, dass jeder dritte der angezeigten Bestpreise unpräzise oder falsch war. ÖKO-TEST verglich an einem einzigen Stichtag zehn Portale mit Ratenkreditangeboten. Ergebnis: Bei fast jedem Vergleichsportal wird ein anderes Institut als "Topanbieter" gekürt.
Jeder kürt einen anderen Testsieger
Die Investition in ein gut gestaltetes Vergleichsportal lohnt sich insbesondere, wenn die Website den Eindruck von erstklassigem und zuverlässigem Service bieten kann. Bei vielen Handelsplattformen im Internet ist daher auch die Werbung mit TÜV-Siegeln beliebt. Doch auch kommerzielle Marktforschungsunternehmen, Werbeagenturen und sonstige privatwirtschaftliche Unternehmen verdienen fürstlich an der Vergabe von Labeln und Gütesiegeln. In ihrer Außendarstellung sind die Zertifizierer deshalb nicht zimperlich. Sie präsentieren sich gerne als unabhängige Tester und Verbraucherschützer.
Im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen balgen sich inzwischen ein halbes Dutzend Zertifizierer um den Kuchen. Dem Deutschen Finanz Service Institut zufolge ist die Barmer die "beste Krankenkasse für Familien". Den "besten E-Mail-Service" bietet die AOK Westfalen-Lippe, so das Disq. Die BKK24 glänzt dem "Dostal"-Zertifikat zufolge durch "besonders herausragende Leistungen" in "Gesamtzufriedenheit, Freundlichkeit, Schnelligkeit". Die Service Rating GmbH bestätigt der Gmünder Ersatzkasse einen "exzellenten" Kundenservice.
Gemeinsam ist all diesen Auszeichnungen: Sie drehen sich meist weniger um harte, nachprüfbare Fakten denn um weiche, von den Versicherten kaum einklagbare Leistungen. Trotzdem gibt es am Ende immer die Testsieger, die Besten, die Herausragenden, die mit einem mehr oder eher weniger seriösen Siegel auf Kundenfang gehen dürfen. Wie es der TÜV Saarland zutreffend beschreibt: "Service tested" lasse sich "optimal für Marketingzwecke nutzen".