Ratgeber: Lust und Liebe

Höhenflug ohne Stress

ÖKO-TEST Kompakt Sex | | Kategorie: Freizeit und Technik | 06.07.2012

Ratgeber: Lust und Liebe

Sex ist nur gut, meinen die meisten, wenn beide zum Orgasmus kommen, am besten gleichzeitig. Solche Sexmythen verderben den Spaß. Wer im Bett auf Leistung schielt, verliert eher die Lust. Machen Sie sich keinen Stress. Genießen Sie den Sex auch ohne Höhepunkt. Das wirkt Wunder.

Es sei "wie eine Explosion, die einen in tausend kleine Stücke zerreißt und danach sofort wieder zusammensetzt", beschreibt die Exdomina und Berliner Erotikclub-Besitzerin Dominique das Hochgefühl. Andere nennen es "den ulitmativen Kick", vergleichen es mit der rasanten Schussfahrt in der Achterbahn oder dem Hochschnellen einer Feuerwerksrakete und deren funkelndem Abbrennen. Sicher ist jedenfalls: Ein Orgasmus ist der intensivste körperliche Genuss, den wir erleben können. Er kann pure Ekstase sein. Alle Sinne sind überwältigt, das Gefühl für Raum und Zeit verschwindet im Nichts.

Doch der Höhepunkt beim Sex ist nicht immer gleich. Orgasmen sind launisch und werden von jedem und jeder anders erlebt. Mal sind sie heftig und explosiv, lange und gigantisch, mal sind sie nach ein paar unspektakulären Zuckungen im Becken vorbei. Und dass Paare den Gipfel der Lust gleichzeitig erleben, ist eher selten. Genauer gesagt: Während die meisten Männer beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kommen, ist es nur ein Drittel aller Frauen.

Das ist nicht weiter schlimm. Unglücklicherweise fühlen sich viele Frauen beim Liebesspiel ausgerechnet dadurch gestresst, dass der Partner hartnäckig versucht, sie zum Höhepunkt zu bringen - mit welch ausgefeilten und anatomisch sinnvollen Techniken auch immer. Männer fühlen sich nämlich für die Höhenflüge ihrer Liebsten verantwortlich. So wird der Orgasmus zum Muss - und bleibt weg, mitunter auch bei Ihm.

Täuschen für die Treue

Damit er sich bestätigt fühlt, greifen Frauen schon mal zu Notlösungen. Sie täuschen den Orgasmus vor. Wie einfach das ist, hat schon vor Jahren der Film Harry und Sally bewiesen: Sally hechelt und stöhnt ihrem verblüfften Freund Harry mitten im vollbesetzten Café einen Orgasmus vor. Eine Frau am Nachbartisch bestellt daraufhin dasselbe, was Sally gerade verzehrt hat - in der Hoffnung auf eine ähnlich grandiose Wirkung. An die legendäre Filmszene erinnern sich viele, weil sie wunderbar humorvoll mit einem offenbar üblichen Trick umgeht. So haben verschiedene Studien gezeigt, dass etwa 50 bis 60 Prozent der Frauen Orgasmen vortäuschen.

Erst kürzlich bestätigten dies Forscherinnen an der Columbia Universität in New York. Sie befragten 453 Frauen zwischen 18 und 46 Jahren, die mindestens sechs Monate liiert waren. Die meisten, so zeigte sich, schauspielern, um die Gefahr zu bannen, dass ihr Partner ihnen untreu wird. Mit dem Fake hofften sie, das Interesse und Begehren des Mannes wachzuhalten. In einer älteren Studie der Berliner Charité hatte ein Viertel der Betrügerinnen noch einen anderen Grund angegeben: Die Frauen wollten seinen Orgasmus beschleunigen.

An den Mythen rund um den Orgasmus ist der Urvater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, nicht ganz unschuldig. Er war der Meinung, Frauen, die ihre Klitoris stimulieren, um zum Orgasmus zu kommen, seien noch in einem frühen Stadium der Sexualität verhaftet. Erwachsene Sexualität...