Fleischproduktion

Lidl kennzeichnet Tierhaltung

| Kategorie: Essen und Trinken | 16.02.2018

Fleischproduktion

Viele Verbraucherschützer - so auch ÖKO-TEST - fordern seit Jahren eine einheitliche, einfache Kennzeichnung der Tierhaltung auf Fleischprodukten. Analog zu Eiern könnten die Hersteller dies auch bei Fleisch umsetzen. Die Gesetzgebung kommt dieser Forderung nicht nach, und so hat Lidl nun als erster großer Lebensmittelhändler selbst ein System zur Kennzeichnung der Tierhaltung entwickelt. Ab April 2018 will Lidl alle Frischfleischprodukte vierstufig kennzeichnen. 1 steht dabei für eine Tierhaltung, die nicht über den gesetzlichen Standard hinaus geht, 2 für etwas mehr Platz im Stall als gesetzlich vorgegeben, 3 für Auslauf, gentechnikfreies Futter sowie mindestens 30 Prozent mehr Platz im Stall und 4 für Bio-Haltung, die ja ohnehin mindestens mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet ist. Zu Beginn werden die meisten Produkte mit der 1 gekennzeichnet sein, weil die meisten konventionellen Produkte bisher keine bessere Tierhaltung bieten als der Gesetzgeber ohnehin vorschreibt. Lidls Ziel: Bis Anfang 2019 soll mindestens die Hälfte der Frischfleischprodukte mit Stufe 2 oder höher gekennzeichnet sein. Das finden wir gut: Es ist ein guter erster Schritt, dem andere Lebensmittelhändler sich anschließen sollten. Das System ist einfach und verständlich und lehnt an die bereits erfolgreiche Kennzeichnung von Eiern an. Unsere Einschätzung: 1. Das sehen wir kritisch: Verbesserungspotenzial sehen wir, was die Kriterien für die Stufen angeht. Die Stufe zwei ("etwas mehr Platz") ist aus unserer Sicht zu nah an den gesetzlichen Mindeststandards. Lidl will sich hier auf die Initiative Tierwohl berufen, die aus unserer Sicht nicht weit genug geht. Die Stufe 3 hebt sich da deutlich mehr ab, weil die Tiere Auslauf bekommen und immerhin 30 Prozent mehr Platz. Wir vermissen allerdings Regelungen zu Amputationen (Schwänzekürzen bei Schweinen, Schnabelkürzen bei Hühnern und Puten) und zur Anbindehaltung von Kühen. Problematisch könnte es zudem werden, wenn zu viele verschiedene Kennzeichnungssysteme entwickelt werden, durch die Verbraucher dann wiederum den Überblick verlieren könnten. Deswegen sehen wir eigentlich den Gesetzgeber in der Pflicht, ein solches System zu entwickeln. Weil die Politik hier aber bisher nicht gerade durch Aktionismus glänzt, ist es gut, dass der Handel vorprescht.