Volvic: Lammsbräu klagt gegen Danone

Jetzt meldet sich das SGS Institut Fresenius zu Wort

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 08.01.2019

Volvic: Lammsbräu klagt gegen Danone

Die kleine Ökobrauerei Neumarkter Lammsbräu aus der Oberpfalz legt sich mit dem Danone-Konzern an: Das Fresenius-Siegel „Premiummineralwasser in Bioqualität“ von Volvic sei irreführend. Im Dezember hat Lammsbräu gegen Danone geklagt. Jetzt kritisiert SGS Institut Fresenius das Vorgehen.

Das Geschäft mit Mineralwasser boomt, die Konkurrenz auf dem Mineralwasser-Markt ist riesig. Kleine regionale Anbieter wetteifern mit den großen globalen Marken im Kampf um Marktanteile. Jetzt hat der Bio-Pionier Neumarkter Lammsbräu Danone den Kampf angesagt: Lammsbräu kritisiert den Aufdruck, der Volvic-Flaschen ziert: „Natürlich Bio“ und „Premiumwasser in Bio-Qualität“ ist da zu lesen. Lammsbräu findet die Aufdrucke irreführend.

„Volvic ist kein Bio-Mineralwasser und trägt nur ein Schein-Bio-Siegel“, so Susanne Horn, Geschäftsleitung von Neumarkter Lammsbräu.

Lammsbräu: Volvic fehlt die Bio-Reinheit

Neumarkter Lammsbräu hat Ende Dezember stellvertretend für die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser und zahlreiche mittelständische Mineralbrunnen Klage beim Landgericht Frankfurt/Main gegen die deutschen Tochtergesellschaften der internationalen Großkonzerne Danone und SGS (SGS Institut Fresenius) eingereicht. Grund ist die irreführende Verwendung des Labels „Natürlich Bio“ und des von Fresenius an seine Kunden verliehenen Schein-Bio-Siegels „Premiummineralwasser in Bio-Qualität“ beim Danone-Produkt Volvic.

Hierauf hatte Lammsbräu schon in einer Abmahnung gegen Danone im November aufmerksam gemacht und zur Unterlassung aufgefordert. "Da Danone bisher nicht bereit war, auf die Nutzung der irreführenden Aussagen und das Schein-Bio-Siegel zu verzichten, ist zum Schutz der Verbraucher und der Bio-Prinzipien jetzt Klage geboten", begründet das Unternehmen seinen Schritt. „Die Richtlinien von SGS Institut Fresenius lassen genauso viele Rückstände von Pestiziden und ihren Abbauprodukten zu wie die Regelungen für konventionelles Mineralwasser", kritisiert Susanne Horn.

Nicht jedes Mineralwasser ist bio

Der Begriff bio ist bei Lebensmitteln geschützt. Mineralwasser ist aber nicht automatisch bio, nur weil es ein reines Naturprodukt ist. Unter bestimmten Bedingungen darf auch Mineralwasser das Bio-Label tragen. Der Bundesgerichtshof hat 2012 entschieden, dass Mineralwasser dann bio ist, wenn es mit deutlich weniger Schadstoffen belastet ist als konventionelles Mineralwasser. 

Deshalb schützen Abfüller von Bio-Mineralwasser wie auch Neumarkter Lammsbräu ihre Quellen und sorgen dafür, dass in der Quell-Umgebung Öko-Landbau betrieben wird. 

Vorwurf des Greenwashing

Lammsbräu bemängelt bei Volvic zudem fehlende Transparenz, Unabhängigkeit bei der Überwachung und Zertifizierung sowie den für ein Bio-Siegel nicht ausreichenden Umwelt- und Wasserschutz des Konzerns

Der Getränkeproduzent spricht in dem Zusammenhang von Greenwashing. „Im Interesse der Verbraucher, die nicht getäuscht werden dürfen, sehen wir uns in der Pflicht, die Bio-Idee und die damit verbundenen Prinzipien gegen Angriffe zu schützen. Gerade wenn es um unser wichtigstes Lebensmittel, das Wasser, geht. Es kann nicht sein, dass dieselben Konzerne, die mit ihrer Produktpalette die Umweltzerstörung durch die konventionelle Landwirtschaft mitverursachen, jetzt mit genau auf ihre Bedürfnisse zurechtgestutzten Schein-Bio-Siegeln den Eindruck erwecken wollen, Teil der Bio-Lösung zu sein. Hiergegen müssen wir uns alle gemeinsam wenden.“ 

Nächste Runde der Auseinandersetzung: Fresenius verteidigt sich

Nun hat das SGS Institut Fresenius, das die beanstandeten Siegel vergeben hatte, das Vorgehen von Lammsbräu kritisert. In einem offenen Brief an die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser wünscht sich Fresenius den fachlichen Austausch: „Lassen Sie uns in einen fachlichen Diskurs einsteigen statt in die juristische Konfrontation. Denn wir beide haben dasselbe Ziel: Die nachhaltige und ressourcenschonende Nutzung aller natürlichen Mineralwasservorkommen.“ Deshalb lade man den Bio-Pionier Lammsbräu zu einem Treffen am 8. Januar 2019 ein.

Das SGS Institut Fresenius teilte auch mit, dass die Vorwürfe haltlos seien und das Institut seinerseits juristische Schritte gegen Lammsbräu prüfe. Der eingereichten Klage sehe Fresenius dagegen gelassen entgegen: "Unser anspruchsvoller Prüfkatalog wird jederzeit einer gerichtlichen Prüfung standhalten und scheut keinen Vergleich mit anderen Siegeln."

Quellen: www.lammsbraeu.de / www.qualitaetssiegel.net

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