19 Vanilleeis im Test

Gib mir die Kugel!

ÖKO-TEST Juli 2018 | | Kategorie: Essen und Trinken | 28.06.2018

19 Vanilleeis im Test

Sahne, Milch, Zucker, Ei und Vanille - fertig ist das Vanilleeis, oder? Leider hat Industrieeis oft wenig mit dieser Rezeptur gemein. Stattdessen nutzen viele Hersteller Tricks, um das Eis möglichst billig zu machen. Darunter: viel Luft und wenig Vanille.

Manchmal sagen Zutatenlisten mehr als viele andere Worte. Diese Zutatenliste ist so eine: "Entrahmte Milch, Glukosesirup, Glukose-Fruktose-Sirup, Kokosfett, Zucker, Molkenerzeugnis, Vanilleschoten, Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Stabilisatoren Johannisbrotkernmehl und Carrageen, natürliches Vanillearoma, Farbstoff Carotine" - steht auf einer Vanilleeispackung im Test. Und dazu gibt es, natürlich nicht deklariert: 120 Prozent Luft. Mit der verklärten Sahne-Milch-Zucker-Ei-Vanille-Romantik hat diese, ziemlich durchschnittliche, Rezeptur nur wenig gemein. Aber warum bietet kaum ein Hersteller ein Eis mit nur fünf Zutaten an? Weil die fünf Zutaten teuer sind. Billig sind hingegen die Tricks, die viele Hersteller anwenden, um den Preis zu drücken.

Trick Nummer 1: Viel Luft

In den meisten Produkten steckt ein Luftaufschlag von mehr als 100 Prozent. Heißt: mehr Luft als Eis. Viel Luft macht das Eis cremig - und günstig. Denn durch die Luft steigt das Volumen, und aus 500 Gramm werden schnell 1.000 Milliliter und mehr. Erst einmal kein Problem, schließlich schadet Luft niemandem. Ein Problem sehen wir aber, wenn die Hersteller versuchen, mit der Luft zu tricksen. So geben einige die Nährwerte wie Zucker und Fett pro 100 Milliliter an. Das hat zwei "Vorteile": Die Verbraucher können die Angabe nicht nachmessen. Und weil 100 Milliliter oft nicht mehr als 50 Gramm sind, wirken die Kalorien-, Fett- und Zuckergehalte viel geringer als sie tatsächlich sind. Auch den Preis berechnen die Anbieter pro 100 Milliliter. Und so erscheinen die Sorten mit viel Luft viel günstiger.

Trick Nummer 2: Wenig Vanille

Früher war mehr Vanille - das sind nicht bloß geschönte Kindheitserinnerungen. Denn heute ist echte Vanille teuer. Ziemlich teuer. Der Preis für die schwarzen Schoten ist in den vergangenen Jahren extrem gestiegen; derzeit liegt er bei rund 600 Euro pro Kilo. Damit ist Vanille eines der teuersten Gewürze der Welt. Tropenstürme und politische Unruhen in einigen Anbauländern sind die Ursachen für den Preisanstieg - und der zieht einen Qualitätsverfall nach sich. Denn die Bauern ernten immer früher, weil sie Angst vor Diebstählen haben. Das "schwarze Gold" ist begehrt und deswegen wird es geklaut - lange bevor es wirklich reif ist. Die Schoten beginnen allerdings erst sehr spät, ihr volles Aroma zu entwickeln. Deswegen kommen immer mehr Schoten mit sehr geringen Vanillingehalten auf den Markt. Das Problem der Hersteller: Sie bezahlen mehr und bekommen weniger.

Trick Nummer 3: Billige Zutaten

Milch, Sahne und Zucker - das war einmal. Ein Blick auf die heutigen Rezepturen offenbart: Statt Milchfett setzen viele Hersteller Kokosfett ein. Milchfett kostet zwar mehr, ist aber ernährungsphysiologisch wertvoller, weil es sich leichter verdauen lässt. Immerhin: Das ökologisch bedenkliche Palmfett taucht nur noch selten auf den Zutatenlisten auf. In vielen Vanilleeisrezepturen steck...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Sommer, Sonne, Eis - und das liebste Eis der Deutschen ist das Vanilleeis. Deswegen haben wir 19 Vorratspackungen Vanilleeis in den großen Supermärkten, Discountern und Bio-Märkten eingekauft.

Die Inhaltsstoffe

Erst einmal haben wir prüfen lassen: Steckt eigentlich genug Vanille im Eis? Oder haben die Hersteller den Geschmack mit Aromen aufgepeppt? Außerdem wollten wir wissen, wie viel Luft die Hersteller in die Packungen pumpen und wie zuckrig das Eis ist. Auch auf Schadstoffe haben wir untersuchen lassen: Fettschadstoffe standen auf der Prüfliste der Labore, weil die eingesetzten Pflanzenfette damit verunreinigt sein können. Mineralöl kann zum Beispiel ins Produkt gelangen, wenn die Rohstoffe während der maschinellen Produktion in Kontakt mit Schmierölen kommen.

Die Bewertung

Wenn Hersteller so gut wie keine Vanille einsetzen, kann ihr Produkt nicht besser als "befriedigend" abschneiden. Mineralöl hat in Lebensmitteln nichts zu suchen. Weil die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH noch bedenklicher sind als die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/POSH, bewerten wir jene strenger. Bei viel Luft im Eis drücken wir ein Auge zu - aber nur, wenn die Hersteller nicht versuchen, damit zu tricksen. Wenn sie zum Beispiel die Fett- und Zuckergehalte damit kleinrechnen, kritisieren wir das unter den Weiteren Mängeln.