480 Risikolebensversicherungen im Test

Todernst

ÖKO-TEST August 2015 | | Kategorie: Geld und Recht | 31.07.2015

480 Risikolebensversicherungen im Test

Eine Risikolebensversicherung ist für Familien mit finanziellen Verpflichtungen unverzichtbar. Unser Test zeigt: Sie ist auch bezahlbar.

Mehr als 24.000 Menschen, die 1985 in Deutschland geboren wurden, werden ihren 40. Geburtstag nicht feiern können, weil sie vorher durch Unfall oder Krankheit sterben. Den 50. erleben sogar mehr als 32.000 Menschen nicht, so eine Schätzung auf Daten des Statistischen Bundesamts. Jeder dieser frühen Todesfälle kann für die hinterbliebenen Partner und Kinder zum finanziellen Problem werden, vor allem wenn der Haupternährer stirbt. Dabei kann man über eine Risikolebensversicherung vorsorgen. Sie bietet bereits nach Zahlung der ersten Prämie Schutz. Dafür gibt es kein Geld zurück, wenn der Ernstfall in der Laufzeit nicht eintritt. "Als reiner Risikoschutz ist der Vertrag günstig", erläutert Versicherungsberater Georg Pitzl aus Bobingen. Ziel der Versicherung ist es, den Hinterbliebenen möglichst lange den gewohnten Lebensstandard zu sichern. Dafür reichen die üblichen Versicherungssummen allerdings nicht. Noch 2013 hatten die Deutschen ihr Leben im Schnitt mit lediglich 67.572 Euro versichert, wie eine Erhebung des Branchenblatts Map-Report zeigt. "Damit kommt man nicht weit", so Chefredakteur Reinhard Klages. Er rät, mindestens das Bruttoeinkommen von fünf Jahren abzusichern, dazu die Verpflichtungen aus einem Immobilienkredit. Mit einem Einkommen von 3.000 Euro und einer Hausfinanzierung von rund 1.000 Euro pro Monat, liegt der Absicherungsbedarf bei rund 240.000 Euro. Das Problem: Wer erst einmal mit geringeren Summen einsteigt und später aufstocken möchte, kann das nicht ohne Gesundheitsprüfung. Wer dann krank ist, muss mit einem Risikozuschlag oder gar eine Ablehnung rechnen. Daher sollte man sich frühzeitig ausreichend absichern. Sogenannte Nachversicherungsgarantien, mit denen heute Komfortverträge ausgestattet sind, reichen nicht immer.

ÖKO-TEST hat den Markt der Risikolebensversicherungen unter die Lupe genommen. Unterstützt wurden wir dabei von Versicherungsberater Georg Pitzl. Untersucht und beurteilt wurden acht Modellfälle von 60 Anbietern. Somit kamen insgesamt 480 Tarife auf den Prüfstand. Eine ganze Reihe von Versicherern hat die Verifizierung oder Ergänzung der am Markt erhobenen Daten verweigert. Die Ergebnisse haben wir trotzdem dargestellt. Einen Bewertung muss aber entfallen, denn die Ergebnisse sind mit Unsicherheiten behaftet.

Das Testergebnis

Enorme Preisunterschiede. Insgesamt sieben der bewerteten Versicherer bieten einem 30-jährigen kaufmännischen Angestellten (Frau oder Mann, da es nur noch Unisex-Tarife gibt), der nicht raucht, eine Todesfallleistung von 250.000 Euro für eine Jahresprämie von weniger als 200 Euro an. Dagegen verlangt die Ergo Leben von der Musterfall-Kauffrau mit 419 Euro fast dreimal so viel wie der günstigste Anbieter.

Meist Onlinetestsieger. 37 der untersuchten und bewerteten 328 Tarife erreichten den ersten Rang. Absoluter Testsieger ist die Community Life. Das Start-up, hinter dem die Swiss-Re-Tochter Iptiq Life aus Luxemburg steckt, ist...

Testverfahren

Zu Ermittlung der Gesamtnote wurde die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Zahlbeitrag sowie zwischen höchstem und niedrigstem Tarifbeitrag für die einzelnen Modellfälle in vier gleich große Klassen geteilt (Note 1 = sehr niedrig bis Note 4 = erhöht). Außerdem wurden für die Zusatzleistungen insgesamt bis zu 15 Punkte vergeben und die Differenz zwischen 0 und 15 Punkten in sechs gleich große Klassen geteilt (Noten 1 bis 6). Zwei Punkte gab es für eine Nachversicherungsgarantie im Modellfall von insgesamt mehr als 20 Prozent der Versicherungssumme über alle Anlässe. Je einen Punkt gab es für eine Nachversicherungsgarantie im Modellfall von insgesamt bis 20 Prozent der Versicherungssumme über alle Anlässe, für eine Nachversicherungsgarantie bei Heirat, bei Eintragung einer Lebenspartnerschaft, bei Geburt eines Kindes, bei Adoption eines Kindes, bei Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie, bei Abschluss des Studiums, bei Abschluss der Berufsausbildung, bei bestandener Meisterprüfung, bei Eintritt in die Selbstständigkeit, bei starker Erhöhung des Bruttoeinkommens, für die Möglichkeit der vorzeitigen Auszahlung der Versicherungssumme bei schwerer Krankheit, für die Möglichkeit zur Verlängerung des Versicherungsschutzes ohne Gesundheitsprüfung, für Teilzahlung bei Einstufung in eine Pflegestufe. Außerdem wurde die prozentuale Differenz zwischen Tarifbeitrag und Zahlbeitrag ermittelt. Die Differenz zwischen höchster und niedrigster Differenz in den einzelnen Modellfällen wurde in sechs gleich große Klassen geteilt (sehr niedrig bis sehr hoch). In die Gesamtnote flossen jedoch nur der Zahlbeitrag (60 Prozent), der Tarifbeitrag (30 Prozent) und die Zusatzleistungen zu 10 Prozent ein. Die Daten wurden durch den Versicherungsberater Georg Pitzl von der Firma RiVer Risiko- und Versicherungsmanagement ermittelt sowie am Markt erhoben und den Versicherungsunternehmen für eine Verifizierung zurückgespielt.

Anforderungen an die Tarife: Ausgewählt zum Test wurden grundsätzlich nur Risikolebensversicherungen, die unabhängig von einem anderen Vertrag abgeschlossen werden können und eine gleichbleibende Versicherungssumme bieten. Als Überschusssystem haben wir die Beitragsverrechnung gewählt. Hier ist die gewünschte Versicherungssumme garantiert, die Beitragshöhe nicht. Die Überschüsse reduzieren den maximal möglichen Jahresbeitrag auf den aktuellen Zahlbeitrag. Um die Vergleichbarkeit der Berechnungen zu gewährleisten, sind alle Personen am 1. September geboren; der Versicherungsbeginn ist der 1. September 2015; die Beitragszahlung ist jährlich. Die Modellkunden sind verheiratet, haben Kinder (Familie), keine gefährlichen Hobbys und kein Übergewicht (Body-Mass-Index 25). Profile: kaufmännische Angestellte - Modellfall 1: 30-Jährige(r), Versicherungssumme 250.000 Euro, Laufzeit 25 Jahre - Nichtraucher seit mindestens drei Jahren; Modellfall 2: 30-Jährige(r), Versicherungssumme 250.000 Euro, Laufzeit 25 Jahre - Raucher; Modellfall 3: 40-Jährige(r), Versicherungssumme 300.000 Euro, Laufzeit 15 Jahre - Nichtraucher seit mindestens drei Jahren; Modellfall 4: 40-Jährige(r), Versicherungssumme 300.000 Euro, Laufzeit 15 Jahre - Raucher; Dachdecker - Modellfall 5: 30-Jährige(r), Versicherungssumme 250.000 Euro, Laufzeit 25 Jahre - Nichtraucher seit mindestens drei Jahren; Modellfall 6: 30-Jährige(r), Versicherungssumme 250.000 Euro, Laufzeit 25 Jahre - Raucher; Modellfall 7: 40-Jährige(r), Versicherungssumme 300.000 Euro, Laufzeit 15 Jahre - Nichtraucher seit mindestens drei Jahren; Modellfall 8: 40-Jährige(r), Versicherungssumme 300.000 Euro, Laufzeit 15 Jahre - Raucher.