13 Luftmatratzen im Test

S. O. S.

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2011 | | Kategorie: Freizeit und Technik | 07.01.2011

13 Luftmatratzen im Test

Mit Luftmatratzen können Kinder wie Erwachsene viel Spaß haben. Angesichts der Ergebnisse unseres Tests geht man aber besser ohne Plastik zum Planschen. Nur ein Produkt war halbwegs in Ordnung.

An die drei Wochen Urlaub am Mittelmeer, als ich sieben Jahre alt war, habe ich eine Erinnerung, die alle anderen überstrahlt: das kleine, aufblasbare "Surfbrett". Es hatte einen blauen und einen roten Streifen und konnte eigentlich nur ein, bestenfalls zwei Kinder tragen. Meine Freundinnen und ich verbrachten trotzdem ganze Tage damit, zu versuchen, zu dritt darauf zu sitzen oder - noch besser - zu stehen. Immer, wenn wir es fast geschafft hatten, flutschte das "Brett" weg oder sank oder es kam eine Welle, die uns alle drei plus Unterlage einmal kräftig würfelte. Es war einer der besten Urlaube.

Leider haben sich Luftmatratzen und ähnliche Produkte in vergangenen Tests fast immer als hoch schadstoffbelastet erwiesen. Wir wollten wissen, ob sich die Lage mittlerweile gebessert hat und haben 13 Luftmatratzen in die Labore geschickt.

Das Testergebnis

Bis auf eine Matratze fallen alle mit "ungenügend" durch. Obwohl die bedenklichen Phthalatweichmacher inzwischen in Spielzeug gesetzlich reglementiert sind, wurden sie in einigen Produkten wieder in rauen Mengen nachgewiesen. Und die von ÖKO-TEST beauftragten Labore deckten noch allerlei andere Probleme auf.

In jeweils vier Luftmatratzen stecken erhöhte und stark erhöhte Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Viele PAK gelten als krebserregend. Sie können über die Haut aufgenommen werden. In Produkten mit Hautkontakt haben sie deshalb nichts zu suchen, schon gar nicht, wenn fast der ganze Körper mit der Luftmatratze in Berührung kommt.

Die The Wet Set 18-Taschen Liege-Matratze, die Blue Shark Fun Luftmatratze und die Sevylor Wasser-Hängematte Fisch enthalten große Mengen des bedenklichen Weichmachers Diisononylphthalat (DINP). Die untersuchten Mischproben aus Matratzenmaterial und Ventil bestanden zu 20 bis über 30 Prozent aus DINP. In dem Produkt von Sevylor wurden auch noch mehr als 0,1 Prozent des als fortpflanzungsgefährdend eingestuften Phthalats DEHP nachgewiesen. DINP darf in Spielzeug, das in den Mund genommen werden kann, DEHP in Spielzeug generell nicht zu mehr als 0,1 Prozent enthalten sein.

Welche Luftmatratzen als Spielzeug gelten und welche nicht, ist allerdings nicht klar geregelt. Manche Untersuchungsbehörden würden die Frage nach der Größe der Luftmatratze beurteilen, andere schauen sich die Aufmachung an und ob das Produkt etwa in einer Spielwarenabteilung angeboten wird. Wir sind der Ansicht, dass alle Luftmatratzen im Test für Kinder ansprechend sind. Unabhängig von der Frage, ob gegen Gesetze verstoßen wird oder nicht, werten wir die stark erhöhten Gehalte an den bedenklichen Phthalaten deshalb um fünf Noten ab.

Anders als noch vor fünf Jahren stecken Phthalate immerhin nicht mehr in allen PVC-Luftmatratzen. Acht Prüflinge waren frei davon. Die Anbieter haben auf alternative Weichmacher wie DINCH oder DEHT umgestellt. Diese sind im Vergleich die bessere Alternative, al...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben gängige Modelle für Wasser und Strand eingekauft, die Eltern auch für ihre Kinder aussuchen könnten. Eine "Sonnenbräuner"-Matratze, die durch Spiegelungen noch mehr schädliche UV-Strahlung auf die Haut werfen soll, gehört nicht dazu — auch wenn es sie bei einem Spielzeugversender gegeben hätte. Die meisten Luftmatratzen zum Einsatz im Wasser bestehen nach wie vor aus PVC. Als mögliche Alternative haben wir eine Gummimatratze mit Baumwollbezug mit in den Test genommen. Die Preise der getesteten Luftmatratzen bewegen sich zwischen 3,99 und 23,50 Euro.

Die Inhaltsstoffe

Das Prüfprogramm war umfangreich: Nicht immer ist auf Luftmatratzen das Material angegeben. Wir haben also als Erstes analysieren lassen, ob in den Matratzen PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe stecken. Ohne Weichmacher wäre PVC hart und spröde, weshalb wir natürlich nach Phthalaten und anderen Weichmacher fahnden ließen. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) werden manchmal absichtlich eingesetzt, etwa als Schädlingsbekämpfungsmittel während des Transports, oder verbleiben als Rückstände aus billigeren Weichmacherölen in den fertigen Kunststoffen. Isophoron ist ein (technisch eigentlich weitgehend vermeidbarer) Rückstand aus Druckfarben. Giftige zinnorganische Verbindungen werden in PVC unter anderem eingesetzt, um den Kunststoff stabil gegen die Einwirkung von Licht und Hitze zu machen.

Die Bewertung

Bei stark erhöhten Gehalten von Phthalaten oder PAK war klar: Die Luftmatratze ist durchgefallen und definitiv nicht empfehlenswert, auch wenn sie den gesetzlichen Anforderungen genügt. Andere Substanzen bewerteten wir weniger streng, zumal sich die Gehalte, etwa an zinnorganischen Verbindungen, noch in Grenzen hielten. Unter Weitere Mängel gab es Punktabzüge, wenn auf der Luftmatratze der wichtige Warnhinweis fehlte, dass Kinder sie nur in flachem Wasser und unter Aufsicht von Erwachsenen nutzen sollten.